mica-Interview Inina Gap

Vor kurzem erst hat die österreichische Rockformation Inina Gap ihr neues Album “The End Of Red” beim Label Automat Records veröffentlicht. Grund genug also, die Band einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Im mica-Interview mit Michael Masen stellen Sängerin Johanna Tham und Gitarrist Ludwig Heili ihre Band sowie die aktuelle CD vor.

Gerade ist ja euer neues Album, “The End Of Red”, erschienen. Könnt ihr darüber ein wenig etwas erzählen? Wie lange habt ihr daran gearbeitet, hattet ihr für die Stücke auf der CD ein besonderes Konzept im Kopf?
Johanna: Die CD stellt eine Art Sammlung unseres Schaffens der letzten 12 bis 18 Monate dar, also der Zeit, die wir jetzt als Band zusammen sind. Die Geschichte der Band reicht ja bereits ein paar Jahre zurück, aber Aram, der Schlagzeuger, und ich sind erst vor eineinhalb Jahren dazu gestoßen; für mich ist es überhaupt meine erste Band, in der ich aktiv bin.
Und dann haben wir eben beschlossen, dass es langsam an der Zeit wäre, ein Album aufzunehmen, weil sich wirklich schon ziemlich viel Material angehäuft hat. Somit ist das Album als eine Art Sammlung, all derjenigen Songs zu sehen, die uns am besten gefallen haben. Ein albumübergreifendes Thema oder eine Art roten Faden gibt es also auf “The End Of Red” nicht – wir haben einfach die Songs, die sich gut und stark angefühlt haben mit rauf genommen.

Ludwig: Ja, genau. Es ist wirklich kein Konzept-Album in diesem Sinne, da es vorher keine große Idee dahinter gegeben hat. Wir haben ungefähr 17 oder 18 Songs produziert, von denen es dann letztendlich 12 auf das Album geschafft haben. Was mit dem Rest geschehen wird, das wird sich noch zeigen. Vielleicht kommt ja bald auch noch einmal etwas raus.

Diese CD ist also die erste, die ihr in neuer Besetzung aufgenommen habt?
Ludwig: Ja, in dieser Besetzung jetzt ist  “The End Of Red” die erste Veröffentlichung, zumindest was das Format “Album” anbelangt. Zuvor haben wir bereits so auf die Schnelle eine Maxi-CD produziert, auf der auch drei Nummern zu finden sind.

Das Album ist jetzt auf Automat Records erschienen. Wie seid ihr zu diesem Label gekommen, welche Beziehung habt ihr dazu?
Ludwig: Ganz einfach, Automat Records ist unser eigenes Label. Es wurde schon vor ein paar Jahren gegründet, um eine bessere rechtliche Basis zu haben, bessere Veröffentlichungsmöglichkeiten, usw. Mittlerweile versuchen wir auch, das ein bisschen zu pushen. Im Moment ist es zwar nur für uns gedacht, wir hoffen aber, dass im Laufe der Zeit ein paar andere Künstler und Bands dazu stoßen werden.

Welche stilistische Ausrichtung habt ihr euch für das Label vorgestellt?
Ludwig: Grundsätzlich sind wir allem gegenüber offen, Hauptkriterium ist einfach, dass es gefallen muss. Wobei es natürlich jetzt wahrscheinlich kein Schlager oder so werden wird..

Wie kann man sich bei euch konkret den Songwriting-Prozess vorstellen? Gibt es “Hauptsongwriter”, deren Output dann ergänzt wird oder macht ihr alles gemeinsam?
Johanna: Ich würde mal sagen, das ist von Track zu Track vollkommen verschieden. Ein Song findet beispielsweise seinen Ursprung darin, dass Ludwig während einer Probe an der Gitarre herumspielt und dann beginnt einfach jemand, genau dort einzusteigen und kurz darauf sind auch schon alle dabei, zu jammen. So entwickelt sich der Song ganz einfach auf natürliche Weise. Und ich habe auch so ein kleines Notizbuch voller Texte und Ideen zu Texten, die ich dann auch schon mal in zuvor aufgenommene Instrumentalstücke einflechte. Oder sie spielen mir irgendetwas vor, bei dem ich diejenigen Texte zu singen versuche, die ich für passend erachte und dann im Laufe des Herumprobierens entwickelt sich oftmals etwas komplett Neues. Es macht einfach ziemlich viel Spaß.

Wie seid ihr an die Aufnahmen zu “The End Of Red” herangegangen? Habt ihr an den einzelnen Stücken so lange gefeilt, bis wirklich alles hundertprozentig gepasst hat, oder ist es mehr eine Art Momentaufnahme geworden?
Johanna:
Eher ersteres, in dieser Hinsicht sind wir schon Perfektionisten.

Ludwig: Stimmt, eigentlich sind wir Perfektionisten. Aber es war auch so eine Grundlektion bei den Aufnahmen zum Album, dass wir erkennen, wann der Punkt erreicht ist, wo man einfach loslassen muss. Trotzdem ist es jedoch so passiert, dass wir sehr tief in die Materie eingetaucht sind. Dann hat es aber auch eine Nummer gegeben, bei der wir erst am letzten Tag entschieden haben, sie mit auf das Album rauf zu nehmen. Die wurde dann wirklich im Schnellverfahren eingespielt und aufgenommen und witzigerweise ist das mittlerweile eine meiner Lieblingsnummern.
Wir haben also auf jeden Fall dabei gelernt, dass wir nicht mehr so extrem tief eintauchen müssen, um die von uns ins Auge gefassten Ziele verwirklichen zu können.

 

 

Ludwig, du bist ja jetzt schon von Beginn an dabei. Seid ihr mit den alten Sachen, die ihr damals gemacht habt, immer noch zufrieden, oder hat sich da die Rezeption im Laufe der Jahre geändert?
Ludwig: Ja, es ist auf alle Fälle so, dass wir damit immer noch sehr zufrieden sind. Ich habe vor kurzem erst wieder unsere erste CD angehört, mit der wir, nachdem sie erschienen ist, komplett unzufrieden waren. Also, wirklich mit allem, soundtechnisch, wie sie produziert war, usw. Und genau solche Sachen sind dann nach ein oder zwei Jahren überhaupt nicht mehr relevant. Da geht es dann einfach nur noch um die Idee, die du aufgenommen hast und die gefällt uns nach wie vor total gut in diesem Fall. Ich hoffe jedenfalls, dass das mit der aktuellen Veröffentlichung auch so sein wird.

Inwieweit würdest du sagen, hat sich der Stil von Inina Gap weiter entwickelt?
Ludwig:
Der hat sich sehr stark verändert über die Zeit. Früher, als wir noch zu dritt waren, waren wir eigentlich mehr so eine Party-Band. Wir haben immer spät zu spielen begonnen, so zwischen ein und zwei Uhr Früh, und alles war sehr elektronisch angehaucht. Es gab auch so gut wie überhaupt keine Stimmen dabei, die Songlängen selbst haben sich so im Rahmen von 10 bis 15 Minuten bewegt und die Stücke waren sehr auf Tanzbarkeit fokussiert.
Und mittlerweile sind wir viel stärker in dieser Songwriting-Phase drin, also Songs schreiben, die etwas mehr Struktur aufweisen, mit Texten und viel Gesang. Das ist, so würde ich meinen, einmal die Hauptveränderung, die unser Sound seit der Bandgründung durchgemacht hat. Wobei sich die Elektronik nach wie vor in unseren Songs wieder findet und auch der Wille, dass die Leute einfach ein bisschen abshaken ist ebenfalls nach wie vor präsent.

Wovon seid ihr musikalisch beeinflusst. Gibt es irgendetwas, das sich direkt in eurer Musik findet?
Johanna: Wir hatten diese Frage schon vorher einmal in einem anderen Interview und auch da musste ich sagen, dass ich es einfach nicht weiß. Das klingt jetzt sicher furchtbar arrogant..

Ludwig: Nachdem wir die Frage eben heute schon hatten, habe ich mal darüber nachgedacht und ich würde sagen, dass unsere Einflüsse wirklich sehr breit gefächert sind. Das geht von Michael Jacksen und Dolly Parton über Nana Mouskouri und Queen bis hin zu Sting und Björk. Also wirklich ziemlich vielseitig, würde ich jetzt mal sagen.

Nehmen die Texte bei euch denselben Stellenwert ein, wie die Musik?
Johanna:
Texte und Gesang sind uns schon sehr wichtig und es fühlt sich bei den Songs auch einfach natürlich an. Aber wir haben auch Stücke ohne Gesang – es ist also keine absolute Notwendigkeit und bei einem Song haben wir sogar unsere ganz eigene Sprache entwickelt. 

Eventuell dumme Frage, aber Inina Gap rückwärts gelesen ergibt “Paganini”. Hattet ihr das im Hinterkopf, als ihr euch für diesen Bandnamen entschieden habt?
Ludwig: Wir waren natürlich auf der Suche nach einem guten Namen, wollten allerdings nicht so englische Standard-Phrasen für unsere Band benutzen, solche, wie es sie ohnehin zu tausenden gibt – englische Wörter, die du zusammen klauben kannst zu irgendeinem cool klingenden Bandnamen. Irgendwie sind wir dann auf Paganini gekommen und haben den Namen einfach umgedreht. Er selbst war ja auch Musiker und ist in dem Ruf gestanden, seine Seele an den Teufel verkauft zu haben, um diese spielerische Klasse erreichen zu können, die er hatte.

Wir fanden, das ist ein interessanter Aspekt – seine Seele zu verkaufen, um erfolgreich zu sein. In gewisser Weise sieht man das heutzutage ja ziemlich oft; nicht unbedingt jetzt im wörtlichen Sinne an den Teufel, aber eben an große Plattenfirmen, die ihre Künstler ausbeuten. Der Name soll uns auch daran erinnern, dass wir das eben nicht so handhaben wollen.

Wo wird das neue Album überall vertrieben werden?
Johanna:
“The End Of Red” ist mittlerweile über iTunes erhältlich, womit es für jeden, der einen Internetzugang sein Eigen nennt, verfügbar sein sollte. Zusätzlich kann man es noch direkt bei uns über unsere Homepage als CD bestellen, wenn einem das lieber ist.

Wie geht es bei euch jetzt nach der Release Show weiter? Wird es auch eine größere Tour geben, um das Album zu präsentieren?
Johanna:
Wir versuchen einfach, so viel wie möglich live zu spielen. Am 12. Juli treten wir beispielsweise am Creamfields Festival in Breclav auf. Das ist für uns so das große Ding für diesen Sommer und zwischendurch spielen wir ein wenig in Österreich, kleinere Konzerte und dann auch im Ausland und hoffen, dass noch einige Dates mehr hinzu kommen werden.

Vielen Dank fürs Interview.

 

 

 

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