Das polnisch-österreichische Duo MERMAID & SEAFRUIT veröffentlicht am 3. Juli 2017 sein Debütalbum „XXXXXXX“. Mit spannungsreichen Klangfeldern und energiegeladenen Performances sind die zwei der ultimative Geheimtipp der Elektronik-Szene.
Der österreichische Cross-Genre-Musiker Markus Steinkellner, auch bekannt unter seinem Solo-Namen Idklang, und die polnische Musikerin Magdalena Chowaniec agieren nun schon seit Längerem gemeinsam unter dem Namen Mermaid & Seafruit. Mit Auftritten auf diversen Festivals, im Burgtheater Vestibül und im Porgy & Bess kann man die Band nunmehr als den Geheimtipp der Elektronik-Szene bezeichnen: Die Spezialität des Duos ist die Vermischung von Rap, Hardstyle, Gospel, Grime, R ’n’ B und Noise – ein Mix, der vorerst unmöglich klingt, aber mit den Liedern von Mermaid & Seafruit ermöglicht wird.
„Dear Mister Trump, this is not what greatness looks like“
Wer Fan von Markus Steinkellners musikalischen Kreationen ist, wird auch diesem Album schlagartig verfallen: Mit Acid-Synths und einer Spannung, die den Zuhörenden durch Mark und Bein fährt, erlebt man die Musik mit dem ganzen Körper. Das erste Lied ist ein offener Brief an den US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump, die gesprochenen Worte spiegeln nicht nur eine politische Meinung wider, sondern präsentieren kalte Kritik an dem Präsidenten – wie etwa „We reject your support of torture“, gesprochen wird in eintöniger, mantraartiger Stimmlage, ohne Emotion und doch voller Gefühle. Diese Stimmungsfelder erinnern fast etwas an Atari Teenage Riot, eine Verbindung, die auch bei Songs wie „Empty Body II“ hergestellt werden kann. Die dreckig produzierten Beats kreieren mit den simplen Synths und dem wummernden Bass in jedem Lied ein unglaublich energiegeladenes Klangfeld.
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Melodischer wird es bei „Ghostchannel“, dem vierten Track. Der Titel passt übrigens perfekt: Die Kombination aus Gesang, Flüstern und Sprechgesang integriert sich in den monotonen Bass und verbreitet sich wie ein Teppich aus Nebel. Dies ist das einzige Lied, das so ruhig ist, alle anderen schießen durchs Blut wie Adrenalin: tanzbar, fast aggressiv. Für schwache Nerven ist das Album nichts, aber dafür umso mehr für die jumpsüchtigen Musikjunkies unter uns. Tracks wie „Bitch U Earnin“ und „Whaz My Price“ sind ähnlich kritisch wie „Open Letter“ und ebenso aufwühlend. Die genialen musikalischen Strukturen zeichnen die Werke von Markus Steinkellner schon immer aus – auch hier wirken die Songs fast physisch greifbar. Ein fantastisches Werk eines Duos, dessen kraftvolles Album hoffentlich nicht das letzte gewesen sein wird.
Wer die Live-Performance des Duos hautnah erleben möchte, sollte am 6. Juli unbedingt zur Release-Party im Venster 99 gehen.
Antonia Seierl