Normalerweise quakt, zirpt und zwitschert es in den Stücken von ROBERT SCHWARZ. Seine Field Recordings führen um die ganze Welt. Inzwischen betreibt der Wiener Musiker auch andere Projekte. Allein in den letzten Monaten kamen mit AUGSBURGER MESSER, PRIVAT, SHE WAS A VISITOR UND L/R vier weitere dazu. Unterschiedliche musikalische Konzepte, so SCHWARZ, bekommen ihren eigenen Kanal. Das sei nicht nur wichtiger als die Zuordnung zu seinem Namen. Sondern auch eine künstlerische Befreiung. Dass der studierte Architekt mit Veranstaltungsreihen wie PARKEN immer wieder in Teile des öffentlichen Raums eindringt, passt dabei ins Bild. Schließlich gehe es um die künstlerische Intervention. Und nicht um kommerziellen Ausverkauf. Für den Treffpunkt hat sich SCHWARZ – natürlich – einen Park ausgesucht. Um dort über musikalische Figuren in der Sprache von Thomas Bernhard, den Skill, sich öffentlichen Raum anzueignen und die Chance, tief in die Musik hineinzuhören, zu sprechen.
Du hast im vergangenen Jahr vier musikalische Projekte gestartet. Wo sollen wir anfangen?
Robert Schwarz: Es ist lustig, selbst meine Freunde verlieren inzwischen den Überblick über meinen Output.
Weil du deine Spuren verwischst.
Robert Schwarz: Ja, das ist ganz angenehm. Mir sind die einzelnen Projekte wichtiger als ein Name, den man zuordnen kann. Bis vor zwei Jahren habe ich nur unter meinem eigenen Namen produziert. Das hat mich zunehmend eingeengt – vor allem, weil das bisherige Projekt so spezifisch an Field Recordings gebunden war. Gleichzeitig habe ich viele andere musikalische Leidenschaften. Manche verirrten sich in dieses Projekt. Mittlerweile habe ich aber das Gefühl, dass ich für jedes musikalische Konzept einen eigenen Kanal habe, in dem diese Leidenschaften hineinpassen. Das macht mein ursprüngliches Projekt frei von dem Drang, es zu sehr musikalisch aufzuladen.
Schön, wenn du sagst, dass sich die einzelnen Leidenschaften bisher verirrt haben. In den neuen Projekten lassen sich dafür Abstraktionen deiner Field-Recordings erahnen.
Robert Schwarz: Als ich als Teenager auf Uwe Schmidt gestoßen bin, war ich total begeistert. Neben Atom Heart betreibt er noch über 60 weitere Projekte, alle unter einem anderen Namen. Natürlich führt es dazu, dass man erst nach und nach draufkommt, wer dahintersteckt. Das ist aber viel spannender als seinen Künstlernamen nur als Label zu denken, um Marketingmechanismen zu bedienen. So eine Herangehensweise ist anstrengend und unlustig, weil es künstlerisch einschränkt.
Mit Projekten wie Augsburger Messer, She Was A Visitor, PRIVAT und L/R differenzierst du dich auch aus.
Robert Schwarz: Gerade mit Augsburger Messer habe ich mich weg von meinem ursprünglichen Bereich Field Recordings bewegt. Musik, bei der ich mit wahrnehmungspsychologischen Paradoxen und Täuschungen experimentiere, brauchte ein neues Projekt.
Das Konzept, das du mit Field Recording verfolgst, übersetzt du auf synthetische Klangerzeugung. Es bleibt das kaum Zuordenbare, permanente Verschiebungen und Überlagerungen.
Robert Schwarz: Bestimmte Klänge vermitteln eine Unklarheit. Man weiß plötzlich nicht mehr genau, was man hört. Wenn man zum Beispiel den Experimenten der englischen Musikpsychologin folgt, stellt man fest, dass sie etwas mit der Wahrnehmung machen. Und dass Linkshänder dazu tendieren andere Muster zu hören als Rechtshänder. Das Gehirn …
Gaukelt einem was vor?
Robert Schwarz: Das Gehirn vereinfacht normalerweise komplexe Muster. Bei Augsburger Messer reduziere ich diese Muster auf den Effekt – ohne, dass ein Ornament interveniert und ohne, dass es in einem wissenschaftlichen Outfit daherkommt. Im Falle des Projekts sind es alte Synthesizer aus den frühen 80er Jahren, die mich klanglich interessieren. Natürlich könnte man auch mit Sinustönen arbeiten, die den Effekt noch klarer herauskehren. Das wäre mir aber zu trocken. Trotz des wissenschaftlichen Ursprungs ziele ich auf den hypnotischen Effekt. Dafür braucht es angenehme Klangfarben, die man gerne hört.
Die Klangquelle stößt nicht ab, ja. Aber in der Klangquelle wird man immer auf sich selbst zurückgeworfen, weil der Effekt im Kopf entsteht.
Robert Schwarz: Deshalb war es mir wichtig, dass es – zum richtigen Zeitpunkt, im richtigen Mix eingebettet – auch im Club funktionieren könnte.
„Musik im Turm“ ist ein Stück, das nach einer Vierviertel-Kick lechzt.
Robert Schwarz: Es lässt sich auch auf Dreiviertel matchen – das macht es für schnellere Geschwindigkeiten kompatibel.
Perfekt für Abriss-Techno, der momentan schiebt. Vier Uhr früh, mit mahlendem Kiefer – das kann ich mir vorstellen.
Robert Schwarz: Es könnte ein Erlebnis sein, das in einer Clubnacht heraussticht. Tatsächlich war es unheimlich schwer, es bei dem Stück ohne Beat zu belassen. Die Nummern sind simpel. Sie so auszuformulieren, also die Balance zu halten zwischen Konzept und Klangsprache, war aber nicht leicht.
Inwiefern?
Robert Schwarz: Das erste Stück der EP war „Ich zähle beim Hinuntergehen die Treppen“. Eine Vorversion davon entstand 2014 im Rahmen einer Installation mit zwölf übereinander gestapelten Kirchenlautsprechern. Ich veränderte sie so, dass ich jeden Lautsprecher einzeln ansteuern konnte und das Arpeggio des Stücks auf die Lautsprecher anwenden konnte.
Das hat damals in derselben Weise funktioniert, wie es auf der Platte zu hören ist?
Robert Schwarz: Das Ganze in Stereo zu übersetzen, war ein weiterer Schritt. Die Grundidee entstammt aber der Installation, ja.
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Der Titel und die Musik des Stücks bilden für mich eine schöne Referenz zu Duchamps Bild „Akt die Treppe herabsteigend“.
Robert Schwarz: Wow, schön! Und vielleicht wird das Projekt ja im Club-Kontext ähnlich abgelehnt, wie Duchamp damals von den Kubisten. Alle Titel der Platte kommen aber aus dem Roman „Amras“ von Thomas Bernhard.
So wie das Messer der Philippine Welser.
Robert Schwarz: Genau, es ist der Untertitel des Kapitels „Augsburger Messer“. Dabei führten die Bücher von Bernhard – seien es ihre Protagonisten, Objekte oder Architekturen – in meinen Projekten zu etwas, was damit in der Übersetzung gar nichts mehr zu tun hat.
Was findest du bei Thomas Bernhard?
Robert Schwarz: Es muss nicht nur Bernhard sein. Auch Regisseure wie Werner Herzog beschreiben aus einem anderen Kontext eine abstrakte Idee oder Vorstellung, die ich inspirierend finde. Herzog beschreibt zum Beispiel in „Die Eroberung des Nutzlosen“, das er während der Dreharbeiten zu Fitzcarraldo geschrieben hat, wie sich ein Nachtfalter in den Betonboden bohrt und dabei so heftig mit den Flügeln schlägt, als wollte er darin versinken. Dazu knistern sterbende Neonröhren, was ihn an eine Sinfonie aus den Tiefen eines schauerlichen Weltalls denken lässt. Allein diese Beschreibung hat mich damals und in Bezug auf meine Field Recordings, die ich als Robert Schwarz aufnahm, berührt. Sie kam nahe an das heran, was mich klanglich interessierte.
Weil es die musikalische Ebene ergänzt?
Robert Schwarz: Es ist teilweise interessanter als fachspezifische Literatur. Auch weil diese Ansätze von Personen kommen, die mit meinem künstlerischen Bereich nichts zu tun haben. In der Sprache von Thomas Bernhard, in manche Passagen, in denen ein Sachverhalt ewig wiederholend gespiegelt wird, kann man musikalische Figuren erkennen, die auf und ab laufen.
Und ihrem eigenen Rhythmus folgen, auf den man sich einlassen muss. Ich habe zuletzt mit der Klangkünstlerin Elisabeth Flunger über den Zufall gesprochen, wenn einem das richtige Buch zur richtigen Zeit in die Hand fällt. Dieser Zufall ist viel wichtiger als das Buch an sich – eben, weil er etwas Neues aufmacht, nachdem man ursprünglich nicht gesucht hat.
Robert Schwarz: Das ist eine spezielle Konstellation, ja. Ich kann mich nicht dazu zwingen, etwas zu lesen, das mir im Moment nichts sagt. Obwohl ich gerne lese, gibt es Phasen, in denen ich das richtige Buch nicht finde – und das fünfte Buch in Serie nach 30, 40 Seiten weglege, weil ich nicht hineinfinde.
Manchmal muss man sich zwingen …
Robert Schwarz: Ja, man darf nicht aufgeben. Oder es einige Monate später erneut probieren.
„MAN BRAUCHT MANCHMAL UNTERHALTUNG.“
Sobald es aber zur reinen intellektuellen Auseinandersetzung wird, endet es in einem Kampf mit sich selbst.
Robert Schwarz: Nur zu lesen, um daraus etwas für meine Arbeit zu gewinnen, versuche ich mir abzugewöhnen.
Wie kann man sich das abgewöhnen?
Robert Schwarz: Man braucht manchmal Unterhaltung. Um draufzukommen, dass sich darin auch Dinge finden lassen, die einen inspirieren können. Außerdem ist es in Ordnung, eine Zeitlang gar nichts zu lesen. Wobei ich feststelle, dass Social Media-Plattformen einen zunehmend austricksen und hypnotisieren. Ein Beispiel: Ich bekomme eine Nachricht auf Instagram. Bevor ich dazu komme, diese Nachricht zu lesen, kippe ich in Stories rein, bis ich erschreckt erkenne, dass mich das Medium genauso austrickst, wie es konzipiert ist. Man bekommt immer mehr sinnlose Fetzen präsentiert, die es erschweren, die Konzentration bei Dingen wie Lesen aufrecht zu erhalten. Ich habe den Eindruck, Leute lesen weniger als vor zehn Jahren.
Die logische Konsequenz, oder? Eine Online-Präsenz zu unterhalten, ist eine Erweiterung meiner Selbst, aber eine Verkürzung der Zeitressource, die meinem Selbst bleibt.
Robert Schwarz: Ja, verbringt man eineinhalb Stunden auf Instagram, könnte man in dieser Zeit immer auch andere Dinge machen. Vielleicht wäre man sogar gut beraten, es ganz auszulassen. Gerade als Musiker hat man aber das Gefühl, Vorteile zu verpassen, wenn man sich davon ausnimmt. Auf der anderen Seite muss man sich schon die Frage stellen, was man eigentlich tut, wenn man sich von Social Media zu Content-Zulieferern versklaven lässt. Das ist eine erschreckende Dystopie.
Du hast Recht, gerade wenn …
Robert Schwarz: Gerade in Kontrast zu der vermeintlichen Freiheit, für die man das hält, was man tut. Ich sage nicht, dass ich so denke. Aber man könnte es so denken.
Ja, man liefert unbezahlten Content, der einigen Superreichen im Silicon Valley in die Hände fällt.
Robert Schwarz: Oder einfach einem Algorithmus, der außer Kontrolle geraten ist. Instagram analysiert, wie lange du welches Bild ansiehst und generiert daraus deinen Feed, damit du länger zusiehst und das Medium wertvoller für Werbekunden wird. Deshalb gibt es gar nicht den einen Bösewicht, der das noch steuert. Es ist außer Kontrolle geraten.
Die Antithese dazu sind deine musikalischen Arbeiten. Man muss sich darauf einlassen, es …
Robert Schwarz: Funktioniert nicht im Hintergrund.
Genau, es ist das Gegenteil von einer zur Musik gewordenen Wandtapete, die das ewiggleiche Hintergrundrauschen bietet.
Robert Schwarz: Man kann zum bewussten Hören hinführen, indem man wegführt von der oberflächlichen Repräsentation der Musik. Wer zum ersten Mal tief in die Musik hineinhört, erlebt oft ein Initiationserlebnis. Ob man es nun Deep oder Profound Listening nennt, es bleibt ein spannendes Erlebnis, das am besten mit geschlossenen Augen funktioniert. Manchmal kommt man dadurch sehr nahe zu schlafartigen Zuständen. Es tut sich eine Wahrnehmungsebene auf, die weiter reicht als oberflächlicher Musikkonsum.
Man muss sich die Zeit nehmen. Und die Aufmerksamkeit fokussieren auf eine Sache, während man alle anderen sensorischen Reize wegschiebt. Das mag jetzt kulturpessimistisch klingen …
Robert Schwarz: Ja, darauf will ich mich gar nicht einschießen.
Trotzdem braucht es eine kanalisierte Aufmerksamkeit, um deep zu hören.
Robert Schwarz: Dazu gehört auch, dass man sich Stücke öfter anhört. Heute ist das gar nicht so leicht. Man hat das gesamte Musikrepertoire jeder Zeit zu Verfügung. Das hat auch positive Seiten. Aber ich erinnere mich an meine Jugend: Man kaufte sich eine CD und verbrachte das gesamte Wochenende damit, die CD zu hören – immer und immer wieder. Dadurch merkte ich, wie sich Musik beim wiederholten Anhören verändern kann. Gerade komplexere Musik lässt sich beim ersten Hören gar nicht erschließen. Wenn man Musik nicht die Chance gibt, tiefer in sie vorzudringen, entgeht einem viel.
Komplexe Musik zu hören, ist ein bisserl wie das Lesen eines komplexen Texts. Man nähert sich dem Thema an, indem man ihn scannt, liest es erneut, und dringt tiefer ein. Bis man Ebene für Ebene abhebt und zu seiner Bedeutung vorstößt.
Robert Schwarz: Wenn das gelingt, wird man wahnsinnig belohnt. Man eignet sich etwas an und eine neue Dimension eröffnet sich.
Es erschließt sich eine Ebene, die ein Tor öffnet, das man davor nicht wahrgenommen hat. Da driftet man schnell in eine spirituelle Richtung ab.
Robert Schwarz: Ja, da muss man vorsichtig sein.
Auf der anderen Seite lässt es sich als etwas Transzendentales gar nicht erklären.
Robert Schwarz: Gerade in der Kunst gibt es Momente, die sich schwer in Sprache fassen lassen. Deshalb gibt es das Medium, deshalb muss man es nicht in seiner Gänze beschreiben. Es kann viel mehr als jede Beschreibung.
Mit deinem Projekt She Was A Visitor, aber auch L/R, das du mit Lucas Farr betreibst, erzeugst du zum Beispiel bilderhafte Szenen in der und durch die Musik.
Robert Schwarz: Bei L/R kommt außerdem eine soziale Ebene dazu. Während des Lockdowns wurde das Studio für mich zu einem kommunikativen Ort. Lucas und ich haben uns regelmäßig getroffen und versucht, eine Schnittstelle zu finden. Schließlich verfolgen wir normalerweise unterschiedliche Herangehensweisen. She Was A Visitor war das Gegenteil und eher eine Selbstbeschäftigung mit begrenztem Instrumentarium. Der Ansatz war, einfach etwas zu tun – ohne Gedanken an Verwertbarkeit oder der Frage, was es mit mir und meiner anderen Musik zu tun hat. Ich hatte einfach Lust, durch meine alten Teenager-Tapes zu stöbern und sie mit einem Walkman durch ein Modular-System zu schicken. Hin und wieder muss man Dinge tun, bei denen man sich nicht plagt. Die einem leicht von der Hand gehen im Vergleich zu Projekten wie Augsburger Messer, an denen man lange sitzt.
Das Herumspielen war wie ein Ausgleich?
Robert Schwarz: Ja, ich hör nicht nur elektro-akustische Musik, sondern lass mich auch auf andere Dinge ein. Mich interessiert Clubmusik. Der Club ist ein kontemplativer Ort, wo einem auf niederschwellige Art Musik nahegebracht wird. Kolleginnen und Kollegen im Klangkunstumfeld sprechen oft eine Aversion aus gegenüber dem, was sie als Techno denken. Man merkt, dass sie es oft als kommerziellen Tech House verstehen und Techno in seiner hochwertigen Form noch nie am richtigen Ort erlebt haben. Ansonsten würden sie das als klangbegeisterte Menschen nicht kategorisch ablehnen.
Trotzdem wird man das Erlebnis im Club nie erklären können. Man kann es nur verstehen, wenn man es selbst erlebt – genau wie beim Deep Listening.
Robert Schwarz: Dabei ist es doch einfach zu erleben!
Oft fehlt auch der Wille, sich auf etwas Neues einzulassen.
Robert Schwarz: PARKEN entstand genau aus dieser Idee – und es ist der Grund, wieso ich es immer noch veranstalte. Experimentelle Musik niederschwellig im öffentlichen Raum zu präsentieren, ist ein wichtiger Beitrag. 2016 entstand das Projekt DIY-inspiriert und ohne Budget. Inzwischen fördert es das BMKÖS und die Stadt Wien. Man erreicht damit auch Menschen, die sich experimentellere Arten von Musik sonst nicht anhören würden. Gerade deshalb ist eine Kuratierung wichtig. Man kann Leute aus dem Club abholen und sie dann zum Beispiel an Thomas Ankersmit ranführen.
Obwohl oder gerade, weil der öffentliche Raum wie eine Metapher für den Raum im Club funktioniert?
Robert Schwarz: Ich habe ursprünglich im öffentlichen Raum begonnen, aufzulegen. Man hört dort normalerweise nur konventionelle Musik im Alltag. Das Experimentelle polarisiert dadurch schnell.
In den öffentlichen Raum zu gehen, ist auch ein demokratisches Tool. Man holt sich den öffentlichen Raum, der von kommerzialisiertem Einheitsbrei zerstört wird, ein Stück weit zurück.
Robert Schwarz: Sich öffentlichen Raum anzueignen, ist ein wichtiger Skill als Stadtbewohner. Es gibt hier eine starke Parallele zu Luxus. Wer eine eigene Dachterrasse hat oder mit dem Auto von zuhause in die Parkgarage fährt, kommt mit dem öffentlichen Raum kaum mehr in Berührung. Solche Leute verlieren die Fähigkeit, sich den Raum so anzueignen, damit sie sich wohlfühlen. Dabei ist dieser Raum elementar wichtig.
Und ermöglicht die temporäre Verbindung. Alles, was Bestand hat, wird zur Routine. Veranstaltungen wie PARKEN haben dahingehend auch etwas Aufrüttelndes.
Robert Schwarz: Der Ort bekommt auf einmal eine andere Atmosphäre. Das Alltägliche wird außeralltäglich. Dadurch, dass wir immer neue Spielorte suchen, merke ich, wie vorsichtig man sich einem Ort annähern muss. Die wichtigste Frage ist: Belästigt man die falschen Leute? Jene also, für die der Park viel mehr ist als ein Ort, um kurz zu chillen. Diese Sensibilität schwingt mit – man kann PARKEN nicht überall machen. Gleichzeitig darf man sich nicht an den Stadtrand verdrängen lassen. Je weiter im Zentrum, desto besser.
Welcher Ort schwebt dir vor?
Robert Schwarz: Der Stadtpark wäre ideal. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man dort eine Genehmigung bekommt.
Bei manch einer Behörden-Odyssee.
Robert Schwarz: Es wird gefühlt jedes Jahr schwieriger, im öffentlichen Raum zu veranstalten. Wenn, muss man oft weiter raus. Gleichzeitig lassen sich die Leute nicht einfach bewegen. Zumindest sagt man das so in Wien. Da muss es schon ein Spektakel sein. Bei PARKEN waren teilweise 300 Leute in Aspern. Das hat mich überrascht. Warum es funktioniert hat, weiß ich aber auch nicht.
Der Punkt mit dem Spektakel ist ein …
Robert Schwarz: Na ja, man sieht bei manchen Spektakeln, wie viele junge Leute auf einmal auftauchen. Da fragt man sich natürlich, wo sind die das ganze Jahr? Offensichtlich gibt es Subkulturen, die man gar nicht kennt.
Ja, es ist ausdifferenzierter als man glaubt. Die eigene Subkultur ist nicht der Nabel der Welt, obwohl man das gerne annimmt.
Robert Schwarz: Schon, manche Dinge funktionieren aber trotzdem nicht, weil sie schnell als nischig abgestempelt werden. Allein die Tatsache, dass es keinen Club gibt, der konsequent sein eigenes Programm fährt; bei dem man weiß, für was er steht, ist eigentlich ein Riesenproblem.
Dafür ist die Qualität der Nacht abhängig von der Veranstaltung.
Robert Schwarz: Ja, die Veranstaltungen stehen für etwas, die Orte nicht. Es gibt keine Subkultur, die groß genug ist, um diesen Ort durchgehend zu füllen.
Mit den Cluböffnungen tut sich aber was.
Robert Schwarz: Man merkt: Es gäbe Bedarf nach Orten und Räumlichkeiten. Mal schauen, wohin das führt.
Vielen Dank für das Gespräch!
Christoph Benkeser
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