mica-Interview mit Ash My Love

Andreas Dauböck und Ursula Winterauer bilden miteinander die Band Ash My Love. Im mica-Interview mit Jürgen Plank erzählen die beiden von der Arbeit an der aktuellen Vinyl-EP und von der für nächstes Jahr geplanten Europatournee.

Warum ist es gut mit deinem Bandkollegen Andi zu spielen?

Ursula: Schwierige Frage. (lacht) Es ist so, dass Andi sehr unkompliziert ist. Man kennt es ja von anderen Bands, dass die Gefüge oft sehr kompliziert sind und dass man sich auf nichts einigen kann. Bei uns ist das immer sehr einfach.

Weil er immer nachgibt?

Ursula: Nein, gar nicht. Wir sind uns zwar nicht immer wirklich einig, aber wir finden immer ganz schnell zu einem Entschluss. Rein von den Instrumenten her ist es super mit ihm zu spielen, weil er ja Multiinstrumentalist ist: Schlagzeug, Gitarre, Gesang. Und es macht mir extrem viel Spaß mit ihm zu singen, weil man merkt, dass er das kann – was auch nicht bei allen Menschen der Fall ist.

Umgekehrt, wie siehst du das Andi?
Andi: Warum ich unkompliziert bin, liegt eher daran, dass Ursula das spielt, was ich mir vorstelle. Ohne dass ich etwas dazu sage, sondern das ergibt sich einfach so wunderbar, dass wir ohne darüber zu reden, eigentlich wissen, was sich der andere erwartet. Wir wissen musikalisch, wo wir hinwollen, das macht die ganze Sache ziemlich unkompliziert. Es ist egal, was live passiert, man weiß, dass man sich auf den anderen verlassen kann. Ohne das jetzt wiederholen zu wollen: Aber natürlich ist es gut mit ihr zu singen und diese Musik auszufeilen.

Wie macht ihr ein Lied?

Andi: Ich komme ja immer mit einem Grundriss von einem Lied und da fahren wir beide gut drüber. In anderen Bands ist es oft so, dass man ein Lied mitbringt und dann muss man das komplett zerlegen und wieder neu aufbauen und wieder komplett zerlegen und wieder neu aufbauen. Bei uns passt es einfach, da muss man nicht mehr viel zerlegen, sondern so, wie wir die Arbeit am Lied starten, so wird das Lied dann auch.

Ist dabei die kleine Bandform, das Duo ein extremer Vorteil?

Ursula: Das wollte ich gerade sagen. Es ist auf jeden Fall ein Vorteil, wenn man nur zu zweit spielt. Weniger Leute pfuschen weniger hinein.

Und können weniger falsch machen?


Ursula:
Genau. (lacht) Oder vielleicht gemeinsam alles falsch machen und das führt dann auch zu etwas Guten.

Ihr habt vor kurzem eine Vinyl-EP veröffentlicht, wie sind die Lieder dazu entstanden?

Andi: Die Lieder hat es schon länger gegeben, ich habe immer wieder Zweizeiler bzw. Dreizeiler geschrieben, die ich vertonen wollte. Und dann habe ich Ursula gefragt, ob sie dabei mitmachen möchte. Dann haben wir vier Proben gehabt, haben ein Konzert gespielt und am Tag nach dem Konzert die EP aufgenommen. Das war gleich im ersten Monat unseres Zusammenspielens.

Ursula:
Wir haben die ganze Platte an einem Tag aufgenommen. Wir waren wirklich schnell und haben in zirka sechs Stunden, sieben Lieder aufgenommen und uns dann für diese vier Lieder entschieden, weil sie das widerspiegeln, auf was wir hinauswollen.

Wenn man so schnell aufnimmt, kann man nicht mehr viel feilen. Spielt ihr die Lieder live ein?

Ursula: Ja, genau. Das ist unser Plan, wir wollen nicht wochenlang in Studios herumsitzen, sondern wir wollen, dass das Aufnehmen unmittelbar passiert. Andere Bands verbringen Wochen oder Monate im Studio, für Tausende Euro.

Andi, du hast nun auch ein Label gegründet. Was ist die Idee dahinter? Machst du etwas Spezielles?

Andi:
Ja, es ist etwas Spezielles, weil ich beschlossen habe mit dem Label nur 7-Inch-EPs zu veröffentlichen. Es gibt nur Vinyl, keine CDs und die Promo-Arbeit wird nur mit einem Download-Code gemacht. Es werden ziemlich trashige Sachen erscheinen, heuer noch zirka fünf Releases von anderen Bands, etwa I wanna boogie with you. Eigentlich wollte ich das Label nur für unsere Band gründen, aber es kamen dann gleich Anfragen von anderen Bands. Die Veröffentlichungen erscheinen in einer 100 Stück-Auflage und ich mache das, was mir gefällt und was zum Label passt.

Ihr spielt auch beide noch in anderen Bands, wie ist das unter einen Hut zu kriegen? Wie muss man sich ein Leben als Musikerin vorstellen?

Ursula: Ich habe zurzeit insgesamt drei Bands, Agent Cooper, Wealth und eben Ash My Love. Natürlich ist das schon stressig, ich war schon lange nicht mehr im Kino. (lacht) Dazu kommt natürlich, dass ich am Abend arbeite, das bedeutet: Ich arbeite am Abend oder ich probe. Und das Wochenende ist auch meist ziemlich verplant. Aber mir macht das Spaß, ich möchte das nicht aufgeben.

Wie machst du das Andi?

Andi: Ich habe halt keine Freizeit. Entweder probe ich Abends, spiele Konzerte oder ich arbeite. Tagsüber arbeite ich auch bei Trost. Ich spiele in verschiedenen Bands wie Morbidelli Brothers oder Rockefeller Junior. Mit Ash My Love spiele ich sicher am öftesten, weil wir gerne und viel gebucht werden.

Beschreibt bitte eure Musik, welchen Ansatz verfolgt ihr?

Andi: Mir gefällt ein Satz, den ein Freund von mir gesagt hat: A bass ridden bastard, based kraut and rooted in the delta. Das bezieht sich auf den Delta-Blues.

Ursula: Wir kommen auf jeden Fall aus dem Blues, so minimalistisch wie möglich. Das ergibt sich ohnehin schon aus unserer kleinen Instrumentierung. Es ist alles ein bisschen dreckig bei uns. Trashig. Man kann von uns keinen durchorganisierten Sound erwarten, wir sind so analog wie möglich.

Andi: Der Sound ist uns recht wichtig, er ist nicht modern und angepasst, das stand in einer mica-Review.

Welche Ziele habt ihr als Band? Wollt ihr einfach eine EP nach der anderen machen, oder viel live spielen?

Ursula: Wir wollen prinzipiell so viel wie möglich von allem: Konzerte spielen und wir bringen dieses Jahr noch eine zweite EP heraus. Das ist auf jeden Fall geplant. Die Welteroberung, oder so.

Doch die Welteroberung?

Ursula: Natürlich. (lacht)

Andi: Wir haben vor nächstes Jahr eine größere Tour zu machen. Mal sehen, wie das ohne Booking-Agentur funktioniert, wenn man das Booking selbst machen muss, obwohl man dafür ja eigentlich keine Zeit hat. Wenn man so eine Tour machen will, muss man einfach Abstriche machen im restlichen Leben.

Wohin wollt ihr touren, nach Deutschland?

Andi:
Ob das alles klappen wird, weiß ich nicht. Aber geplant wäre auch Schweiz, Frankreich, Belgien, Deutschland. Wenn möglich auch Schweden und Norwegen.

Ursula: Und weil wir eben zu zweit sind, kann man kleinere Touren auch leichter bewerkstelligen, weil man keinen Bus mieten muss.

Andi: Und es bleibt zu zweit auch Geld übrig, denn wenn man ein Monat unterwegs ist, muss ja auch Geld hereinkommen, dass man auf andere Weise nicht verdient. Das ist zu zweit leichter als mit einer fünfköpfigen Band.

 

http://ashmylove2.bandcamp.com
https://www.facebook.com/AshMyLove2
http://thevinylheartclubrecords.com/