„Aundas“ ist nicht nur Wien laut Klischee, „aundas“ ist ein interessanter Titel des Austrosingersongwriters Markus Hackl, der gerade sein neuestes, zweites Album „Nuasch“ (Eiffelbaum Records) auf den Markt bringt. Der Sänger, Gitarrist und Mundharmonikaspieler serviert darauf eine erlesene Auswahl an selbstgeschriebenen, großzügig instrumentierten Neo-Austropopliedern, die an Themen nichts auslassen, vor die einen der Alltag stellt. Er tut dies auf eine sehr kompromisslose Weise, die umso mehr Nährboden für Identifikation bietet sowie zum Mitfühlen bzw. Nach- und Umdenken einlädt.
Mit von der Partie auf dem Tonträger sind die Musiker Klaus, Benni und Tom Zalud an Schlagzeug, Bass und Gitarren bzw. erweist sich seine Tochter Julia Hackl geschickt als Backgroundsängerin, deren BVs die Songs stilgerecht bereichern. Jimi Dolezal in der Rolle des Slide Gitarristen bringt das Feeling von Rock und Co zusätzlich noch mehr auf den Punkt und Xandi Tichy fügt seinen Akkordeonklang in einer Weise bei, der dan akustischen Gesamteindruck abrundet und perfektioniert. Viel Rock und viel Popmusik mit aussagekräftigen Texten erwarten einen. Austropop ist möglicherweise weniger eine Klassifizierung in stilistischem Sinn, als in zeitgeschichtlichem, und so mag man heute vielleicht lieber Weltmusik sagen, wenngleich der Begriff „Österreichische Weltmusik“ freilich musikalisch sehr viel breiter angelegt ist als ein reines Rokoko des guten, alten Pops von Ambros und Konsorten.
Inhaltlich gibt die Scheibe auch Einiges her. Humorvoll und empathisch erweist sich der Dialekttexter Hackl zum Beispiel im Titel „Sie steht am Freddy“. Beschrieben wird das oft erlebte Szenario von vergebenem Liebemüh. Im konkreten Fall scheitert der Wunsch nach selbigem Glück an der soz. unkompatiblen geschlechtlichen Orientierung des zitierten Freddys. Mit viel Schmäh bringt er die situationsbedingte Ironie mit dem nötigen Taktgefühl auf’s Tablett.
In einer Welt, die erst richtig funkelt wenn sie möglichst „bunt“ sein darf, ist es dem Musiker ganz besonders wichtig, seine Attitude auszudrücken, wenn er über Normabweichungen singt. Direkt spricht er viele Gelegenheiten des Differenziertseins an, identifiziert sich und setzt ein wichtiges Signal. Mit seinem schönen Statement, wie selbstverständlich normal das Anderssein im Sinne von gleichen Chancen öfter mal sein könnte, wieviel Wert in Vielfältigkeit steckt etc. macht er klar, dass es dem Weinviertler nicht nur um Unterhaltung geht, sondern dass er etwas sagen will, das sich nie abnutzt.
Toleranz ist ein hippes Wort, das man leicht in einer Ecke ablegen kann, wenn man sie gerade nicht braucht. Hackl nennt sie bei den vielen Namen. Das ist vielleicht gar nicht so mutig, zumindest nicht für Menschen mit Rückgrat, alein aber diese sind keine Selbstversändlichkeit. „I bin aundas“ heißt passend auch das aktuelle Programm des Künstlers.
Worldmusicelemente der „andereren“ Welt mit lässiger Trommelei findet man im Titel „Wöd“ und bei „Nuasch“, dem albumnamensgebenden Titel über den Ort „Nursch“ im niederösterreichischen Korneuburg, greift der Mundartlyriker in die karibischen Töpfe der Raggae Musik. Und auch für ausgesprochene Liebeszugeständnisse verpackt in Melodien ist sich dieser Mann nicht zu schade. Ein besonderer, wie ich finde, „Diamant“ auf der Silberplatte ist die letzte Nummer „Entweder oda“, die sehr feinfühlig musikalisch strukturiert ist und direkt anrührt, ein flauschiges inwendiges Gefühl erzeugt.
Der Gewinner des NÖ Songwettbewerbes 1996 Hackl (damals mit dem Titel „Es is a scheenes Land“) präsentiert mit seinem zweiten Album erneut, dass er nebst gutem alten Austropop in immer wieder stattfindenden Tribute Konzerten covernder- und interpretenderweise überzeugtn, sondern dass er ein talentierter Dialektsongwriter ist, den es zu schätzen gilt, auch weil seine Messages über den eigenen Tellerrand hinausgehen. Solche Menschen braucht es. (Alexandra Leitner)