Mica Focus 2016

Im Jahr 2016 standen die Themenbereiche Urheberrecht/Musikereinkommen sowie, wie schon 2015, Musik und Bildung im Zentrum der Diskussions- und Onlinereihe mica focus. Außerdem eröffnete eine Interviewserie mit den Kuratoriumsmitgliedern von mica – music austria Einblicke in ihr Verständnis des Kunstbegriffs, die daraus resultierenden Entscheidungen wie auch die Forderungen an die Politik.

Online-Artikelserien

Interviewserie mit dem mica – Kuratorium zu Musik- und Kulturpolitik, Musik- und Kulturbegriff

Dieses Jahr wurden Constanze Wimmer, Johann Hauf, Matthias Naske und Thomas Angyan interviewt und zu ihren kultur-, bildungs- und medienpolitischen Ansichten befragt.

Constanze Wimmer, Universitätsprofessorin für Musikvermittlung an der Anton Bruckner Privatuniversität betonte im Gespräch mit Curt Cuisine die Bedeutung von Musikvermittlung, sowie Überforderung und Einfühlungsvermögen als Mittel von MusikvermittlerInnen, VeranstalterInnen und Kulturpolitik. Johann Hauf sprach mit Christian Heindl über die Verbindung von Wirtschaft und Politik und die Rentabilität von Neuer Musik über das finanzielle hinaus. Heinz Rögl sprach mit Thomas Angyan über Sandwich-Konzerte, Subventionskürzungen und über die Altersstruktur des Publikums sowie mit Matthias Naske über die Breite des Angebots, finanzielle Engpässe und über die Aufgabe „nicht die Asche anzubeten“ sondern das Feuer weiterzugeben.

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Links:

https://www.musicaustria.at/vermittlung-ist-ein-zwangloses-vergnuegen-constanze-wimmer-im-mica-interview/

https://www.musicaustria.at/akzeptieren-dass-jeder-seinen-vogel-hat-interview-mit-mica-kuratoriumsmitglied-johann-hauf/

https://www.musicaustria.at/thomas-angyan-gesellschaft-der-musikfreunde-in-wien-im-mica-interview/

https://www.musicaustria.at/matthias-naske-wiener-konzerthaus-im-mica-interview/

Von Musik leben. Urheberrecht, Musikverwertung und Kulturpolitik

Das Jahr 2016 stand ganz im Zeichen großer Veränderungen im Bereich Urheberrecht. Im Frühjahr 2016 trat das neue Verwertungsgesellschaftengesetz in Kraft. Im September 2016 erschien der Entwurf der Europäischen Richtlinie über den Urheberrechtsschutz im digitalen Binnenmarkt.

Stephan Kliemstein erklärte den Unterschied zwischen Copyright und Urheberrecht Alexander Kukelka berichtete von der Creators Conference des europäischen Dachverbandes ECSA (European Composer and Songwriter Alliance).

Ein weiteres wichtiges Thema war die Bedrohung der Musikförderung der Verwertungsgesellschaften durch den Rechtsstreit zwischen Amazon und der austro-mechana bezüglich der Speichermedienabgabe. Zwei weitere Artikel in diesem Bereich waren einem Rechtsstreit betreffend Sampling sowie einer Analyse der Auswirkungen der quasi-monopolistischen Stellung von Youtube auf dem Musikmarkt gewidmet. Eine weitere wichtige Betrachtung wurde zum Urteil Bruno Kramm gegen Gema zur Frage der automatischen Tantiemen-Auszahlung an Musikverlage geschrieben. Dem Thema der Problematik von Musikverträgen war ebenfalls ein Artikel gewidmet. Zu allen urheberrechtlichen Themen hat Jurist Markus Deisenberger fundierte Artikel und Interviews verfasst.

Aus gegebenem Anlass hat Markus Deisenberger im März 2016 auch eine Analyse zum Thema Radiotest und Formatradiokonzept vorgelegt.

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Links:

https://www.musicaustria.at/urheberrecht-versus-copyright/

https://www.musicaustria.at/creators-conference-2016/

Links Artikelserie Urheberrecht von Markus Deisenberger:

Die Argumente von Amazon und Youtube www.musicaustria.at/amazons-argumente/

Der wasserdichte Plattenvertrag www.musicaustria.at/der-wasserdichte-plattenvertrag/

Grundrecht auf Sampling? Welche Erkenntnisse bringt das Verfahren MOSES PELHAM gegen KRAFTWERK wirklich? www.musicaustria.at/grundrecht-auf-sampling/

Lasst uns übers Geld reden! – Eine Rückschau auf den Austrian Film Music Day 2016 www.musicaustria.at/uebers-geld-reden/

SPOTIFY zahlt nachträglich 21 Mio. Dollar an MusikerInnen www.musicaustria.at/spotify-zahlt-nachtraeglich-21-mio-dollar-musikerinnen/

TOTE QUOTE? www.musicaustria.at/tote-quote/

„Wir haben nichts beschönigt“ – PAUL FISCHER im mica-Interview www.musicaustria.at/wir-haben-nichts-beschoenigt-paul-fischer-im-mica-interview/

Musik und Bildung

Zum Themenbereich „Musik & Bildung“ veranstaltete mica  – music austria am 14. November 2016 eine Podiumsdiskussion im Rahmen von Wien Modern „I just can’t read that map! – Über Anleitungen zum Hören Neuer Musik und den Wert musikalischer Naivität mit Karlheinz Essl, Kompositionsprofessor und Klangkünstler, Mia Zabelka, komponierende Performerin, Margit Painsi, Musikpsychologin und Philip Röggla (mica – music austria, Moderation).

Bei der Diskussion wurde versucht die Frage „Was muss man eigentlich wissen um Neue Musik zu hören?“ zu beantworten, oder eben doch besser gar nichts? Bereichern „Reiseführer“ das Entdecken unbekannter Neuer Musiken? Kann die Naivität einer Offenohrigkeit vielleicht ermöglichen Musik so zu hören, wie noch niemand davor? Oder ermöglicht gerade erst informiertes Hören selbst durch die Vielfalt zu navigieren?

In einer Online-Artikelserie wurde versucht den Themenbereich „Musik und Bildung“ sehr grundsätzlich anzugehen und dabei gleichzeitig die Legitimationsproblematik, der sich künstlerische Fächer oft unausgesprochen stellen müssen, explizit anzusprechen. So beschäftigen sich die ersten beiden Artikel mit dem biologischen und soziologischen Imperativ musikalischer Ausdrucksformen. Musik ist ein universal menschliches Phänomen (und nur das), dessen Nützlichkeit vielleicht selber schwer zu quantifizieren ist, aber das selber ein Nutzen ist. Der Neurobiologe Konrad Lehmann beleuchtet in seinem Artikel „Mensch – der musizierende Affe“ den biologischen Imperativ musikalischer Äußerungen und kam zum Schluss, dass es keinen „verwertbaren Nutzen von Musik“ gebe. Und darüber solle man froh sein, denn „Musik lässt sich nicht instrumentalisieren, um das Humankapital […] zu verbessern. Ihr Ursprung ist die Gemeinschaft, nicht das Gegeneinander. Menschen machen Musik – und Menschenaffen nicht -, weil Menschen altruistisch denken können – und Menschenaffen nicht. Musik ist beim Menschen (und faszinierenderweise auch bei einigen Vögeln und Meeressäugern) Ausdruck und Mittel der sozialen Übereinstimmung.“

Die Soziologin Sarah Chaker beleuchtete in Antwort darauf den soziologischen Imperativ musikalischer Ausdrucksweisen in ihrem Artikel „Musik als soziale Praxis“. Sie zeigte, dass musikalische Ausdrucksformen, selbst wenn sie alleine stattfinden, per se sozial sind. Transfereffekte seien zwar wissenschaftlich nicht nachweisbar, da sich kulturelle Phänomene schwierig quantifizieren ließen, es könne aber trotzdem beobachtet werden, wie soziale und kulturelle Veränderungen miteinander hergehen würden, auch wenn die Kausalität selbst nebulös bleibe. Veronika Grossberger, die sich theoretisch und praktisch mit der Thematik Musikvermittlung befasst,  hat sich in ihrem Text „Von Mozart und Staubsaugern – Transfereffekte in der Musik“ diskursgeschichtlich mit Transfereffekten beschäftigt und kritisiert die Sinnfrage zentral: „Die Umwegrentabilität der musischen Fächer bedeutet eben zu viel Umweg“.

Der Musiksoziologe Michael Huber legte „Aktuelle Befunde zur sozialen Ungleichheit musikalischer Praxis in Österreich“ vor, die „detaillierte Einblicke in den Zusammenhang zwischen musikalischer Praxis und Schulbildung der österreichischen Bevölkerung [erlauben]“. Der Genuss von Konzerten und „aufmerksames Hören“ korrelierten mit dem Bildungsniveau und dem kulturellen Kapital der Eltern. Auch würden die Genres Klassik und Jazz positiv, Schlager negativ mit dem Bildungsniveau korrelieren. Pop/Hits, Rockmusik, Hip-Hop und Techno bewegen sich zwischen diesen Extrempolen. Die Chance, dass ein Elternteil singt und/oder musiziert, ist in allen Schichten ungefähr gleich groß. Aber die Chance, dass Mutter und Vater singen/musizieren, ist in der Oberschicht wesentlich höher.

Auch der Praxis der musikalischen Bildung wurde ein erster Text gewidmet. Michaela Hahn vom niederösterreichischen Musikschulmanagment/Konferenz der österreichischen Musikschulwerke (KOMU) spendete ihren Artikel zum Musikschulwesen in Österreich, in dem sie die Aufgaben, die Möglichkeiten und das Wirken der Musikschulen in Österreich beleuchtet.

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Links:

https://www.musicaustria.at/i-just-cant-read-that-map-ueber-anleitungen-zum-hoeren-neuer-musik-und-den-wert-musikalischer-naivitaet/

https://www.musicaustria.at/mensch-der-musizierende-affe/

https://www.musicaustria.at/musik-als-soziale-praxis/

https://www.musicaustria.at/von-mozart-und-staubsaugern-transfereffekte-in-der-musik/

https://www.musicaustria.at/aktuelle-befunde-zur-sozialen-ungleichheit-musikalischer-praxis-in-oesterreich/

https://www.musicaustria.at/musikschulen-in-oesterreich/