Im Jahr 2022 entstanden im Rahmen einer Lehrveranstaltung in Kooperation mit dem Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien zahlreiche gelungene Text von Studierenden zu neuer Musik und es wurde über Cancel Culture und kulturelle Aneignung diskutiert. Begonnen wurde eine bei EDUCULT in Auftrag gegebene Bedarfserhebung zu einem Haus für neue Musik in Wien. Außerdem haben wir unsere Online-Serien zum Leben von der Musik, zu Musik und Gesundheit sowie Crossways in Contemporary Music weitergeführt.
ÄSTHETISCHER DISKURS, REFLEXION, KRITIK: SCHREIBEN UND SPRECHEN ÜBER NEUE MUSIK
Lehrveranstaltung in Kooperation mit dem Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien im Wintersemester 2022/23, in deren Rahmen das mica und die Musikdatenbank präsentiert wurden, zwei öffentliche Diskussionsrunden stattgefunden haben und Werkeinführungen, Kritiken sowie Künstler:innenporträts der Studierenden im mica-Onlinemagazin veröffentlicht wurden.
Studierende der Musikwissenschaft stehen vor besonderen Herausforderungen auf dem Weg ins Berufsleben, sind doch die Möglichkeiten nach dem Studienabschluss begrenzt – eine davon ist jedenfalls der Musikjournalismus. Um ihnen einen Einblick in die Praxis mit besonderem Schwerpunkt auf neue Musik zu geben, fanden das Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien und mica – music austria zu einer Kooperation in Form einer Lehrveranstaltung von Monika Voithofer. In deren Rahmen verfassten Studierende unterschiedliche Textsorten, die im Online-Magazin veröffentlicht wurden.
Werkeinführung
Die erste Aufgabe lag darin, in Dreiergruppen eine Werkeinführung zu einer Komposition zu verfassen, die erst in der Zukunft ihre Uraufführung erfahren wird. Es handelt sich dabei um die „performative Klanginstallation“ „Blackboxed Voices – I am Here“ von Martina Claussen, die am 12. November 2022 im Rahmen von Wien Modern im Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste Wien erstmals zu erleben sein wird. Als Grundlage für die Texte führten die Studierenden ein Interview mit der Komponistin. Die durchaus beachtlichen Ergebnisse liegen hier gesammelt vor.
Konzertkritik
Daraufhin stellten sich die Studierenden der Herausforderung, die Eindrücke eines Konzertabends in eine Kritik zu gießen. Ein Großteil der Studierenden begab sich dafür am 28. November 2022 ins Wiener Konzerthaus, um im Rahmen von Wien Modern dem Gesprächskonzert mit dem Titel „A Simple Guide to Complexity 2“ mit dem Arditti Quartet zu folgen. Die Einschätzungen der Studierenden zu diesem wie auch zu zwei weiteren Konzerten können Sie hier nachlesen.
Künstler:innenporträt
Für die dritte und letzte Aufgabe wählten die Studierenden eine aufstrebende Komponist:innenpersönlichkeit aus der Musikdatenbank, um über sie ein Porträt zu verfassen. Die Ergebnisse wurden nicht nur im Musikmagazin veröffentlicht, sondern auch in Ausschnitten in die jeweiligen Datenbankeinträge der Komponist:innen und Musiker:innen ergänzt. Die Künstler:innenporträts sind hier nachzulesen.
DISKUSSIONSVERANSTALTUNGEN: J’ACCUSE: MUSIK, KRITIK UND „CANCEL CULTURE“
Darüber hinaus fanden im Rahmen der Diskussionsveranstaltung zwei öffentliche Diskussionsrunden statt:
Den gegenwärtigen Diskurs um eine sogenannte „Cancel Culture“ zum Ausgangspunkt nehmend, wird in zwei Round-Table-Gesprächen mit Diskutant:innen aus der Wissenschaft, der feuilletonistischen Praxis, den Kulturinstitutionen und mit Komponist:innen und Musiker:innen das Wechselverhältnis zwischen Musik und Gesellschaft aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.
Round-Table 1: Musik als Kritik
Die Frage, inwiefern Musik kritisch auf die Gegenwart Bezug nehmen kann und soll, wird mittlerweile über Jahrhunderte hinweg in Theorie und Praxis diskutiert. Im Rahmen des ersten Round-Tables widmen wir uns dem Transformationspotential von Musik im Hinblick auf die Gesellschaft. Inwiefern kann und soll sich Musik kritisch zur Gegenwart, insbesondere der politischen Realität verhalten und sie kommentieren?
Diskutant:innen:
- Stefan Fricke (Redakteur für Neue Musik beim Hessischen Rundfunk und Honorarprofessor an der Hochschule für Musik Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
- Gabriele Geml (Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Philosophie der Universität Wien und Leiterin gem. mit der Pianistin Han-Gyeol Lie des Vereins für Ästhetik und angewandte Kulturtheorie (Verein .akut) )
- Christoph Haffter (Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsstelle Musikphilosophie an der Universität Basel, zudem journalistische Tätigkeiten im Bereich der Neuen Musik)
- Manuela Kerer (Komponistin, zudem abgeschlossene Studien der IGP Violine, der Rechtswissenschaften und der Psychologie)
- Jim Igor Kallenberg (wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Musikwissenschaft der Goethe Universität Frankfurt am Main, zudem freiberuflicher Dramaturg und Journalist im Bereich der Neuen Musik)
Moderation: Monika Voithofer (Musikwissenschaft, Universität Wien) und Doris Weberberger (mica, Fachbereich Neue Musik)
Termin:
J’accuse: Musik, Kritik und „Cancel Culture“ I
Zum gegenwärtigen Wechselverhältnis zwischen Musik und Gesellschaft
Institut für Musikwissenschaft, Hörsaal 1
Spitalgasse 2, Hof 9 (Campus), 1090 Wien
Montag, 21. November 2022, 19:00–21:00 Uhr
Ankündigung
Round-Table 2: Kritik an Musik
„Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit“, ist als Schriftzug über dem Eingang der Wiener Secession zu lesen. 1982 wird die „Freiheit der Kunst“ auch in der österreichischen Verfassung verankert. Die jüngsten Debatten rund um eine Cancel Culture sind jedoch vom Vorwurf der Einschränkung der künstlerischen Freiheit gekennzeichnet. Hier anknüpfend, wollen wir im zweiten Round-Table nach Bewertungsmaßstäben von Musik und den rechtlichen Rahmenbedingungen fragen. Zudem beleuchten wir die gewandelten Dynamiken der Musikkritik im digitalen Zeitalter, die sich insbesondere durch die Diskurs-Dominanz in den Sozialen Medien radikal veränderte.
Diskutant:innen:
- Elias Berner (Musikwissenschafter mit Schwerpunkt Popularmusikforschung und Musiker (Gasmac Gilmore))
- Antonia Bruneder (Dramaturgin im Musikverein für Steiermark und Verfassungsrechtlerin im Bereich Kunst und Kulturrecht)
- Thomas Edlinger (Radiomacher, freier Kulturjournalist, Buchautor und künstlerischer Leiter des Donaufestivals in Krems)
- Esra und Enes Özmen (Duo EsRAP)
Moderation: Monika Voithofer (Musikwissenschaft, Universität Wien) und Doris Weberberger (mica – music austria)
Termin:
J’accuse: Musik, Kritik und „Cancel Culture“ II
Zum gegenwärtigen Wechselverhältnis zwischen Musik und Gesellschaft
Institut für Musikwissenschaft, Hörsaal 1
Spitalgasse 2, Hof 9 (Campus), 1090 Wien
Montag, 5. Dezember 2022, 19:00–21:00 Uhr
Ankündigung
BEDARFSERHEBUNG HAUS FÜR NEUE MUSIK
In den letzten Jahren hat sich in der Musikszene in Österreich verstärkt die Diskussion um Räume und Orte für neue Musik aufgetan. Der grundsätzliche Bedarf nach mehr Öffentlichkeit und Sichtbarkeit der Szene der neuen Musik hat unter anderem dazu geführt, über ein eigenes Haus für neue Musik nachzudenken. Hierfür liegt bereits ein Konzept der Arbeitsgruppe Räume von mitderstadtreden vor, das nun auf seine Umsetzbarkeit geprüft werden soll. Obwohl die Szene der neuen Musik in Österreich nicht sehr groß ist, fehlt es allerdings an Detailwissen um die Bedarfe und Potenziale. Dieses Wissen soll nun im Zuge der Konzeptentwicklung generiert werden.
Daher hat mica – music austria bei EDUCULT eine Bedarfserhebung in Auftrag gegeben; Hauptziel der Begleitung von EDUCULT ist es, evidenzbasiert bei der Entwicklung des Konzepts zu unterstützen.
Die Arbeit der Freien Szene der neuen Musik umfasst zeitgenössisches, experimentelles Klangschaffen in all seiner Diversität. Das reicht von Musik, Musiktheater und Performance über Klangkunst und akustische Forschung, Transakustik und Radiokunst etc. Ob improvisierte oder ausnotierte Stücke, ob vokal oder instrumental, analog oder digital, neue Musik kann alles sein, auch das, was bislang ungehört war.
Methode
Zur Einbindung verschiedener Perspektiven der relevanten Akteursgruppen in die Prozesse werden sowohl quantitative als auch qualitative Methoden angewendet. Der multimethodische Ansatz mit prozess- und kommunikationsorientiertem Vorgehen (u.a. qualitative Erhebungsmethodik, Online-Umfrage, leitfadengestützte Forschungsinterviews, Aufbereitung schon bestehender Daten) stellt sicher, dass verschiedene Perspektiven Eingang in die Analyse finden können.
Link:
EDUCULT: Bedarfserhebung Haus für neue Musik
Online-Artikelserien
In unserer Online-Artikelserie beleuchten wir rechtliche und wirtschaftliche Aspekte, die das Leben und Schaffen von Künstler:innen beeinflussen. Wie kommen die Abrechnungen von Streaming-Diensten zustande? Welche Rechtsprechung gibt es zum Sampling und wie wurde die bereits geschichtsträchtige Diskussion neuerlich entfacht?
Dem Einfluss von Musik auf die Gesundheit haben wir einen weiteren Schwerpunkt gewidmet – welche verblüffenden Effekte kann Musik bei aphasischen Patient:innen haben? Und wie positiv wirkt sich Gesang auf Langzeitfolgen von Corona aus? Beeindruckende Erkenntnisse haben wir zusammengetragen.
Darüber hinaus haben wir unsere Artikelserie fortgesetzt, in der wissenschaftlich-journalistisch aufbereitet wird, welche Wechselwirkungen zwischen Neuer Musik und anderen Bereichen entstehen – die Serie über vielfältige Beziehungen zwischen Musik und Tanz, die 2021 gestartet wurde, fand im letzten Jahr ihre Fortsetzung, darüber hinaus hat sich Patrik Lechner mit unterschiedlichen Verhältnissen zwischen Musik und ihren möglichen Visualisierungen auseinandergesetzt.
VON DER MUSIK LEBEN
„ES BRAUCHT EINEN GROSSEN WURF.“ – PETER TSCHMUCK IM MICA-INTERVIEW
Eine Studie zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den österreichischen Musikarbeitsmarkt hat gezeigt, dass die im heimischen Musikbetrieb Tätigen durch Corona-bedingte Maßnahmen und Reisebeschränkungen große Einkommensverluste hinnehmen mussten. Doch was sind die Konsequenzen daraus – vor allem im Hinblick auf aktuelle Krisen und inflationäre Entwicklungen? Was bedeutet das für Musiker:innen und Veranstalter:innen? PETER TSCHMUCK, der am Institut für Popularmusik der mdw–Universität für Musik und darstellende Kunst Wien schwerpunktmäßig zu Musikwirtschaft, Musikökonomie und Kulturpolitik forscht und lehrt, sprach mit Markus Deisenberger darüber, warum ausverkaufte Konzerte noch lange nicht bedeuten, dass es den Künstler:innen gut geht, und weshalb es einen Fördergipfel geben müsste.
„ES PROFITIEREN DIE VERWERTER.“ – GERNOT SCHÖDL (VDFS) IM MICA-INTERVIEW
Seit der Urheberrechtsreform haften Online-Plattformen für ihre Inhalte. Ist dadurch eine Verbesserung für Musikerinnen und Musiker eingetreten? Und: Kommt das Geld bei den Künstlerinnen und Künstlern an? GERNOT SCHÖDL ist Geschäftsführer der VdFS, der VERWERTUNGSGESELLSCHAFT DER FILMSCHAFFENDEN, Koordinator der INITIATIVE URHEBERRECHT ÖSTERREICH und als solcher einer der betont Künstler*innen-freundlichen Urheberrechtler dieses Landes. Mit Markus Deisenberger sprach er über Nutzen und Schwachpunkte des neuen Urheberrechtsgesetzes.
SIND DEINE SONGS SPOTIFY-TAUGLICH?
Streaming-taugliche Musik? Gibt es so etwas überhaupt? Und wenn ja, welche Kriterien muss sie erfüllen? Markus Deisenberger hat sich unter Musiker:innen und Produzent:innen umgehört.
ZWISCHEN REICHWEITE UND KULTURAUFTRAG – DER MEDIENWISSENSCHAFTLER MICHAEL HALLER IM MICA-INTERVIEW
Der ORF ist zum medialen Dauerthema geworden. Zu viel politischer Einfluss und Schlecht- bzw. Nichterfüllung des Kulturauftrags lauten die Vorwürfe. Aber was bedeutet es eigentlich genau, im „Auftrag der Öffentlichkeit“ zu handeln? Der deutsche Medienwissenschaftler MICHAEL HALLER erklärt im Gespräch mit Markus Deisenberger, was den öffentlichen Auftrag des ORF ausmacht, ob er ihn überhaupt noch erfüllt und welches gängige Wort uns in diesem Zusammenhang immer wieder in die Irre führt.
MINUS 30% IN ZEITEN DER KRISE?
Der ORF will die AKM-Tantiemen um 30% kürzen. Musikschaffende befürchten dadurch massive finanzielle Einbußen und eine Bedrohung ihrer Existenz. In einer Pressekonferenz am 19. Oktober 2022 nahmen der AKM-Präsident Peter Vieweger und geladene MusikerInnen (Viriginia Ernst, Hubert von Goisern, Thomas Lacher und Christopher Seiler) zur derzeitigen Situation Stellung.
SYMPOSIUM MENSCHENRECHTE/MUSIKRECHTE – IDENTITÄT, FREIHEIT UND UNANGENEHME WAHRHEITEN
Ein Symposium in Kooperation von ÖMR (Österreichischer Musikrat), mdw (Universität für Musik und darstellende Kunst) und „musik aktuell-neue Musik in NÖ“ beschäftigte sich zwei Tage lang mit dem Thema Menschenrechte/Musikrechte. Dabei beeindruckte nicht nur die Breite der behandelten Fragen, es reifte auch die Erkenntnis: Die Probleme sind vielgestaltig, und es gibt viel zu tun. Für uns alle.
In den letzten Jahren ist ein Paradigmenwechsel von separierenden zu inkludierenden Musiziermöglichkeiten eingetreten – schließlich befruchtet sich das gemeinsame Musikmachen. Um diesen Prozess noch intensiver anzustoßen und das Bewusstsein dafür zu stärken, trifft sich seit nunmehr zehn Jahren eine Gruppe von Ausbildner*innen im Bereich Musikpädagogik, RhythmikMB und Bewegungspädagogik aus mehreren Bundesländern zu einem Sommergespräch. Im Sommer 2019 schlossen sie sich zur INTERESSENGEMEINSCHAFT MUSIK INKLUSIV IN ÖSTERREICH, kurz: IGMI zusammen, um sich bezüglich inklusiven Musizierens engmaschiger auszutauschen. Mit dem Gründungsmitglied PETRA LINECKER sprach Veronika Prünster über die Entstehung und Hintergründe der igmi-Gründung und verrät die nächsten Schritte, aber auch die Herausforderungen, vor denen die neue Interessengemeinschaft steht.
MUSIK UND GESUNDHEIT
WARUM GESANG SCHLAGANFALLBEDINGTE APHASIE AUSLÖSCHEN KANN
Im Rahmen eines Schwerpunktes setzt sich das Online-Magazin von mica – music austria aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Zusammenhang zwischen Musik und Gesundheit auseinander, aktuell mit dem positiven Einfluss von Musik auf Schlaganfallpatient:innen.
Das Unglück Schlaganfall raubt dem Menschen häufig sein wichtigstes Verständigungs- und Kommunikationsmittel – die Sprache. Dabei können die Folgen des Verlusts verschiedene Varianten annehmen. Die Rückkehr zum normalen Sprechen ist oft mit viel Mühen verbunden. Einigen Betroffenen bleiben diese Chancen aber dauerhaft verborgen. Doch selbst wenn allem Anschein nach Sprachfähigkeit unwiederbringlich verschüttet ist, gibt es Wege, sie auszugraben: durch Musik.
„Aufatmen. Ansingen gegen Long-Covid“ lautet das Motto eines Projekts, das für jene Betroffene entwickelt wurde. Vor wissenschaftlichem Hintergrund, der im Weißbuch des Vereins „Arts for Health Austria“ dargelegt wird und das Anfang nächsten Jahres erscheint, zeugt dieses von der Dringlichkeit einer neuen Bewegung. EDITH WOLF PEREZ, Founder und Obfrau von ARTS FOR HEALTH AUSTRIA, im Gespräch mit Sophia Umfahrer.
DIVERSES:
„WAS MACHT EINE LOCATION ZU EINER LOCATION?“ – HEINRICH DEISL IM MICA-INTERVIEW
„Musikorte lassen Rückschlüsse auf die Verfasstheit einer Stadt ziehen“, sagt HEINRICH DEISL. Der Musikjournalist, Radioproduzent und Kulturwissenschaftler legte zuletzt eine Doktorarbeit zum Thema vor: „Wiensounds. Topografie Wiener Soundkulturen 1976 bis 1995“ heißt die 282-seitige Arbeit, mit der sich DEISL mit den Anfängen der Wiener Popkultur beschäftigt. Unter der Betreuung von Diedrich Diederichsen und Katharina Gsöllpointner packt DEISL den Werkzeugkoffer der Cultural Studies im Kellerclub des alten Flex genauso aus wie in der Hausbesetzerszene des autonomen Kulturzentrums Gassergasse. Er beleuchtet die Rolle aufkommender Szenehotspots wie WUK, Blue Box sowie U4 und spricht mit damaligen Protagonist*innen. Seine zentralen Fragen: Welche Rolle nahmen Locations zwischen Besetzung der Arena und der Gründung des Radiosenders FM4 in den Wiener Soundkulturen ein – und wie veränderten sie Popkultur? Im Gespräch mit Christoph Benkeser führt DEISL dafür Antworten an. Außerdem wird „Wiensounds“ ab dem Spätsommer im SR-Archiv österreichischer Popularmusik verfügbar sein. Und: DEISL steht in Verhandlung mit einem Verlag, um die Erkenntnisse der Arbeit auch für angehende Expert*innen zugänglich zu machen. Ein Werkstattgespräch.
REZENSION: „SOUNDING FRAGILITIES. AN ANTHOLOGY“ EDITED BY IRENE LEHMANN AND PIA PALME
Dieses Buch ist ein Ergebnis von drei Jahren künstlerischer Forschung zur Fragilität von Klängen im experimentellen Musiktheater und die Alternative zu einem Festival zur Präsentation der Forschungsergebnisse als Antwort auf immense Einschränkungen bis Verhinderungen durch die pandemische Situation seit 2020. Als Forschungsteam untersuchten PIA PALME, CHRISTINA LESSIAK und IRENE LEHMANN die Gestaltwerdung von Klängen aus der Sicht der komponierenden Person und entwickelten sowohl für diesen Prozess als auch den Buchaufbau eine modulare Herangehensweise.
CROSSWAYS IN CONTEMPORARY MUSIC: VISUAL ARTS
Die Grenze zwischen Ton und Bild war schon immer fließend. In der Tat sind die beiden Bereiche in vielerlei Hinsicht miteinander verwoben. Die Frage ist nur, wie sehr man sie aufdeckt und aus welchem Blickwinkel man sich ihr künstlerisch nähert. Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler in Österreich, aber auch international, arbeiten an genau dieser Schnittstelle.
Deutsche Version: https://www.musicaustria.at/visualisierung-in-der-zeitgenoessischen-musik/
Englische Version: https://www.musicexport.at/crossways-visualization-in-contemporary-music/
CROSSWAYS IN CONTEMPORARY MUSIC: TANZ
Der Sänger und Performancekünstler ALEX FRANZ ZEHETBAUER und der Musiker und Klangkünstler CHRISTIAN SCHRÖDER tauchen in ihrer aktuellen Klangperformance „Hearing the Wild Heart“ durch ein „operatives Ökosystem“ aus experimentellen Instrumenten. Wie sie dualistische Vorstellungen wie natürlich und unnatürlich auflösen wollen, was es mit dem Konzept des „Worlding“ auf sich hat und warum wir alle Teil des „Hyper Sea“ sind, haben die beiden Michael Franz Woels vor den Proben im studio brut erklärt.
„DAS NAHELIEGENDE, DAS BAUCHGEFÜHL UND DIE INTUITION.“ ‒ PETER PLOS IM MICA-INTERVIEW
Der Musiker und Komponist PETER PLOS veröffentlichte Tonträger mit Bands wie Glutamat, Georg Freizeit oder Lorelei Lee. Nach seinen musikalischen Ausflügen zwischen Cabaret Punk und Electro-Jazz kollaboriert er seit 2008 vermehrt mit Künstlerinnen und Künstlern aus den Bereichen Tanz, Theater, Performance und bildender Kunst. Düstere Drone-Sounds hat er zur aktuellen Performance „Mining Minds“ entworfen, die heuer auch im Rahmen des Festivals IMPULSTANZ präsentiert wird. Michael Franz Woels und Isabella Klebinger lassen im Interview mit PETER PLOS Genregrenzen hinter sich, sprechen über das Generieren von unerwarteten Sounds und erfahren, wie die Tate Modern in London klingt.
Die Musikerinnen LISA KORTSCHAK und ELISE MORY haben für die neue Performance-Installation „This is not a garden“ der Künstlerin LISA HINTERREITHNER einen alten, holzvertäfelten Turnsaal mit einem sehr reduzierten Sound-Gewebe in eine dämmrige Atmosphäre pflanzlicher Langsamkeit und transkorporaler Assemblierung eingetaucht. Beim bodensitzenden Gespräch mit Isabella Klebinger und Michael Franz Woels haben die drei über Pflanzenzeitlichkeit, Arten der Berührung und das Wecken neuer Bedürfnisse im Umgang mit nicht-menschlichen Organismen nachgedacht.