Mehr neue Musik für Niederösterreich

Krems (kpr). Unter dem Motto „neue musi“ fanden vom 19. bis 21. Oktober die Tage der neuen Musik in Niederösterreich an der Donau-Universität Krems statt. Zum umfangreichen Programm gehörten neben einem Auftaktkonzert mit der Nouvelle Cuisine Bigband und der Trachtenkapelle Rossatz unter der Leitung von Christoph Cech und Christian Mühlbacher ein Klangerlebnisparcour im Archiv der Zeitgenossen sowie ein Konzert des neugegründeten Max Brand Ensembles im Klangraum Minoritenkirche. Im Zentrum der Tage der neuen Musik stand das Kulturgespräch des niederösterreichischen Kultursenats, das von Mag. Johann Heuras, 2. Präsident des NÖ Landtags in Vertretung von Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll eröffnet wurde. Er verwies auf die zentrale Rolle, die Kunst und Kulturförderung für das Land Niederösterreich spiele. Dazu gehöre im Kontext der Künste auch Liberalität und Toleranz. Der Vorsitzende des NÖ Kultursenats, Univ.-Prof. DDr. Fritz Steininger, betonte, dass der Kultursenat mit seinen Kulturgesprächen einen pointierten Beitrag zur Diskussion wichtiger kultureller Themen leisten wolle.

Die Dekanin der Fakultät für Bildung, Kunst und Architektur der Donau-Universität Krems, Arch. Dipl.-Ing. Dr. Renate Hammer, erklärte, es gehöre zum Kennzeichen der Donau-Universität Krems, sich dem Neuen zu öffnen. In dieser Tradition stehe auch das Engagement für zeitgenössische Musik. In ihrer Begrüßung zum Auftakt der Veranstaltung sagte die Leiterin des Zentrums für Zeitgenössische Musik der Donau-Universität Krems, Mag. Dr. Eva Maria Stöckler, neue Musik sei kein Nischenprogramm weniger Eingeweihter, sondern lade dazu ein, die Ohren zu öffnen und sich überraschen zu lassen. Der Komponist Bernd Richard Deutsch wertete in seinem Statement neue Musik als eine Kunstform gegen die Verführbarkeit des „trägen Menschen in der Konsumgesellschaft“. Obwohl sie die energetischste, emotionalste zeitgenössische Kunstform sei, habe sie es jedoch am schwersten, sagte Deutsch. Für den Komponisten Karlheinz Essl macht neue Musik frei von Vordergründigkeiten und „banalen Mitteln der Emotionalisierung“. Sie appelliere an den Hörsinn und biete vielfältige Hörerkundungen an.

In der Podiumsdiskussion im Rahmen des Kulturgesprächs, die von Eva Maria Stöckler geleitet wurde, sagte der Komponist und Jazzmusiker Univ.-Prof. Christoph Cech, es sei wichtig, neue Musik noch stärker als bisher auch neuen Tendenzen und musikalischen Strömungen zu öffnen, wie etwa der Klangkunst oder dem Jazz. Die Geschäftsführerin des Musikschulmanagements Niederösterreich, Mag. Manuela Hahn, verwies auf die Bedeutung und Aktivitäten der Musikschulen bei der Hinführung von Kindern und Jugendlichen zur neuen Musik. Für Susanne Kirchmayr aka Electric Indigo fehlt es für neue Musik an adäquaten Räumen. Sie plädierte deshalb dafür, die Schnittstellen zwischen Underground-Clubkultur und etablierter akademischer Musik zu fördern. Einig waren sich die DiskutantInnen darüber, dass die Etikettierung „Neue Musik“ nicht unproblematisch, weil historisch belastet ist. Und: Auch in Niederösterreich kann für die neue Musik noch mehr getan werden.

Ein konkreter Schritt in diese Richtung war die Gründung des Max Brand Ensembles unter der künstlerischen Leitung von Christoph Cech und Richard Graf. Beim Gründungskonzert in der Minoritenkirche waren Kompositionen und Uraufführungen von Friedrich Cerha, Bernd Richard Deutsch, Michael Mantler, Sonja Huber und Johannes Kretz zu hören. Der Namensgeber, Max Brand (1896-1980), war ein lebenslang suchender und innovativer Komponist und Musiker, der u.a. einen der ersten Synthesizer, auch Moogtonium genannt, entwarf. Der Pionier starb, völlig in Vergessenheit geraten, in Langenzersdorf/NÖ.

Großes Interesse gab es beim Finale und der Preisverleihung des Kompositionswettbewerbs für Blaskapelle, das in Anwesenheit von LH Stellvertreter Mag. Wolfgang Sobotka im AudiMax der Universität abschließend stattfand. Der Preis der Jury als auch der Publikumspreis gingen an den Komponisten Robert Brunnlechner für sein Werk „Bekenntnisse einer Burenwurst“, gespielt vom Musikverein Staatz unter der Leitung von Hans Peter Manser.

Foto Nouvelle Cuisine Bigband: Nouvelle Cuisine Bigband

Bild Kulturgespräch
Die TeilnehmerInnen des Kulturgesprächs: v.l.n.r.: Karlheinz Essl, Bernd Richard Deutsch, Susanne Kirchmayr aka Electric Indigo, Johann Heuras, Renate Hammer, Oskar Aichinger, Eva Maria Stöckler, Michaela Hahn, Christoph Cech (Foto: AMI Promarketing/Elia Zilberberg)

Bild Preisverleihung
Die Jury mit dem Preisträger: v.l.n.r.: Musikerin Viola Falb, Christoph Cech, Preisträger Robert Brunnlechner, Richard Graf, Gottfried Zawichowski (Musikfabrik NÖ), LH Stellvertreter Wolfgang Sobotka, Adolf Obendrauf (Leiter der Militärmusik NÖ), Hans Peter Manser (Foto: AMI Promarketing/Elia Zilberberg)

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