Mit über 40 veröffentlichten Alben und dazu unzähligen Projekten gilt MAX NAGL als einer der vielseitigsten und produktivsten Musiker des Landes. Nun hat er die coronabedingte auftrittsfreie Zeit genutzt und ein enormes Volumen an neuer Musik aufgenommen, weshalb wir uns in diesem Artikel auch gleich zwei Neuerscheinungen des Künstlers anhören. Das Spezielle dabei: „Märsche“ (rude Noises) und „m.n. plattinger“ (rude Noises) könnten genretechnisch nicht weiter voneinander entfernt sein.
Max Nagl ist bereits seit über drei Jahrzehnten als fester Bestandteil der österreichischen Musikszene aktiv. Was ihn auszeichnet, ist seine enorme musikalische Vielfalt, die er in seine vielen Projekte einbringt. Der Saxofonist, Soundtüftler und Komponist ist jemand, der sich quasi ein jedes Mal neu erfindet und sich in den unterschiedlichsten musikalischen Kontexten vortrefflich zu bewegen weiß. Seine musikalische Sprache ist eine an stilistischen Einflüssen reiche und spannt sich ausgehend vom Jazz über die Improvisation hin zu vielen anderen Genres.
Volksmusik umgemodelt
So gesehen verwundert es auch nicht allzu sehr, dass Max Nagl auch einmal an die Volkmusik anstreift. Genauer genommen ist es die alpenländische Marschmusik, der er sich auf seinem neuen Album annimmt. Wobei er dies natürlich auf seine ganz eigene Art tut. Wie man es von dem gebürtigen Oberösterreicher gewohnt ist, gelingt es ihm auch hier, festgefahren geglaubte Muster zu durchbrechen. Er erschafft eine von jeder Tradition losgelöste Klangwelt, die aufgrund der Instrumentierung eine Verbindung zur alpenländischen Volksmusik zwar erkennen lässt, diese aber durch die Verwebung mit Elementen anderer Stile in einen gänzlich neuen Kontext setzt. Max Nagl geht dabei so feinfühlig zu Werke, dass Wechsel in Klangsprache und Atmosphäre des Dargebotenen zuerst kaum wahrgenommen werden und sich erst nach und nach verdichten. So kann es schon vorkommen, dass ein lieblich dahin marschierender Tune von überraschenden musikalischen Motiven und Ideen zuerst „nur“ ergänzt, dann verändert und zuletzt komplett erneuert wird, bevor es wieder zur ursprünglichen musikalischen Idee zurückgeht.
Ein knarzig-experimenteller Sound
Ein komplett anderen Klangkosmos bekommt man auf „m.n. plattinger“ geboten. Hier sind es vor allem ambiente experimentelle Klänge digitalen und analogen Ursprungs, die den Ton angeben. Max Nagl lässt auf dem Album einen ordentlich knarzigen Grundsound ertönen, der zum Teil tief in den Industrial-Bereich hineinreicht und einer experimentellen Ausrichtung folgt. Angereichert mit Andeutungen von Melodien und Improvisationen und eingefasst in repetitive Strukturen erwächst ein Gesamtbild, das eine seltsam wirkende Anziehungskraft entwickelt.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Max Nagl mit „Märsche“ und „m.n. plattinger“ zwei Album vorlegt, die in ihrer Art nicht unterschiedlicher sein können und die enorme Vielseitigkeit des Musikers auf wirklich spannende Art dokumentiert.
Alexander Kochman
++++
Links:
Max Nagl
Max Nagl (mica-Datenbank)