2015 widmete sich der mica focus zwei großen Hauptthemen: Dass der Eurovision Song Contest mit dem Sieg von Conchita Wurst 2015 nach Österreich kommt, nahmen wir zum Anlass, uns mit der Geschichte des musikalischen Wettbewerbs in diversen Genres auseinanderzusetzen und zu fragen, welche Auswirkungen musikalische Wettbewerbe auf die musikalische Ausbildung, Produktion und Qualität haben.
Des weiteren legten wir einen Schwerpunkt auf den Themenkomplex “Musik und Bildung” – Ausgangspunkt waren auch hier ein aktueller Begebenheiten, nämlich die Änderungen der Ausbildung von MusiklehrerInnen wie auch die Auswirkungen des Musikschulunterrichtes durch die zunehmenden Ganztagsschulen.
Eurovisions Song Contest und andere musikalische Competitions
Ob sportliche Höchstleistung, über den Laufsteg staksende Models oder der Kampf kulinarischer Kompetenzen – die Fernsehsender selbst scheinen sich einen Wettbewerb um den besten Wettbewerb zu liefern. Alleine im musikalischen Bereich konkurrieren öffentliche wie private Sender mit Sendungen wie DSDS, Starmania (bzw. nachfolgenden Sendereihen) oder The voice of … um die höchsten Einschaltquoten. Deren Urmodell liegt möglicherweise im 1956 erstmals ausgestrahlten Eurovision Song Contest, der heute unzählige Nachahmer von Fernsehstationen aller Kontinente gefunden hat.
Den Anfang machte ein Artikel des langjährigen Eurovision-Song-Contest-Berichterstatters Ralf Strobl: „Österreich – ein Land der Castingshowstars“.
Gefolgt von einem Abriss über die Geschichte des Eurovisions Song Contests wie auch die Bedeutung ähnlicher Wettbewerbe in anderen Ländern: Dean Vuletic: Der Wettbewerb der Liederwettbewerbe
Wir widmeten uns aber auch den Anfängen des Wettbewerbs in der Musik wie auch dem Wettbewerb in unterschidlichen musikalischen Genres:
- Marko Deisinger: Musikalisches Wetteifern im Laufe der Geschichte
- Hannes Oberrauter: Wettbewerbe in der klassischen Musik
- Curt Cuisine: Herausforderer, Selbstausbeuter und Poll Winners – Wettbewerbe im Jazz
„Besondere Talente sollen gefunden und gefördert werden“, konstatiert Birgit Hinterholzer, die mit dem seit 1995 existierenden Wettbewerbe Musik der Jugend eine zentrale Einrichtung der österreichischen Musikausbildung leitet. Doch welche Auswirkungen haben Wettbewerbe auf das Lernen eines Instruments – helfen kompetitive Ereignisse, über sich selbst hinauszuwachsen, oder nehmen sie im Gegenteil die Lust an der Musik? Diese Frage beantwortete Margit Painsi aus psychologischer Sicht:
Margit Painsi: Die Auswirkung von Leistungsdruck auf das Musizieren
Und wie sieht es mit dem Protest auf musikalischer Ebene aus? Gerald Stocker, der Initiator und Organisator des Protestsong-Contests stand Rede und Antwort:
„Es gibt wirklich alles!“ – GERALD STOCKER im mica-Interview
„Wir haben schon gewusst, dass die Nummer gut funktioniert.“ – mit diesem Statement kommentieren Rammelhof im mica-Interview ihren Sieg beim Protestsong-Contest.
Weiter ging es mit einer Kooperation mit Ö1: In einer Diskussionsrunde am Montag, 4. Mai 2015 um 19.00 Uhr im RadioCafe im ORF Radiokulturhaus ging Rainer Elstner gemeinsam mit Uli Fussenegger, Clemens Gadenstätter und Thomas Mießgang den folgenden Fragen nach: In welchem Verhältnis stehen die unzähligen Wettbewerbe zur immer straffer organisierten Leistungsgesellschaft? Antworten darauf wurden in einer Zeit-Ton extended Radiosendung auf Ö1 am 15. Mai ausgestrahlt (http://oe1.orf.at/zeitton).
Musik und Bildung
Die neueste Bildungsreform „PädagogInnenbildung NEU“ birgt vielfache Veränderungen – unter anderem auch für MusiklehrerInnen:
Fritz Höfer: PädagogInnenbildung NEU. Diese Reform ermöglicht u. a. das Unterrichtsprinzip “musische Erziehung”, das von Claudia Wintersteller dargelegt wird. Wie aber wirkt sich die neue Struktur auf die Ausbildung an den Musikuniversitäten aus? Daszu gibt Johannes Steiner Auskunft. Wir werfen auch einen Blick zu unseren deutschen Nachbarn und wie sie Musik in die Grundschule einbinden: Tobias Ruderer: Hinter der Starre – die “Musikalische Grundschule”. Welche neuen Wege hierzulande gefunden werden, um mit den veränderten Bedingungen durch die Ganztagsschule umzugehen, zeigt ein Beispiel aus Vorarlberg:
- Silvia Thurner: „Jeder Tag ohne Musik an unserer Schule ist ein verlorener Tag“
- Silvia Thurner: „Wir sind sehr stolz, Kinder aus allen sozialen Schichten zu erreichen“ – PETER HEILER im mica-Interview
Zur musikalischen Bildung trägt auch das Zentrum für Musikvermittlung bei, das Nicole Marte im 14. Bezirk in Wien gegründet hat: Von hilfreichem Wissen gegenüber skeptischen MusikerInnen – NICOLE MARTE im mica-Interview
Was aber bewirkt musikalische beziehungsweise künstlerische Bildung überhaupt? Diese Fragen haben sich zahlreiche Studien gestellt, die in einer Metastudie der OECD zusammengefasst wurden. Wir liefern einen Überblick:
Veronika Großberger: Kunst um der Kunst Willen?
Wer ist das Publikum von Neue-Musik-Festivals?
Neue Musik wird landläufig als abgeschlossene Nische wahrgenommen, in der sich vor allem ein eingeschworenes Publikum mit akademischem Hintergrund findet. Aber wie sehen die Publikumsstrukturen von Festivals der Neuen Musik tatsächlich aus? Diese Frage stellte sich ein wissenschaftliches Team rund um Simone Heilgendorff im Rahmen eines Forschungsprojekts und befragte dazu BesucherInnen bei drei internationalen Festivals: beim Warschauer Herbst, beim Festival d’Automne à Paris und bei Wien Modern. Im Rahmen von letzterem und in Zusammenarbeit mit mica – music austria sowie ConTempOhr wurden am 22. November 2015 die Ergebnisse der mehr als 1500 ausgewerteten Fragebögen bei einer öffentlichen Podiumsdiskussion vorgestellt und diskutiert.
Die Befragungen sind Teil des internationalen FWF-Forschungsprojekts „New Music Festivals as Agorai. Their Formation and Impact on Warsaw Autumn, Festival d’Automne in Paris, and Wien Modern since 1980“ an der Universität Salzburg. Durch sie werden Fragen beantwortet wie: Wer besucht Neue-Musik-Festivals? Was erwartet und motiviert das Publikum? Wie reagieren die Besucherinnen und Besucher auf die Musik, die sie erfahren haben? Wo können wir die Festivals mit Neuer Musik in den „kreativen Städten“ verorten? Der Präsentation schloss sich eine öffentliche Diskussionsrunde mit VertreterInnen der Festivals und aus der Wissenschaft an.
Auf dem Podium vertreten waren dabei neben den für die Auswertung verantwortlichen Wissenschaftlerinnen Simone Heilgendorff und Katarzyna Grebosz-Haring auch der künstlerische Leiter von Wien Modern Matthias Lošek sowie Lothar Knessl, der das inzwischen traditionsreiche Festival mitbegründet hat und mit seinen Initiativen für Musikvermittlung wie auch als Musikpublizist für Print und Radio (Ö1-Sendereihe ZeitTon) wegweisende Schritte für die österreichische Neue-Musik-Szene gesetzt hat. Sabine Reiter gab als Direktorin von mica – music austria (das auch die Plattform Musikvermittlung Österreich initiiert hat) Auskunft über Maßnahmen, die Neue Musik zu verbreiten und die Sichtbarkeit zu unterstützen. Geleitet wurde die Diskussion von der von Ö1 bekannten Moderatorin Susanna Dal Monte.
Veranstalter: mica – music austria in Kooperation mit dem Team des FWF-Projekts „New Music Festivals as Agorai …“ (Universität Salzburg), mit ConTempOhr, „Vermittlung zeitgenössischer Musik – Mediating Contemporary Music“ am Kooperations-Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst der Universität Salzburg und des Mozarteum Salzburg und WIEN MODERN.
Von der Musik leben
Streaming-Plattformen gehören inzwischen zur selbstverständlichen Form, Musik zuhause wie auch unterwegs in schier unermüdlichen Massen zu konsumieren. Wie aber steigen die Musikschaffenden bei diesem Geschäftsmodell mit legalen Diensten aus?
Markus Deisenberger: Streaming – Fluch oder Segen?
Musik und Migration
Nicht erst seit 2015 stellt gerade Wien einen Schmelztiegel der Kulturen dar. Grund genug, sich mit musikalischen Strömungen auseinanderzusetzen, die hier zu neuen Fusionen verschmelzen:
Jürgen Plank: Zwischen Diaspora und Crossover – die afrikanische Musikszene in Wien
Die Diskussions-, Vortrags- und Artikelreihe mica focus wird unterstützt durch die Abt. für Wissenschafts- und Forschungsförderung der