Fassen drei Künstlerinnen wie Lydia Lunch, Zahra Mani und Mia Zabelka, die für ihre Eigenwilligkeit bekannt sind, einmal den Entschluss, gemeinsame Sache zu machen, darf durchaus angenommen werden, dass das musikalische Ergebnis einer solchen Zusammenarbeit nicht unbedingt dem Kontext des Üblichen entsprechen wird. Und so ist es auch. “Medusa`s Bed”, die vor Kurzem auf Monotype Records erschienene CD des Trios, zeigt sich als der Versuch eines radikalen Bruchs mit aller Musikalität. Fernab der konventionellen stilistischen Fragestellungen erschaffen sich Lunch, Mani und Zabelka eine Art düsteres elektroakustisch-elektronisches Klangschauspiel, einen avantgardistisch anmutenden Soundtrack der dunklen Stimmungen, in dem Melodien und Harmonien für immer verbannt erscheinen.
Nein, wirklich leicht verdauliches Material ist es nicht, mit welchem Lydia Lunch (Stimme), Zahra Mani (Elektronik) und Mia Zabelka (Violine, Elektronik) ihre HörerInnenschaft konfrontieren. Und vermutlich ist das auch nicht deren Hauptintention. Was die drei experimentierfreudigen Künstlerinnen entstehen lassen, sind, in wenigen Worten zusammengefasst, atmosphärisch sehr verdichtete und collageartige Klangzustände, die sich mit Fortdauer immer wieder zu neuen ungewöhnlichen Formen auftürmen und in Verbindung mit Lydia Lunchs dunklem Sprechgesang eine fast schon bedrohliche Wirkung entfalten.
Strukturen oder Arrangements, die in den gängigen Mustern folgen, finden sich auf “Medusa`s Bed” keine. Vielmehr herrscht in dieser Hinsicht eine ungewöhnliche Offenheit vor. Der sich aus elektronischen Tönen, Geräuschen und Flächen aller Art speisende Sound ist einer, der sich unaufhörlich und mit Intensität in den Raum entwickelt, gleichzeitig aber auch viele kleine und vielleicht nicht unmittelbar wahrnehmbare Details in sich trägt, die für zusätzliche Schwingung sorgen. Es sind vor allem Andeutungen, mit denen Lydia Lunch, Zahra Mani und Mia Zabelka spielen. Alles läuft irgendwie unterhalb der Wahrnehmungsgrenze statt, was aber letztlich für dieses undefinierbar Geheimnisvolle sorgt.
„Medusa`s Bed“ ist ein Stück Musik, mit dem man sich schon auseinandersetzen muss, um es in seiner Ganzheit fassen zu können. Tut man dies aber, eröffnet sich letztlich ein intensives und unmittelbares Hörerlebnis, eines, welches seine latente Spannung vor allem aus dem Umstand bezieht, das es eben nicht den üblichen Formaten entspricht. (mt)