Es mag durchaus an Initiativen wie Beatshot liegen, dass sich im eher spärlichen Salzburger Clubleben Drum’n’Bass (mit all seinen Spielarten) weiterhin so grosser Beliebtheit erfreut. Von schwindendem Publikumszuspruch kann also absolut nicht die Rede sein. Dennoch wird es nun am Samstag, 20.04.2013 im Jazzit mit “10 Jahre Beatshot” die Abschlussparty für die erfolgreiche DJ-Reihe gegeben. Ans Aufhören wird dabei jedoch nicht gedacht. Viel eher soll der Nachwuchs gefördert und der der Blick nach vorne geschärft werden. Für mica unterhielt sich Didi Neidhart mit Tristan Hassa (aka J Khan) über 10 Jahre Beatshot, Salzburg als Drum’n’Bass-Stadt und zukünftige Pläne.
Wie und wann ist Beatshot eigentlich entstanden und als was versteht ihr euch selber?
Die Idee entstand Anfang 2003 als es nach dem Ende der DJ-Reihe “Liquid Planet” in der ARGE Nonntal keine lokalen Drum & Bass-Events mehr gab. “Liquid Planet” wurde hauptsächlich von Wiener DJs gehostet und als die erste Salzburger Crew “Dembro” ihre Veranstaltungen im Shakespeare und im Rockhouse beendete, wollten wir diesem Genre in Salzburg weiterhin eine Platform geben und lokalen DJs eine Szene bieten.
Was hat euch dazu bewogen Beatshot zu gründen? Was fehlte damals in Salzburg?
Das Jugendzentrum MARK hat uns damals die Möglichkeit geboten, den geeigneten Raum mit vorhandnem Equipment und ohne großem finanziellem Risiko zu nutzen und so sind die ersten Pläne für ein Event entstanden. Martin Bauer entwarf das Logo und den ersten Flyer und wir konnten bei der ersten Veranstaltung 80 Besucher verzeichen.
Wir wollten anfangs vor allem lokale DJs und VJs fördern.
Wie viele Leute stecken hinter Beatshot und was machen die? Sind das alles DJs (VJs)?
Den Vorstand des Vereins Beatshot – Open Multimedia Network bilden Mag.(FH) Martin Bauer als Obmann, seinerseits damals noch Dj Skeptik, der allerdings nach einigen Jahren das Mixen aufgab und heute für Flyerdruck, Promotion und Tontechnik zuständig ist. Kassier Christoph Park ist unser Finanzminister und bei der Veranstaltung vor allem für die Eventtechnik zuständig. Mit immer neuen Ideen sorgt er dafür, dem Event das richtige Erscheinungsbild zu geben.
Meine Wenigkeit, Mag.(FH) Tristan Hassa, Schriftführer ist als J Khan immer noch leidenschaftlicher DJ und dem Sound verbunden. Daher ist es auch naheliegend, dass ich für Bookings, Artist Betreuung, die gesamte Preproduction und die Termine zuständig bin. Selbstverständlich haben wir viele weitere helfende Hände wie Josef Deinhammer, der sich um den 2. Dancefloor an der Bar kümmert, Mag (FH) Anita Brunnauer die das einzigartige Flyerdesign entworfen hat und Stefan Klinar, der unsere unvergesslichen Abende fotografisch dokumentiert und uns überall zur Hand geht. Alles in allem sind wir ein eingespieltes, gut funktionierendes Team.
Mit welchen anderen Clubreihen / Initiativen in Salzburg arbeitet ihr zusammen?
Durch die überschaubare elektronische Musikszene in Salzburg hat Beatshot ein starkes Netzwerk zwischen den Veranstaltern aufgebaut, um Terminkollisionen zu vermeiden und promotiontechnisch zusammenzuarbeiten. Dadurch besteht auch eine freundschaftliche Bezeigung zu ähnlichen Veranstaltern wie Tube Club und Trommel & Bass. Direkte Kooperationen gab es in dem Sinne nicht, allerdings arbeiten wir mit Crews aus anderen Städten wie zb. Wien und Innsbruck zusammen um eventuelle Doublebookings aus UK zu günstigeren Konditionen zu organisieren.
Was sind eure Erfahrungen, euer Fazit nach 10 Jahren Beatshot?
Salzburg ist ein hartes Pflaster für Veranstalter vor allem im elektronischen Subgenre-Bereich. Abgesehen von der Größe der Stadt sind die Leute hier sehr verwöhnt und es bedarf eine große Überzeugung und Liebe zur Musik um eine Eventreihe über eine Dekade am Leben zu erhalten. Wir haben ständig die Szene beobachtet und die Strategie entwickelt, eine Veranstaltung mit familiärem, aber hohem qualitativen Charakter zu schaffen.
In 10 Jahren verändert sich in erster Linie die Musik. Durch neue Produktionstechniken hat sich sowohl das Sounddesign als auch die Dynamik verändert. Was früher im Jungle mit komplexen Drums und analogen Bässen begann, ist heute zu hochglanzpoliertem, digitalem Mainstream mutiert. Die Digitalisierung passierte auch im DJ-Bereich. Waren früher die Technics-Plattenspieler und das Schwarze Gold das Werkzeug des DJs, sind es im D´nB heute vorwiegend die Pioneer CD-Player. Das hat aber auch mit Bequemlichkeiten und der schnelleren Mixtechnik zu Tun.
Veranstaltungstechnisch haben wir uns immer um Qualität und Fortschritt bemüht. Es ist auch alle zwei bis drei Jahre ein Generationswechsel im Publikum zu beobachten. Die BesucherInnen werden immer jünger, bzw. werden wir als Veranstalter immer älter und somit haben wir uns die 10 Jahre als Ziel gesetzt um der Sache einen runden Abschluss zu geben und neuen Generationen die Bühne zu überlassen. Somit blicken wir auf über 46 gelungene Veranstaltungen, Silvesterparties, Uniteparade und Summerbridge zurück.
Wie kam es zur Kooperation mit dem Jazzit?
Nach ca. drei Veranstaltungen gab es Unstimmigkeiten mit der damaligen MARK-Geschäftsführung und zeitgleich suchten wir durch die ständig steigende Besucherzahlen eine neue Location in Zentrumsnähe. Die Größe und vor allem die nette Underground- Atmosphäre des Jazzit schien uns perfekt geeignet für unseren wachsenden Qualitätsanspruch und erwies sich als die richtige Entscheidung. Im Laufe der Jahre lief die Zusammenarbeit mit dem Jazzit immer familiärer sodass die Jazzit Bar sogar ein Getränk namens Beat-Shot erfand.
Für welche Styles steht Beatshot?
Grundsätzlich wollten wir mit Beatshot alle Drum & Bass-Styles (ausgenommen Neuro/Hardcore) präsentieren. Nachdem wir unseren musikalischen Horizont aber immer erweitern, haben wir für ein paar Jahre das “Subside” in Leben gerufen, dass für 4 to the Floor-Electro stand, jedoch vom Publikum nicht wirklich angenommen und daher wieder eingedellt wurde.
Allerdings entschlossen wir uns zusätzliche Beatshot -Dubstep-Specials einzuschieben, die ein großer Erfolg waren, aber durch die schnelle Erfolgskurve des Dubsteps in kommerzielle Richtung, eher seltener wurden. Im Lauf der Zeit gewann der zweite Flor an der Bar immer mehr an Bedeutung, da wir darauf achteten, dort ein Kontrastprogramm zum Mainfloor zu bieten um für die Gäste musikalische Abwechslung zu schaffen. Ich kann mich an einige Breakbeat-, HipHop- und House-Abende erinnern, bei der die Bar zu platzen drohte.
Gibt es Styles, die ihr gerne mehr gefeaturet hättet, bei denen es ab von Seiten des Publikums eher wenig Zuspruch gegeben hat?
Wir sind alle Drum & Bass-Fans der alten Schule und kommen eher aus verschiedenen Subgenres des Deep- und Liquid-D´nB. Jedoch hat die Entwicklung und Veränderung des Sounds auch unsere Bookings beeinflusst. da Subgenres nicht die gewünschten Besucherzahlen erreichten. Nach dem ich den Labelgründer von Critical Music “Kasra” gebucht hatte, wusste ich das Salzburg nicht für deepen, minimlistischen D´nB bereit war. Selbstverständlich habe ich nie jemanden taktisch gebucht, sondern auf Grund der musikalischen Qualität, jedoch kann man sich als Veranstalter nicht leisten drei oder vier mal rote Zahlen zu schreiben, sondern geht Kompromisse ein.
Wenn wir Beatshot weitergeführt hätten, hätten wir uns alle wieder auf unsere alten Vorlieben gefreut und Liquid Drum & Bass präsentiert, hierfür wäre ich auch schon mit unseren Wiener Kollegen von Vollkontakt für Kollaborationen im Gespräch gewesen, die Ikonen wie Calibre, Total Science, Lenzman, oder Spectrasoul anbieten.
Würdest du sagen Salzburg ist eher eine Stadt für Drum&Bass, Breakbeat, Dub Step?
Wie schon beantwortet ist Salzburg sehr schwer als Veranstaltungsstadt. Die größte Szene ist hier sicher House und Minimal, aber wenn ich mich an den Abend erinnere als Paul Kalkbrenner im Republic auftrat und D.Kay bei uns dennoch das Jazzit füllte, kann ich behaupten, dass es sehr wohl eine große Szene für gebrochene Beats in Salzburg gibt.
Wie schätzt du die (elektronische) Musikszene und die Clublandschaft in Salzburg allgemein ein?
Die Salzburger Clublandschaft ist sehr überschaubar. Neben den schwierigen Zuständen als Veranstalter fehlt in dieser Stadt ein freier Raum für Kunst und vor allem für (Club-)Musik. Institutionen wie es die ARGEkultur einst war sind mittlerweile fast ausschließlich zu Konzerthäusern geworden, die man nur mehr als Konsument nutzen kann. Das Republic hat meiner Meinung nach seit seinem Umbau leider etwas an Reiz verloren, genauso wie die ARGEkultur heute durch ihre Größe und Betonwände an Charakter verloren hat. Salzburg leidet im großen und ganzen an einem Schwund an Kulturinstitutionen. Bleibt die Clublandschaft in anderen Städten wie Wien oder Berlin durch Adaption von alten Gebäuden in neue Clubs nach dem Motto “aus alt mach neu” attraktiv, kommt in Salzburg leider meist ein Großinvestor und baut ein Einkaufszentrum daraus. Durch den hohen Lebensstandard und dem Namen als Tourismusstadt droht Salzburg das gleiche Schicksal wie dazumals Graz, das als Pensionistenstadt bekannt war. Wenn hier nicht bald eingelenkt wird und Attraktivität für Studenten und junge Erwachsene geschaffen wird, kann man dem Abzug aus Salzburg nach der Ausbildung nicht entgegenwirken.
Auch das Sperrstundengesetz in Salzburg ist nicht einladend für ausgelassene Events. Dennoch gibt es hier viele Veranstalter die sich bemühen ein umfangreiches Angebot an Artists nach Salzburg zu holen, und dies ist gelungen.
Woher kommt bei euch der Nachwuchs?
Zum Teil sogar selbstgezüchtet würde ich sagen. Ich habe über sechs Jahre DJ-Workshops im Zuge des Culture Space in der ARGEkultur gegeben. Dort entstanden auch viele Gespräche über die Szene und das Veranstalten. Dadurch haben sich dann die Teilnehmer zusammengeschlossen und Ihre eigenen ersten Versuche gestartet, wie z.B. den Greenclub im Denkmal.
Auch die Herren von Basswerkstatt & Co haben es geschafft, im Sodaclub jeden Donnerstag einen Fixtermin für Drum&Bass Freunde zu positionieren und haben vor im Herbst zu expandieren.
Bekommt ihr auch Förderungen?
Nein, wir haben uns immer bemüht eigenständig zu bleiben. Bis auf ein paar Promotiondeals finanzieren wir unsere Veranstaltung rein aus dem Eintritt, den wir am Flyer auch berechtigt als Unkostenbeitrag deklarieren.
Gab es mal Ideen aus Beatshot auch ein Label zu machen?
Die Idee eines Labels gab es nie. Es gab dafür noch zu wenig Musiker und der Aufwand war uns zu groß. Allerdings gab es zwischenzeitlich die Idee in die ARGEkultur zu expandieren, wobei letztendlich die Abstimmung für ein klares Nein ausfiel und das im Nachhinein auch die richtige Entscheidung war.
Wieso hört ihr nach 10 Jahren mit der Club-Reihe auf?
Im Laufe der Jahre lässt die Begeisterung und die Motivation etwas nach, das beginnt bei der aufwändigen Planung und endet vor allem wenn der Abbau erst um fünd in der Früh beginnt und alle Berufstätig sind. Unser Ziel war immer die 10 Jahre zu knacken und das haben wir nun geschafft.
Wie wird es mit Beatshot weitergehen? Wird es eine Nachfolge-Reihe geben?
Es sind bereits einige Leute an uns herangetreten, die uns unterstützen würden um die Reihe weiter zu erhalten. Auch Ideen zur Übernahme gab es, allerdings haben wir uns dazu entschlossen Beatshot als eigenständige Veranstaltungsreihe zu beenden und sie so in Erinnerung zu halten. Ausserdem ist ja alles offen, wer weiß, vielleicht haben wir in ein paar Jahren nochmals Lust, eine Veranstaltung zu machen?
Allerdings werden wir unser Wissen als Veranstalter und unsere Kontakte zu den Agenturen an die nächste Generation weitergeben.
Danke für das Gespräch.
10 Jahre Beatshot
Sam, 20.04.2013 – 22.00
Jazzit
Elisabethstrasse 11
A-5020 Salzburg
Dom & Roland (Dom & Roland Productions, Moving Shadow)
PK (Pornokollektiv, Autpack)
Fry (Trommel & Bass, upd8e)
Epic (Trommel & Bass)
J Khan (Beatshot, Autpack)
DJ Odd (Sir3ne, Raw Vienna)
Diaz (Stereofreezed)
D-Joe (Beatshot)
Visuals:
Onkel Tuca (Playground, Netzteil)
Soundsystem supported by Stereofreezed
Links:
Jazzit