Manu Delago – Manuscripts

Manu Delago scheint sich auf dem wirklich richtigen Weg zu befinden. Zumindest lassen die zahlreichen Kollaborationen mit international renommierten Ensembles und Klangkörpern darauf schließen, dass der Hangspieler und Komponist sich inzwischen auch im internationalen Umfeld einen Namen machen konnte. Auf seiner neuen CD „Manuscripts“ (Session Work Records) widmet sich der umtriebige und vielbeschäftigte Tiroler, der seit vergangenem Jahr dem Ensemble der Popikone Björk angehört, vorwiegend Projekten, die von ihm in der jüngeren Vergangenheit auf den Weg gebracht worden sind. Unter anderem zu hören sind Auszüge aus Zusammenarbeiten mit dem vielfach ausgezeichneten isländischen Frauenchor Graduale Nobili, sowie mit dem London Symphony Orchstra. Nicht nur, dass Manu Delago einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis stellt, in welch verschiedenen musikalischen Kontexten der sanfte Klang des Hang zum Ausdruck gebracht werden kann, er zeigt sich auch als Komponist überaus beschlagen. Der CD beigelegt ist eine DVD, auf welcher die Bilder des Entstehungsprozesses eingefangen sind.

Blickt man auf die verschiedenen Projekte des gebürtigen Tiroler, wird klar, dass man es bei ihm mit einem Musiker mit vielen Gesichtern zu tun hat. Der Hangspieler und Komponist ist jemand, dem der ständige Wechsel zwischen den verschiedenen Spielformen scheinbar keine Mühe bereitet und der sein musikalisches Glück vor allem im nicht traditionell definierten Gesamtsound findet. Manu Delago fühlt sich daher im Jazz genauso gut aufgehoben, wie auch im Pop, in der Klassik, der Kammermusik, Elektronik oder in einem experimentellen Umfeld. Und genau dieser sehr offene und scheuklappenbefreite Umgang mit der Materie Musik ist es auch, welcher auf seiner neuen CD „Manuscripts“ in spannender Weise dokumentiert wird.

Es handelt sich hier um eine umfassende Auswahl an musikalischen Ergebnissen verschiedener Kollaborationen. Einzig der einleitende Track „Pencilphonie No.1“ zeigt den Hangspieler und Komponisten als experimentellen Solokünstler, der aus dem Geräusch eines gerade zeichnenden Bleistifts und dezent eingesetzten Hangklängen, gleich ein ganzes Stück entstehen lässt. Das restlich Dargebotene entstammt aus der Zusammenarbeit mit verschiedenen internationalen Klangkörpern, für die der zwischen Österreich und England pendelnde Tiroler teils komponiert und teils mit diesen gemeinsam performt hat.

Tief in die Welt der Filmmusik dringt Manu Delago etwa gemeinsam mit dem London Symphony Orchstra, das unter anderem Soundtracks für Harry Potter Filme geliefert hat, ein. Unter dem Titel CONCERTINO GROSSO lassen die Beteiligten weite und sehr stimmungsvolle Soundcollagen entstehen, welche zwischen weiten und impulsiven Melodiebögen, dezenter Verspieltheit und dem akustischen Experiment angesiedelt, ihren ganz eigenen Charme entwickeln. Nicht weniger interessant, die gemeinsam mit dem isländischen Frauenchor Graduale Nobili erarbeiteten Stücke, in denen die zurückhaltende, fast schon meditative, jedoch auch sehr vielschichtige Klangarbeit zelebriert wird.

„Manuscripts“ ist ein Album, welches die Gelegenheit bietet, sich intensiv mit dem Schaffen eines Künstlers auseinanderzusetzen, der sich die Überwindung der musikalischen Grenzen zur Aufgabe gemacht hat und dies auch stilvoll und mit Charme auch vortrefflich zu bewerkstelligen versteht. (mt)