Manuela Kerer

Woher Manuela Kerer ihre Energie nimmt, mag man sich wohl fragen, denn neben  Komposition und Instrumentalpädagogik (Violine) hat sie auch Psychologie und Jus studiert. All dieses Wissen fließt auch in ihre Kompositionen ein, wenn sie beispielsweise Teile des italienischen Strafgesetzbuches in Musik setzt oder sich mit neuropsychologischen Vorgängen auseinandersetzt. Trotz dieser rationalen Bezugspunkte kommt auch die Sinnlichkeit in ihren Werken nicht zu kurz. Dabei hegt sie eine besondere Vorliebe für ungewohnte Klänge, wenn sie z.B. überlegt, ein Stück für zehn elektrische Zahnbürsten zu schreiben. Und obwohl das keineswegs als Witz gedacht ist, will sie die Neue Musik mit Humor aus ihrer all zu ernsten Ecke holen. Um das Publikum mit dem Ungewohnten vertraut zu machen, kombiniert sie dies gerne mit Bekanntem, um von da aus in unbekanntere Gefilde zu führen. Da kann es auch vorkommen, dass eine Fanfare mit anderen Mitteln wie gehauchten Stimmen, dissonanten Akkordeonklängen, und Poppigem kombiniert wird. Aber auch Alltagsgeräusche, feine Streicherklänge und elektronisch Verändertes sind in ihrer Musik zu erkunden. Damit sich das Publikum dabei nicht in eine passive Hörweise zurückzieht, bezieht sie es gelegentlich in ihre Werke mit ein. Immer wieder gern unternimmt sie „Hörspaziergänge“ oder komponiert in Rahmen von Workshops mit Kindern und Jugendlichen, um sie auf die Klänge des Alltags und somit einen wichtigen Aspekt der zeitgenössischen Musik neugierig zu machen. (dw)

Lebenslauf

Manuela Kerer (geb. 1980 in Brixen/Südtirol) interessiert sich für völlig konträre Bereiche und beschäftigt sich dabei letztlich doch immer mit demselben – der Musik. So schloss sie neben ihren Studien am Tiroler Landeskonservatorium (Komposition bei M. Lichtfuss und IGP Violine, beides mit Auszeichnung) das Studium der Rechtswissenschaften und der Psychologie an der Universität Innsbruck ab. Weiterführende Kompositionsstudien führten sie zu Alessandro Solbiati nach Mailand, daneben besuchte sie zahlreiche Meisterkurse und Workshops, z. B. die Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt. Werke von Manuela Kerer entstanden für Ensembles wie „die reihe“, „Bayerische Kammerphilharmonie“, „Camerata Europaea“ und Ausnahmekünstler wie Julius Berger oder Bojidara Kouzmanova.

Werke

plas: Reise durch das Gehirn (2008/2009)
Konzert für Violine und Ensemble
UA Oktober 2009, Schönberg Center Wien, Bojidara Kouzmanova, Violine, ensemble reconsil, Roland Freisitzer (Leitung)

tickende polli (2008/2009)
Durchgeknallte Kurzoper, inspiriert von einem Besuch der Komponistin im italienischen Senat.
UA Juni 2009, Reaktorhalle München, Festival A*DEvantgarde München, Ulrich Nicolai Leitung (Leitung), Antje Schupp (Regie)

IMPOS (2010)
Für 10 elektrische Zahnbürsten, weiteres unmögliches Instrumentarium und Stimme
UA Oktober 2010, Festival transart Bozen, Maja Ratkje und Percussion Group conTakt

Manuela Kerer – dolce malinconia by mica

 

Auszeichnungen und Förderungen (Auswahl)

2009 Ausschuss der Europaregionen: als eine von europaweit 100 „young creative talents“ ausgewählt
2007 Rotary Club Innsbruck: Höchstbegabtenstipendium
2008 und 2011 Österreichisches Staatsstipendium für Komposition
2009 Walther von der Vogelweide-Preis
2011 Theodor-Körner-Preis
2011 SKE Publicity Preis
2011 Emil-Berlanda Preis

Aufführungen (Auswahl)

Klangspuren Schwaz, Asiagofestival, Transart, International Festival for Contemporary Music Moscow, Wien Modern, A*DEvantgarde München, Tiroler Festspiele Erl, Konzerthaus Berlin, Neue Oper Frankfurt, Hochschule für künstlerische Bildung ESFA Puno Peru, Bayerische Kammerphilharmonie, e_may Festival, Austrian Cultural Forum New York, Wiener Konzerthaus, Haydn Festspiele Eisenstadt, Niederrhein Biennale.

Foto: © Rainer Held