Max Nagl gelingt es immer wieder eindrucksvoll unter Beweis zu stellen, dass es sich bei ihm ohne Zweifel um einen der vielseitigsten und wandlungsfähigsten Musiker der heimischen Szene handelt. Ursprünglich aus dem Jazz kommend, hat es ihn in seinen vielen Projekten schon in die unterschiedlichsten musikalischen Kontexte verschlagen, mit der Folge, dass man bei ihm nie wirklich sicher sein konnte, in welcher Richtung er sich als nächstes versuchen wird. „Daumenkino“ (rude noises), das neue Album des gebürtigen Gmundeners, kann man ohne weiteres als eine Art Überraschung angesehen werden, ist es im Vergleich zu den Veröffentlichungen des Saxophonisten und Komponisten der jüngeren Vergangenheit nach längerer Zeit doch wieder deutlich experimenteller, ungestümer und eigenwilliger ausgefallen. Was auf dem Programm steht, sind weniger bis gar keine Melodien, dafür aber ein sehr viel mehr an eigenwilliger und noisiger Klangarbeit.
Es ist wohl die Verwendung des Ensoniq ASR 10, eines legendären Synthesizers der frühen 90er Jahre, die Max Nagl dazu bewogen hat, auf seiner neuen CD einen aus musikalischer Sicht doch hörbar extravaganteren und ungewöhnlicheren Weg einzuschlagen. Das Musikalische und Harmonische von ihm ungewohnt weit in den Hintergrund gerückt, betätigt sich der international renommierte oberösterreichische Saxophonist und Komponist als eine Art Soundtüftler und –bastler, der dieses Mal die experimentelle Auseinandersetzung mit elektronischen Klängen und Tönen aller Art, sprich die vielfältigen Aspekte der Arbeit mit dem vorher erwähnten Synthesizer in den Mittelpunkt rückt. Die allesamt in Eigenregie entstandenen Stücke seines neuen Albums sind eines ungezügelten Charakters und einer bewusst übersteuert elektronischen Note, die ihren Ausdruck zwischen heftigen und gewitterartigen Geräuschausbrüchen, sowie reduziert gehaltenen und bedrohlich düster wirkenden Passagen findet.
Auf den Versuch, das Dargebotene in einer bestimmten stilistischen Schublade verschwinden zu lassen, kann man getrost verzichten, denn dafür beziehen Max Nagls Nummern ihre Einflüsse einfach aus viel zu vielen unterschiedlichen Spielformen. Mal schimmert ein wenig mehr Jazz durch, mal weniger, an anderer Stelle wird leicht am Elektro-Pop angestrichen, um dann wiederrum mit Haut und Haaren in den wildesten Noise einzutauchen.
„Daumenkino“ ist ein zugegeben forderndes Stück Musik, das aber, je länger und intensiver man an sich mit diesem beschäftigt, zu einem wirklich fesselnden Hörerlebnis erwächst. Eben weil Max Nagl es diesmal anders erklingen lässt, als vieles, was man heute sonst so überlicherweise präsentiert bekommt. (mt)
http://www.maxnagl.at/