Nun, seine erste musikalische Talentprobe hat Mathias Ruppnig ja bereits mit seinen 2012er Debüt „Square“ eindrucksvoll abgeliefert. Mit seinem eben erschienenen zweiten Album „The Spinning“ (Session Work Records) soll nun eine weitere Bestätigung seines außergewöhnlichen musikalischen Verständnisses erfolgen. Und lauscht man den neuen Nummern des Schlagzeuger und seines Ensembles, darf man zum Schluss kommen, dass der junge Musiker tatsächlich ein Gespür für richtig klasse Jazznummern hat. Was er nämlich vollzieht, ist ein gelungener Spagat zwischen Anspruch auf der einen, und doch einer gewissen Gefälligkeit auf der anderen Seite. Er zeigt, dass auch Musik mit einem gewissen Grad an Komplexität, sich nicht unbedingt in einer übertriebenen Verkopftheit verlieren muss.
Mathias Ruppnigs Interpretation und Deutung des Jazz ist einer erfrischend dynamischen, gediegen eleganten, farbenreichen und herausfordernden Note. Komplexe Strukturen und anspruchsvolle Arrangements gehören ebenso zu den eingesetzten Stilmitteln, wie auch eine klangliche Vielfalt und ein Brückenschlag hin auch zu anderen Spielformen. Die Stärke seines nun zu einem Quintett angewachsenen Ensembles zeigt sich besonders darin, dass es alles in einem leichtfüßigen, lockeren und von jeglicher Sperrigkeit losgelösten Fluss zu halten weiß, mit dem Ergebnis, dass sich die Stücke eigentlich schon nach dem erstmaligen Durchhören sofort erschließen. Ein Umstand, der auch auf die bewusste Entscheidung des gebürtigen Oberpullendorfers zurückzuführen ist, seinen Mitmusikern Jure Pukl (Tenor- und Sopran-Saxofon), Jan Balaz (Altsaxofon, Bass-Klarinette), Marco Crncec (Piano) und Robert Jukic (Bass) den notwendigen Raum zu lassen, sich über Improvisationen und Interaktionen aller Art kreativ in das Geschehen miteinzubringen. Eine Freiheit, die diese auch vortrefflich, ganz ohne die üblichen instrumentalen Selbstbeweihräucherungstendenzen zu nutzen wissen.
Hinweis: Mit dem Abspielen des Videos laden sich sämtliche Cookies von YouTube.
Es wirkt wirklich alles, jeder Ton, jede Melodie, jede Harmonie, jeder experimentelle Einwurf und spontane Bruch perfekt in Einklang und kompakt auf den Punkt gebracht, ohne dabei aber in irgendeiner Form überambitioniert konstruiert und seelenlos zu wirken. Mathias Ruppnig und seinen Kollegen gelingt es, ihre Musik mit Leben zu erfüllen und sie in eine gefühlvolle und stimmige Richtung zu lenken. Mal in wunderschönen, eher ruhigen und sanft zurückhaltenden Gefilden unterwegs, mal in solchen, in denen eher hoch-energetische aufs Gaspedal gestiegen wird, führt das Quintett die Hörerschaft über vielschichtige Spannungsbögen unentwegt in sich ständig verändernde Klangumgebungen, die immer wieder auch mit überraschenden Wendungen aufwarten. Für zusätzliche Akzente sorgen die kleinen, oftmals unter der hörbaren Oberfläche versteckten Details und Andeutungen, die dem Ganzen noch weitere Facetten verleihen.
Mit „The Spinning“ ist Mathias Ruppnig auf jeden Fall ein Album gelungen, das alles beinhaltet, was zeitgenössischen Jazz ausmacht, es ist ein Stück Musik geworden, das einfach Spaß macht und auch einlädt, sich intensiver mit ihm zu befassen.
Michael Ternai
Foto Mathias Ruppnig © Lozar