Mia Zabelka präsentiert „M“

Einmal mehr das Verhältnis zwischen Körper, Klang, Maschine und Raum erkundet die E-Violinistin und Komponistin Mia Zabelka am 20. November im Wiener Radiokulturhaus. In ihrem aktuellen Soloprogramm „M“ unternimmt die Künstlerin erneut den Versuch, die Grenzen elektroakustischer Musik mit Hilfe ihrer selbst  entwickelten Improvisationstechnik, dem „automatic playing”, auszuloten. Als Basis ihrer neuen Arbeit dienen Gedichte des amerikanischen Dichters Walt Whitman, welche durch Zabelkas einzigartigen Ansatz, ein ganz neue Interpretation erfahren.

“Crossover verstehe ich nicht als konstruiertes Zusammenführen unterschiedlicher Musikstile. Verschiedene musikalische Genres, die mich interessieren, von zeitgenössischer E-Musik, über Free Jazz, Elektronische Musik, Punk, klassische Musik bis Heavy Metal werden durch mich, durch meinen Körper gefiltert. Aus diesem Konzentrat schaffe ich dann eine neue Sprache, meine ganz spezifische Ausdrucksweise“, so Mia Zabelka über ihre Arbeit.

Bereits seit über zwanzig Jahren widmet sich die in Wien geborene Künstlerin in ihrer Arbeit der Entwicklung neuer Improvisationstechniken. Mit der Akribie und Neugier einer Wissenschaftlerin versucht die E-Geigerin und Komponistin, die Grenzen des Machbaren zu überschreiten und dem ohnehin schon weiten Klangspektrum ihrer Musik neue Facetten zu entlocken. Zabelka zählt zu jener Sorte von Musikerinnen, die weder in Kategorisierungen denken, noch die einzelnen Stile und Spielformen als in sich geschlossene Systeme begreifen. Vielmehr wird Musik als ein zu allen Seiten hin offenes Feld betrachtet, welches es zu bearbeiten und zu formen gilt.

Selbst bezeichnet Mia Zabelka ihre Arbeitsmethode als “automatic playing”. Abgeleitet von Friederike Mayröckers Ansatz des “automatic writing”, bedeutet es nichts anderes als Kunst „aus dem Körper heraus” zu erschaffen. Dieser Zugang ermöglicht es der Geigerin, Improvisationen auf eine neuartige Weise impulsartig zu lenken, ohne dabei auf festgelegte Parameter oder festgeschriebene musikalische Gesetze Rücksicht nehmen zu müssen. Generell ist für Mia Zabelka mehr der Weg das Ziel, der Prozess an sich, dessen Ergebnis erst am Ende hörbar wird.

Nicht anders verhält es sich in ihrem aktuellen Programm „M“, in dem sich die Wiener ganz ihrer Arbeitsmethodik nach quasi selbst zum Klangerzeuger macht. Mittels an Haut und Haar angebrachten Mikrofonen generiert Zabelka Klänge und Geräusche, welche unter Zuhilfenahme von Live-Elektronik, Laptop und medizinischen Geräten in Kombination mit ihrem Geigenspiel in einem musikalischen Gesamtkontext zusammengeführt werden. Die auf diesem Wege entstehenden Soundlandschaften dienen als akustischer Unterbau für die in weiterer Folge von Mia Zabelka vorgenommenen  stimmlichen Interpretationen von Gedichten Walt Whitmans. (mt)