Marilies Jagsch und Clara Luzia beim Seelax Festival

Allzu oft bekommt man die beiden großen Aushängeschilder der heimischen Singer/Songwriterszene Clara Luzia und Marilies Jagsch ja nicht mehr gemeinsam auf der Bühne zu sehen. Eine seltene Ausnahme bildet das Doppelkonzert im Rahmen des diesjährigen Seelax Festivals am 7. Mai im Bregenzer Freudenhaus. Ein Muss für jeden Fan anspruchsvoller Popmusik.

Die beiden hochtalentierten Künstlerinnen zählen ohne Zweifel zur Speerspitze der heimischen Singer/Songwriterszene, waren sie doch mit ihren erstklassigen Veröffentlichungen maßgeblich mitverantwortlich dafür, dass diese aus einem langjährigen Dornröschenschlaf erweckt wurde. Clara Luzia wie auch Marilies Jagsch stehen für eine Generation von MusikerInnen, die das Heft selbst in die Hand genommen und sich keinerlei Resignation hingegeben haben.

In einer Zeit, in der nur wenige Labels tatsächlich Interesse an anspruchsvoller Popmusik aus Österreich gezeigt haben, zogen die beiden Künstlerinnen unbeirrt ihren eigenen Weg durch. Von der Öffentlichkeit lange unbemerkt, spielten die Musikerinnen in den kleinen Clubs des Landes ein Konzert nach dem anderen und bauten sich so eine überschaubare, aber umso treuere Fangemeinde auf.  Mit der Gründung des Labels „Asinella Records“ und der gleichzeitigen Veröffentlichung ihres Debüts „Railroad Tracks“ sorgte Clara Luzia 2006 quasi für eine Art Initialzündung.

Plötzlich war der Begriff „Songwriting“ in aller Munde. Es wurde mit einem Schlag sichtbar, dass hierzulande eine ungemein lebendige Szene am Werken ist. Nur ein Jahr später veröffentlichte die Sängerin ihr zweites Werk mit dem Titel “The Long Memory”, das den endgültigen Durchbruch bedeutete. Neben einer Menge Airplay und gut besuchten Konzerten, wurde Clara Luzia schließlich mit dem Amadeus Austrian Music Award als FM 4-Act des Jahres ausgezeichnet.

Mit dem im vergangenen Jahr erschienenen dritten Album „The Ground Below“ ging die Songwriterin einen Schritt weiter. Zwar regieren nach wie vor die wunderbar melancholischen Melodiebögen und  immer noch fesselt Clara Luzia mit ihrer wunderschön zerbrechlich wirkenden Stimme, doch anstatt auf Nummer sicher zu gehen, erweiterte sie das Klangspektrum ihrer Musik durch den Einsatz einer abwechslungsreicheren Instrumentierung. So wirken etwa durch den deutlich höheren Einsatz von E-Gitarren die neuen Stücke energetischer und damit auch abwechslungsreicher.

Der Erfolg von Clara Luzia machte es möglich, dass auch andere MusikerInnen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit treten konnten. Zu diesen zählt auch Marilies Jagsch. Von Clara Luzia eines Tages entdeckt, wurde die gebürtige Oberösterreicherin von dieser vom Fleck weg bei deren Plattenlabel Asinella unter Vertag genommen. Dass die Grande Dame der österreichischen Songwriterszene mit ihrer Entscheidung nicht danebenlag, belegte Jagschs eindrucksvolles Debüt “Obituary On A Lost Mind”.

Die Songs klangen, bedenkt man, dass es sich hier um ein Erstlingswerk handelte, bereits sehr reif. Durch die über weite Strecken sehr reduziert eingesetzte Instrumentierung gelang es der Musikerin, ihren Songs eine unheimlich dichte Atmosphäre zu verleihen. Vor allem im Bereich des Songwritings offenbarte die Oberösterreicherin großes Potential. Am 28. Mai erscheint mit „From Ice to Water to Nothing”  nun das lang ersehnte, zweite Album der talentierten Musikerin. Erste Kostproben gibt es mit Sicherheit schon im Rahmen dieses Konzertes in Bregenz zu hören geben. Man darf gespannt sein.(mt)