Martin Philadelphy tut auf seiner neuen EP „5 vor 12“ (Delphy Records) das, was er am besten kann: sich musikalisch einmal mehr neu erfinden.
Eines haben alle Veröffentlichungen von Martin Philadelphy gemeinsam: Bevor man sie sich zu Gemüte führt, hat man keine Ahnung, was einen erwartet. Der aus Tirol stammende Gitarrist und Komponist ist ein Paradebeispiel für einen musikalischen Freigeist, dessen Schaffen sich durch eine immense Wandlungsfähigkeit auszeichnet. Kein Album von Philadelphy klingt wie ein anderes – weder im Stil noch im Klang oder in der musikalischen Ausrichtung. Wenn man ein Hauptmerkmal seines Schaffens hervorheben möchte, dann ist es seine Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden – und das auf konstant hohem künstlerischem Niveau.
Keine Ausnahme bildet seine neue EP „5 vor 12“, auf der er kurzzeitig in die Rolle eines Songwriters schlüpft und sich vielleicht so nah wie nie zuvor dem Pop annähert. Natürlich tut er das auf seine ganz eigene Art – weit entfernt vom Mainstream, stärker blues- und rocklastig, mit Improvisationselementen und alles andere als glattpoliert im Sound.
Die insgesamt vier Songs der EP, die Philadelphy gemeinsam mit Max Geier (Gesang), Stephan Thaler (Bass) und Florian Baumgartner (Schlagzeug) aufgenommen und die von Patrick Pulsinger produziert wurden, entfalten ihren ganz eigenen, eigenwilligen Charakter: eine melancholische, schwermütige Stimmung, eine gewisse Schwere, die aber nicht erdrückt, sondern berührt. Wesentlich zur Formung dieses eigenständigen Klangbilds trägt auch der Gesang in deutscher Sprache bei.
Unterm Strich zeigt Martin Philadelphy mit „5 vor 12“ einmal mehr, wie spannend Musik abseits konventioneller Pfade sein kann. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern gelingt ihm ein eindrucksvolles Beispiel dafür, welches kreative Potenzial freigesetzt wird, wenn man sich von festgefahrenen Strukturen löst und den eigenen Ideen freien Raum lässt.
Michael Ternai
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