Der Vibrafonist und Sänger David Soyza zog bei mehreren Auftritten mit dem Landesjugendchor „Voice“, als Preisträger des Vorarlberger Kulturpreises 2017 in der Kategorie Jazz sowie mit seinem Quartett beim Neujahrsjazzfestival am Feldkircher Saumarkt die Aufmerksamkeit auf sich. Vor kurzem schloss der 25-Jährige sein Studium an der Hochschule für Musik in Nürnberg ab. Derzeit tourt er mit dem von ihm gegründeten David Soyza Quartett durch Deutschland. Der vielseitige Musiker erzählt im Gespräch mit Silvia Thurner über seinen musikalischen Werdegang in Vorarlberg und berichtet, wie sich die beiden Metiers des Sängers und Vibrafonisten in seiner musikalischen Tätigkeit gegenseitig befruchten. Darüber hinaus gibt er Einblick in die musikalische Probenarbeit mit seiner Band.
Sie sind Vibrafonist und auch als Sänger aktiv. Inwieweit beeinflussen sich diese beiden Metiers?
David Soyza: Ich finde, sie bereichern sich und ergänzen sich sehr gut. Ich habe erlebt, dass die Kluft zwischen Instrumentalistinnen und Instrumentalisten beziehungsweise Sängerinnen und Sängern ziemlich groß ist. Es ist ein anderes Gefühl, ob du nur mit Mikrofon vor der Band stehst und singst oder ob du dich „hinter einem Instrument verstecken kannst“. Wenn man beides erlebt hat, versteht man manche Situationen viel besser. Als Sänger habe ich mich im letzten Jahr hauptsächlich mit der Interpretation von Texten beschäftigt. Der Text oder die Geschichte eines Songs spielen oft eine wichtige Rolle. Als Instrumentalist habe ich daran noch wenig gedacht. Ich finde, man spielt manche Stücke anders, wenn man solche Zusammenhänge erfahren hat.
Ich habe das Singen und Musizieren auch schon zusammen ausgeführt, als ich Backing-Vocals gesungen und dazu Vibrafon gespielt habe. Das war gar nicht so einfach, aber ich möchte diesen Bereich weiter ausbauen.
Was inspiriert Sie?
David Soyza: Meistens eigentlich andere Musik. Nach Live-Konzerten bin ich immer total euphorisch und inspiriert. Auch wenn ich auf Reisen Musik höre, berührt und inspiriert mich diese eigentlich immer.
Das Vibrafon verbindet vieles
Wo liegen Ihre musikalischen Wurzeln?
David Soyza: Ich habe mit sechs Jahren begonnen, Schlagzeug zu spielen. An der Musikhauptschule in Dornbirn habe ich dann zu singen angefangen und auch in Musicals mitgewirkt. Rhythmus und Gesang begleiten mich also schon sehr lange. Eine meiner Wurzeln liegt auch in den Hits der 1980-er Jahre und im Motown-Sound, diese Musik hat mein Dad viel gehört und sie hat meine Kindheit geprägt. Heute würde ich zwar sagen, ich bin Jazzmusiker, ich habe aber auch ganz viele andere Musik gemacht und tue das immer noch.
Sie haben im Jugendsymphonieorchester Dornbirn auch einige Erfahrung mit klassischer Musik gemacht. Wie sind Sie zum Jazz gekommen?
David Soyza: Ich habe am Jazzseminar Dornbirn Workshops belegt und hatte dort meine ersten Erfahrungen mit Jazz. Das hat mir sehr gut gefallen, weil ich mich ausdrücken konnte und weil für mich diese Musik einfach total original war. Nach der Matura war deshalb klar, dass ich Jazz-Mallets studieren möchte.
Aus welchem Grund haben Sie sich innerhalb des weiten Spektrums, das die Perkussion bietet, auf das Vibrafon fokussiert?
David Soyza: Weil ich auch schon früh gesungen habe, haben mir beim Schlagzeug nach einer gewissen Zeit die Harmonie und Melodie gefehlt. Durch Zufall habe ich bei einem Workshop am Jazzseminar Vibrafon gespielt. Nach einiger Zeit hat sich für mich dann gezeigt, dass es eine sehr gute Kombination für mich ist, weil ich ein gutes rhythmisches Verständnis hatte und mit dem Vibrafon auch Harmonien und Melodien spielen konnte.
Einen individuellen Ausdruck in der Improvisation finden
Erleben Sie Musik als Sprache oder eher in Bildern?
David Soyza: Wahrscheinlich eher in Bildern. Wenn ich beim Musikhören die Augen schließe, kommen mir oft Bilder, und auch wenn ich Musik schreibe, denke ich manchmal in Bildern.
Welchen Stellenwert nimmt innerhalb Ihres Komponierens die Improvisation ein?
David Soyza: Die Improvisation passiert im Moment, sie lässt Musik immer aufs Neue entstehen und kann immer weiter ausgebaut werden. Ich finde es ist sehr spannend, seine individuelle Sprache dabei zu finden. Darum macht es auch Spaß, daran zu arbeiten.
Gerade in der letzten Zeit finde ich es sehr reizvoll, überhaupt keine Vorgaben zu geben und komplett freie Soli zu gestalten. Es kommt aber immer auf den Kontext und das Stück an.
Von einer Klangvorstellung ausgehend
Sie haben mit dem Gitarristen Michael Schumacher, dem Bassisten Stephan Goldbach und dem Schlagzeuger Florian Fischer eine Band gegründet, mit der Sie derzeit öfters auf Tour sind. Wie hat sich die Formation dieser Band ergeben und wie erarbeiten Sie die Musik?
David Soyza: Ich habe letzten Sommer mehr komponiert und wollte dafür eine eigene Band haben. Mit diesem Gedanken habe ich die Leute zusammengetrommelt und bin nun sehr froh, dass es gut funktioniert hat und alle auch Lust und Energie dafür aufbringen. Es ist auch sehr hilfreich, dass wir derzeit alle in Nürnberg wohnen.
Am Anfang hatte ich eine Klangvorstellung von dem, was ich mit dem Quartett machen möchte und habe versucht, das zu kommunizieren. Darauf bauen wir auf und forschen gemeinsam an der Musik. In der Regel bringe ich Notenmaterial mit, das wir einfach durchspielen. In den Proben entwickelt jeder Musiker eine Meinung zum Stück und bringt dann seine Ideen mit ein. Meistens wird debattiert und es werden mehrere Sachen ausprobiert. Am Ende finden wir oft eine Version oder eine Lösung, die für alle gut ist. Das heißt aber nicht, dass es dann so bleiben muss, wenn jemand einen neuen Input einbringt.
Lust auf neue Herausforderungen
Vor kurzem haben Sie Ihr Studium in Nürnberg abgeschlossen. Was sind Ihre Vorhaben für die nächste Zeit?
David Soyza: Ich werde bis zum Sommer noch in Nürnberg bleiben, arbeiten, Musik machen und meine Projekte weiter pflegen. Ich habe und werde mich für Aufnahmeprüfungen an anderen Hochschulen und Universitäten anmelden und dann heißt es abwarten. Nürnberg ist sehr schön und ich habe die letzten fünf Jahre hier sehr viel gelernt und viel aufgebaut. Aber im Herbst möchte ich auf jeden Fall einen Tapetenwechsel. Eine neue Stadt mit neuen Menschen und einer neuen Szene, die mich aufs Neue herausfordert und fördert. Köln oder Berlin oder vielleicht auch das europäische Ausland, mal schauen.
Danke für das Gespräch.
Dieses Interview ist zuerst in der Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft im April 2019 erschienen.
Links:
David Soyza (Musikdokumentationsstelle Vorarlberg)
David Soyza (Soundcloud)