Seinen Wurzeln liegen im Blues, zwischendurch hat er Tom Waits ins Deutsche übertragen, weil er auf Englisch nicht mehr singen möchte: Alex Miksch. Zurzeit arbeitet Miksch an seiner neuen CD, welche im Herbst 2012 erscheinen wird. Der österreichische Singer-Songwriter im Gespräch mit Jürgen Plank.
Wie und wann hat dein Musikmachen begonnen?
Das war sehr früh, vom jetzigen Zeitpunkt aus betrachtet, mit etwa 13 Jahren. Ausschlaggebend war, dass ich Lightnin’ Hopkins gehört habe, und ab diesem Moment war ich infiziert vom Blues. Dann kam natürlich alles andere wie Cream, Hendrix und die E-Gitarre und jetzt kehre ich witzigerweise wieder allmählich zum Blues zurück. Ich kam auch drauf, dass der Blues eine gewisse Alterserscheinung ist, denn man braucht auch Geschichten, die man erzählen kann und die schreibt meistens das Leben.
Du hast dir eben – unmittelbar vor unserem Interview – eine Gitarre gekauft und gemeint, die wäre eher etwas fürs Lagerfeuer. Geht es musikalisch jetzt bei dir auch mehr in Richtung Folk?
Nein, ich habe eine Westerngitarre und die ist schon ziemlich stark gebraucht, deswegen diese neue Gitarre: Sie ist klein und leicht und klingt gut.
Wie ist deine Musik also zu beschreiben?
Meine Musik ist sehr vielfältig, da sind Einflüsse, die reichen von Singer-Songwriting bis zu Balkan-Einflüssen und leichten Country- und Blueseinflüssen. Die Instrumentierung ist sehr bunt, weil ich mit Leuten spiele, die sehr viel die Instrumente wechseln: Florian spielt zum Beispiel Mandoline, Akkordeon und Posaune. Und Mäx spielt Dobro, Lapsteel, Banjo und Gitarre. Ich spiele Gitarre und singe und die eigenen Sachen bewegen sich in diesem Spannungsfeld: Was ist möglich? Wie klingt man zu dritt? Wir haben auch ein Tom-Waits-Programm, mit rund 20 Liedern mit Mundart-Texten.
Warum gerade Tom Waits?
Naja, ich kann mich daran erinnern: Als ich 16 Jahre alt war ist „The Piano Has Been Drinkin’“ ziemlich gut ‚eingefahren’ bei mir. Waits war dann neben Hendrix einer der wenigen langjährigen Begleiter, die beiden sind die einzigen, von denen ich so ziemlich alle Platten zu Hause habe, die ich mir auch regelmäßig anhören kann. Bei Waits habe ich natürlich immer verfolgt, was er gerade macht. Ich finde ja alle Platten großartig, aber meine Lieblingsplatte von Tom Waits ist „Mule Variations“, weil die zu diesem Zeitpunkt genau in mein Leben gepasst hat.
„You got to get behind a mule“, heißt es da in einem Lied.
Genau, hinter dem Esel hinterher.
Warum hat das so gut gepasst? Warst du selbst der Esel oder hinter dem Esel hinterher?
Das ist natürlich nur ein Bild: Wir rennen alle irgendwelchen komischen Dingen hinterher. In Wahrheit checken wir gar nicht die Enttäuschung über all das, was uns jemand in den Weg legt. Es ist eine witzige Geschichte, obwohl der Text natürlich nicht so lustig ist.
Alex Miksch singt Tom W. (mp3) by Rotationproject
Dann hast du aber begonnen, Tom Waits nicht zu covern, sondern zu interpretieren, indem du seine Texte übersetzt hast. Wie entsteht so etwas?
Ich schreibe ja seit langer Zeit Lieder und Texte und da ist es ja so, dass man nicht immer sehr gut inspiriert ist. Dann tauchen Lieder auf, die mir am Herzen liegen. Ich habe irgendwann entschieden, dass ich nur mehr in meiner Sprache singe, ich mag nicht mehr in englischer Sprache singen. Bei Waits ist eine Übersetzung schon eine Herausforderung, aber das ist auch wieder spannend, da muss man halt dran bleiben, da darf man nicht aufgeben.
Ist es schwierig einen Waits-Text zu übertragen und wie nahe bist du inhaltlich am Original?
Mir ist ganz wichtig, dass die Geschichte erhalten bleibt. Und die Pointe am Schluss muss erhalten bleiben und treffen, das ist das Schwierigste nach fünf oder sechs Strophen. Bei manchen Lieder fange ich sofort zu übersetzen an und dann ist eine erste Fassung da und über die gehe ich dann gleich noch mal drüber. Bei manchen Liedern geht es schnell, manche sind eher zäh gelaufen. Dann ist ein Kulturverein an mich heran getreten, der ein ganzes Programm mit diesen Liedern wollte. Dann war das schon viel Arbeit, du träumst von den Liedern in der Nacht und dann liegen die Zetteln neben dem Bett bereit und es fällt dir plötzlich die richtige Zeile ein. Das ist ein Prozess, auf den man sich einlassen muss, dabei geht es um Leidenschaft und Hingabe. Ich empfinde das eher weniger als Arbeit, mehr als leidenschaftlicher Prozess, in dem sich die ganze Welt ausklinkt – das ist eigentlich ein schöner Zustand.
Du hast im Vorgespräch erwähnt, dass du heuer im Herbst eine neue Platte veröffentlichen wirst. Was ist da geplant? Wird es darauf auch ein Waits-Cover geben?
Ich vermeide auf meinen Platten Covers, weil das bei Waits mit den Rechten eher schwierig ist. Vielleicht mache ich irgendwann einmal eine Cover-Platte, wenn sich jemand um die Rechte kümmert. Ich bin erst letztes Jahr nach Wien gezogen, nach fünf Jahren im Waldviertel. In dieser Zeit habe ich einige Lieder geschrieben, von denen ich meine, dass sie einige der besten Lieder sind, die ich je in meinem Leben geschrieben habe. Da spielt viel Erfahrung mit, da spielt auch mit, das Waits-Programm gemacht zu haben. Weil man im Songwriting und in der Formulierung einfach sicherer wird, auf der neuen Platten werden also lauter eigene Sachen drauf sein.
Wird das neue Album wirklich auf Vinyl erscheinen?
Vor diesem Problem stehe ich gerade. Im Moment denke ich nur an die Aufnahmen. Wenn diese da sind, möchte ich mich um Label und Vertrieb kümmern, meine letzten CDs waren im Vertrieb von Extraplatte. Ich bin davon überzeugt, dass eine Platte, die Substanz und Kraft hat, schon ihren Weg finden wird.
Welche Ziele hast du dir als Musiker ersetzt und was möchtest du erreichen?
Das Ziel ist von der Musik zu leben, das geht sich aus, weil ich auch in einer Musikschule unterrichte. Aber das Ziel wäre, noch mehr unterwegs zu sein und vom Spielen leben zu können. Ich möchte kein Star werden, darum geht es mir nicht mehr, aber es gibt ein mittleres Segment von Clubs, in denen ich mich bewegen möchte.
Wie ist denn der typische Alex Miksch-Fan?
(lacht) Das ist eine witzige Frage. Da gibt es die alten Fans, die auf die Rocksachen stehen und sich langsam an die neuen Songs gewöhnen. Es gibt keine Alterbeschränkung, es gibt Leute in jedem Alter, denen meine Musik gefällt. Es gibt 60jährige, die ganz gerührt sind und es sind 16 oder 17 Jahre alte Leute, die gerade anfangen Gitarre zu spielen. Das mischt sich, natürlich ist das, was ich mache ein Minderheitenprogramm.
Foto: Andrea Peregrini
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