„Die spielen gut“ – MAX NAGL im mica-Interview

Der Saxofonist MAX NAGL hat am 3. Jänner 2017 im Wiener PORGY & BESS seine neue CD präsentiert: „Live at Porgy & Bess Vienna Vol. 2“ (rude noises) ist auf seinem eigenen Label Rude Noises erschienen. MAX NAGL hat schon mit MusikerInnen wie OTTO LECHNER und PAMELIA KURSTIN gespielt. Im mica-Interview mit Jürgen Plank erzählt NAGL unter anderem wie seine Zusammenarbeit mit den MusikerInnen der Jazzwerkstatt Wien begonnen hat.

Wie kam es zu der Entscheidung, Ihren Auftritt 2016 im Porgy & Bess auf CD zu veröffentlichen?

Max Nagl: Da muss ich etwas ausholen: Im Jahr 2011 habe ich mit einer internationalen Band in Saalfelden das Eröffnungskonzert gemacht. Mit dieser Band erneut aufzutreten, war unmöglich, außer es hätte jemand organisiert und bezahlt. Ich habe also versucht, eine Band zusammenzustellen, die die Musik spielt, die wir damals in Saalfelden gespielt hatten. Ich wollte es aber nicht genauso machen und habe Streicher hinzugeholt. Das Konzert 2016 im Porgy haben wir dann aufgenommen.

„Man braucht einen gewissen Abstand, bis man vergisst, wie der Klang auf der Bühne war.”

Sie haben schon mehrere Konzertmitschnitte veröffentlicht. Wie gehen Sie mit Livematerial bei der Zusammenstellung einer CD um?

Max Nagl: Man braucht einen gewissen Abstand, bis man vergisst, wie der Klang auf der Bühne war. Das dauert bei mir immer ein paar Monate. Dann höre ich mir den Rough-Mix an und ich suche mir das aus, was mir gefällt. Und sonst lasse ich die Musik so, wie sie ist.

Bei der CD-Präsentation am 3. Jänner 2017 im Porgy & Bess war auch Pamelia Kurstin mit ihrem Theremin dabei.

Max Nagl: Pamelia Kurstin war auch damals in Saalfelden dabei und das Theremin ist so eine eigene Stimme, dass ich mir gedacht habe, sie müsse wieder dabei sein. Wie eigen der Klang des Theremin ist, das hört man eh. Ich habe früher nie an ein Theremin gedacht, aber Pamelia und ich haben einmal ein improvisiertes Duo-Konzert gespielt, und das war einfach sehr gut. Die Gefahr bei einem Theremin ist: Es kann sehr leicht falsch sein, weil man praktisch ins Nichts greift.

Ich habe immer den Eindruck, Pamela Kurstin ist wirklich die Beste am Theremin.

Max Nagl: Sie ist sicher eine der Besten. Ich kenne nicht so viele Theremin-Spielerinnen und -Spieler, aber das kann man schon sagen.

Martin Eberle hat mir in der Pause im Porgy erzählt, dass gar nicht viel Zeit für Proben vorhanden war. Wie ist die Vorbereitung auf diesen Abend verlaufen?

Max Nagl: Manu Mayr und Martin Eberle waren neu dabei und wir haben ungefähr zur Hälfte neue Sachen gespielt und zur Hälfte Stücke, die wir schon gehabt haben. Ich habe mit den beiden und mit Clemens Wenger und Herbert Pirker schon mal einige dieser Nummern zu fünft im Blue Tomato gespielt. Ich verschickte für die Vorbereitung einfach die Noten und ein MP3 nur mit Klaviersound. Das MP3 habe ich für Herbert Pirker fürs Schlagzeug gemacht. Für alle anderen schreibe ich die Noten auf, nur Herbert bekommt eine Melodiestimme oder eine Bassstimme – was eben bei einem Stück wichtig ist. Der Schlagzeuger würde mehr Proben brauchen, denn er erfindet seine Stimme eigentlich.

„Ich habe Herbert Pirker, Clemens Wenger und Clemens Salesny damals im Porgy gehört und mir gedacht: ‚Die spielen gut!‘“

Wie viele Proben gab es dann?

Max Nagl: Wir haben einmal geprobt und den Soundcheck gemacht. Besser wäre es, man probt drei- oder viermal. Oder man spielt öfter, aber das geht sich leider nicht aus.

In Ihrem Ensemble sind einige Musiker der JazzWerkstatt Wien. Wie läuft da die Zusammenarbeit?

Max Nagl: Sehr gut, ich glaube wir spielen jetzt seit 2006 miteinander. Ich habe Herbert Pirker, Clemens Wenger und Clemens Salesny damals im Porgy gehört und mir gedacht: „Die spielen gut!“ Und ich habe sie gefragt, ob wir etwas miteinander machen könnten, und seitdem spielen wir miteinander. Manchmal mit großen Abständen.

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Gehen Sie zur Inspiration oft zu Konzerten von Kolleginnen und Kollegen oder ist das nicht wichtig?

Max Nagl: Früher bin ich sehr viel zu Konzerten gegangen, auch ins alte Porgy. Aber ich habe zwei Kinder und meine Frau spielt in der Volksoper und ist sehr viel am Abend im Einsatz. Jetzt fängt es schön langsam wieder an, dass ich fortgehen kann, weil die Kinder in einem Alter sind, in dem sie auch mal allein sein können. Ich glaube, ich schaue mir jetzt wieder mehr an, aber in den letzten Jahren war ich wenig am Abend unterwegs, was auch gut ist.

„Ich finde, das eine ist Filmmusik und das andere ist Musik […]“

Auf CD und live klingt Ihre Musik zum Teil wie Filmmusik und ein Stück heißt in einem Wortspiel auch „Der Schweißfilm“. Sind Film und Filmmusik Anknüpfungspunkte für Ihre Kompositionen?

Max Nagl: Ich finde, das eine ist Filmmusik und das andere ist Musik, die in den Köpfen von vielen Leute wie Filmmusik klingt. Meine Musik klingt eher so wie Filmmusik, denn Filmmusik selbst ist wieder ein eigenes Kapitel. Ich habe noch nie richtig Filmmusik gemacht.

Im Porgy & Bess hat Ihr Ensemble zum Teil wie eine Big Band geklungen. Wie hat sich denn aus Ihrer eigenen Beobachtung Ihr Sound im Laufe der Karriere geändert?

Cover “Live at Porgy & Bess”

Max Nagl: Das ist nun die vierte Live-CD aus dem Porgy mit einer großen Band, und da waren wir früher auch schon zu acht. Bei den Stücken, die ich geschrieben habe, denke ich oft, dass sie mit einer größeren Besetzung gut klingen würden. Ich mache gerne die Arrangements, ich sitze auch gerne zu Hause und nehme auf. Das ist abgesehen vom Livespielen eigentlich meine Lieblingsbeschäftigung. Es hat sich ergeben, dass wir statt zu viert zu acht spielen konnten und durch die Musikerinnen und Musiker verändert sich eben der Sound. Das ergibt sich immer durch die Instrumentierung, ich überlege immer: „Ich habe zwei Saxofone, eines spielt Clemens und eines spiele ich. Was kann man dann machen?“ Am 3. Jänner habe ich eher die tiefen Instrumente gespielt, weil Martin Eberle mit der Trompete in der Stimmlage Alt bzw. Sopran war. Also habe ich eher Tenor- oder Bariton-Saxofon gespielt.

„Im Porgy hat man auch ein sehr gutes Publikum […]“

Wie ist denn das Porgy & Bess für Sie als Konzertort, als Musiker erlebt man ja verschiedenste Locations?

Max Nagl: Das Porgy ist schon etwas Besonderes, auf jeden Fall. Der Christoph Huber macht das Porgy aus. Abgesehen von der Akustik und dass es auch einfach zum Abhängen super ist. Man wird dort wie jede andere Band behandelt, mir geht es jedenfalls so. Wenn ich eine Idee für ein Konzert habe, das ich gerne machen möchte, dann ist Christoph eigentlich der Einzige, den ich fragen kann. Wenn ich ihm etwas vorschlage, kommt es meistens zustande, und das ist schon super. Im Porgy hat man auch ein sehr gutes Publikum, das ist nicht selbstverständlich. Auch im alten Porgy waren immer Leute da, die sich für Musik interessiert haben.

Was ist noch besonders an diesem Ort?

Max Nagl: Es ist auch ein Treffpunkt, man trifft Leute, auch andere Musikerinnen und Musiker. Oder man kann sich einfach nur das Konzert anhören und wieder gehen.

Wie geht es weiter? Was sind nächste Ideen bzw. Projekte? Hat Christoph Huber schon den nächsten Vorschlag am Tisch?

Max Nagl: Ich spiele seit ungefähr zwanzig Jahren mit Joanna Lewis zusammen, die auch im Koehne Quartett spielt, das ich gleich lange kenne. Meine Frau spielt ebenfalls im Koehne Quartett. Irgendwann habe ich ein Stück fürs Koehne Quartett geschrieben. Das haben wir dann im alten Porgy aufgeführt, mit Streichquartett und Saxofon. Inzwischen gibt es sechs, sieben Stücke in verschiedenen Längen – längere Stücke und ganz kurze, zum Teil nur eine oder zwei Minuten lang – und wir machen miteinander im Juni im Porgy ein Konzert und eines in Ohlsdorf, meinem Heimatort.

Danke für das Gespräch.

Jürgen Plank

 

Live:
27.1.2017: Max Nagl Trio, Blue Tomato, 20:30h
15.6.2017: Porgy & Bess: Max Nagl: saxes, composition, Koehne Quartett, Patrice Heral: percussion

Link:
Max Nagl
Porgy & Bess