mica-Interview mit Crystal Soda Cream

Theresa Adamski, Philipp Forthuber und Sebastian Ploier bilden das Trio Crystal Soda Cream. Hinter diesem undurchschaubaren Bandnamen verbirgt sich eine waschechte Post Punk Formierung. Auf ihrem Debütalbum „Escape From Vienna“ spielen sie gekonnt mit Lo-Fi und düsteren Melodien. Philipp Forthubers Stimme schwebt dabei wie der Geist des jungen Robert Smith durch die nebeligen Soundkulissen. Im Gespräch mit Anne-Marie Darok sprechen die drei über ihre verschiedenen Ansichten zu dem Genre Post Punk, dem Frustablassen durch Songtexte und ihrem „süßen“ Bandnamen.

Wie habt ihr euch kennengelernt und entschieden, dass ihr gemeinsam Musik machen wollt?
Sebastian: Wir haben 2010 unser erstes Konzert gespielt, aber da hatten wir noch einen anderen Schlagzeuger. Und auch unser Sound war anders. Es hat dann ein-zwei Jahre gedauert bis wir unseren Stil gefunden haben. Dann hat unser Schlagzeuger leider einen Bandscheibenvorfall gehabt und Theresa ist spontan eingesprungen. Innerhalb gefühlter fünf Tage hat sie Schlagzeug spielen gelernt. (lacht)

Was war denn die anfängliche Motivation? Wolltet ihr „nur“ zusammen Musik machen oder hattet ihr schon spezielle Vorstellungen?
Philipp: Es hat sich so ergeben, denn jeder von uns hat im Laufe seines Lebens ein Instrument gespielt, oder auch in einer Coverband mitgemacht. Die Theresa hat zum Beispiel schon mehr gemacht als ich und der Sebastian zusammen, sie war und ist die erfahrenste in der Band. Sebastian und ich haben eher beim Fortgehen immer so geredet, dass wir eine Band machen wollen, aber es hat dann etwa zwei Jahre gedauert bis es wirklich „passiert“ ist.

Wolltet ihr bekannt oder gar berühmt werden, oder sollte die Musik unter euch bleiben?
Philipp: Ja, berühmt! (lacht) Wir haben auf jeden Fall sehr oft und lang geübt, bevor wir das erste Mal live aufgetreten sind. Früher waren wir ja auch eher eine andere Band, die gar nicht unbedingt Post Punk gespielt hat, sondern eher 90er Indie-Rock wie etwa Pavement.
Sebastian: Es hat sich einfach immer weiterentwickelt. Nach und nach sind wir einfach zu einem anderen Stil übergegangen.
Philipp: Kurz bevor Theresa dazugekommen ist, hatten wir schon einige Post Punk Songs gehabt. An denen haben wir dann angeknüpft, weil ja Theresa eher auch aus dieser Richtung kommt und sie nichts mehr hasst als 90er Jahre Indie-Rock, und das hätten wir ihr nicht zumuten können. (lacht)

Wie seid ihr eigentlich auf euren Bandnamen gekommen?
Philipp: Ich habe immer viel überlegt, aber meine Namen konnte ich nicht durchsetzen. Dann hat der Sebastian so eine Seite ausgegraben, auf der alle möglichen Süßigkeiten der Welt abgebildet waren. Da haben wir auf eine random Süßigkeit geklickt, und so haben wir unseren Namen bekommen.
Sebastian: Ein Freund von uns wollte uns Siebdruckplakate für das erste Konzert machen, und dann haben wir uns bis zum nächsten Tag auf einen Namen festlegen müssen. Es hat uns nicht wirklich interessiert, lange daran zu feilen.
Philipp: Uns war am Anfang eigentlich nicht klar, dass „Crystal“ eigentlich gar nicht geht, weil es schon so viele Crystal-Bands gibt.
Theresa: Diese ganzen Bands sind ja auch mit einem bestimmten Stil und einer Zeit verbunden, die bei uns einfach nicht zutrifft.

Man könnte jetzt aber auch nicht sagen, dass Crystal Soda Cream der typische Name für eine Post Punk Band ist.
Sebastian: Andererseits finde ich auch gut, wenn man nicht immer ein Klischee erfüllt.
Philipp: Bei Post Punk Bands ist es oft so, dass sie auf Referenzen basieren, ebenso wie die Namen der Genre-Labels. Da in der Musik selber schon so viele Referenzen verpackt sind, ist das bei der Namenwahl ein bisschen zu viel des Guten.

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Hört ihr diese Musikrichtung, die ihr macht, auch privat gern? Oder habt ihr andere Einflüsse und Idole?
Philipp:  Ich kann nur von mir sprechen, aber bei mir ist es schon so, dass ich die letzten drei-vier Jahre schon diese Richtung höre. Meine große All-Time-Favourite-Band sind Siouxsie and the Banshees. Ich habe in einem Plattenladen gearbeitet und da hatten sie alle Platten von ihnen, die ich dann alle durchgehört habe.
Sebastian: Ich glaube, wir hören alle ähnliche Musik. Gezwungenermaßen eigentlich, denn im Band-Bus sind nur CDs von der Theresa drin.
Theresa: Ich höre gern das, was meiner Meinung nach Post Punk ist. Meine Vorstellung überschneidet sich aber nicht mit den gängigen Beschreibungen. Ich finde Post Punk in Gang of Four-Gitarren, Delta 5-Gitarren oder in ESG-Gitarren wieder. Ich würde zum Beispiel nie sagen, dass The Cure Post Punk macht, denn ich finde, dass das ist nicht wirklich die Weiterentwicklung von Punk ist. Für mich soll es eine minimalistische Herangehensweise sein, und keine Bands, wo man sagen würden, dass sie Gitarrenvirtuosen sind.

Letztes Jahr gab es in der Blogosphäre sehr hitzige Diskussionen über das neue Beach House Album. Dem Duo wurde vorgeworfen, dass ihr Album genauso wie das letzte klingen würde. Dies hat wiederum die These hervorgebracht, dass manche Bands einem bestimmten Sound treu bleiben wollen, aber innerhalb dieses bestimmten Sounds, weniger auf das Songwriting selber achten. Post Punk ist auch so ein Genre voller Referenzen, wie sehr ihr das?
Theresa: Das mit den übertriebenen Referenzen ist eine dumme Anschuldigung, denn wenn man darüber nachdenkt, merkt man, dass es nichts mehr ohne Referenzen gibt. Auch in den 80ern wurden ja die 60er zitiert. Es ist in diesem Sinne ja auch einerlei ob man seine Einflüsse aus zeitgenössischen oder alten Bands zieht, vielleicht ist das eine nicht so auffällig wie das andere. Zu dem Sound-Thema möchte ich nur sagen, dass man ja gerne die Musik machen möchte, die einem gefällt. Wir haben so immer einen Bezug auf die 80er, aber eine Band in den 80ern hätte so eine Musik wie unsere gar nicht machen können, weil uns ja schon viel mehr Inspirationsmaterial zur Verfügung steht. Ich finde man kann Musik nicht eins zu eins kopieren.
Philipp: Ich habe die Diskussion mit Beach House gar nicht mitbekommen, aber ich finde das mit dem Sound ist ein wichtiger Punkt. In letzter Zeit war ich öfters auf Post Punk Konzerten, und es war öfters so, dass selbst wenn die Band nur eine halbe Stunde spielt, immer dasselbe gespielt wurde. Wenn man so sehr auf eine Richtung beharrt, und ich mir nicht mal die Lieder einzeln merken kann, dann langweilt und nervt mich das. Wir versuchen das zu vermeiden, und nicht immer dasselbe zu machen.

Sind Text und Musik gleichwertig für euch?
Philipp: Texte kommen nicht an erster Stelle.
Theresa: Ich habe aber das Gefühl, dass dir die Texte voll wichtig sind. Du schreibst die ja immer alleine.
Philipp: Es teilweise so, dass ich etwas zu der Musik dazu singe, was lautmalerisch passt. Und erst später, wenn jemand von außen oder aus der Band was darüber sagt, mache ich mir Gedanken dazu, was überhaupt die Bedeutung dahinter ist.
Theresa: Dich nervt halt einiges, und auch Texte die du random schreibst, sind voller Hass. (lacht)
Philipp: Ja, ich gehe das nicht so an, dass ich unbedingt einen Text schreiben muss. Aber wenn mich mit etwas beschäftigt, singe ich automatisch darüber.
Theresa: Bezeichnend dafür ist das Lied „DIWHY“. „Do It Yourself“ hat heute nicht mehr dieselbe Bedeutung wie bei älteren Labels, die wirklich alles selber machen mussten, weil es keine andere Möglichkeit gab. „DIY“ hatte früher eine politische Message. Heute tragen die Bands das als ein verschönerndes Extra, und schreiben es sogar auf ihrer CDs, dabei ist das sehr übertrieben, und hat auch keine wahre Message mehr.

Was sind so die nächsten Schritte in eurer Musikkarriere?

Philipp: Am 24. Juni spielen wir im Fluc in Wien, vor Civil Civic.
Theresa: Wir wollen im Herbst mit Dot Dash zusammen auf Tour fahren.
Philipp: Später soll dann eine Remix-Kassette unseres Albums auf „Wilhelm Show Me The Major Label“ rauskommen. Dafür suchen wir gerade Remixes aus der ganzen Welt zusammen, und hoffen, dass dadurch auch neue Kontakte geknüpft werden können. Wir haben dafür schon was aus Italien, Deutschland und Kanada. Wir wissen noch nicht genau wann das rauskommen soll, aber vielleicht zu unserer Tour im Herbst.

Fotos: Crystal Soda Cream

http://totallywiredrecords.bandcamp.com/album/escape-from-vienna
https://www.facebook.com/crystalsodacream?fref=ts