Dass sich Sofa Surfer Wolfgang Frisch nicht nur bei seiner Hauptband wohl fühlt, sondern auch außerhalb dieser eine mehr als nur gute Figur macht, bewies er schon des Öfteren. Sein Soloalbum „The Hundred“ (2008) etwa oder das in diesem Frühsommer 2011 erschienene Debütalbum „Ricaricare“ der talentierten Sängerin Katika, an dem er als Produzent seine Finger mit im Spiel hatte, zeugen von der immensen Kreativität des Künstlers. Mit „Watering the Land“ legte der Gitarrist im Herbst des vergangenen Jahres sein zweites Soloalbum vor. Erneut zeigten sich die Kritiker in ihren Reaktionen begeistert, ist es Wolfgang Frisch doch einmal mehr gelungen, sein ungemein weites Musikverständnis und sein Interesse für die unterschiedlichsten Stile in erstklassige und fesselnde Songs umzumünzen. Die nächste Gelegenheit den vielbeschäftigten Künstler live zu erleben, gibt es am 20. Juni im Wiener Radiokulturhaus.
Man muss es Wolfgang Frisch lassen, er versteht erstklassige und packende Songs zu produzieren. Irgendwelche Ausfälle hat sich der hauptberuflich bei den Sofa Surfers werkende Gitarrist und Produzent bislang noch nicht geleistet. Auch „Watering the Land“ ist vom qualitativen und künstlerischen Standpunkt ganz oben einzuordnen, ist es dem Wiener doch einmal mehr gelungen, aus den unterschiedlichen Versatzstücken des Pop, genau diesen zu einer hohen Kunstform zu erheben. Das Album offenbart sich schon nach dem ersten Genuss als eine faszinierende und atmosphärisch ungemein dichte Klangerfahrung. Wiederholungen gibt es keine, jeder einzelne Track steht als kleines Klangkunstwerk für sich. Seine Inspiration für dieses Album zieht Wolfgang Frisch nach eigenen Angaben aus dem Schaffen von Scott Walker oder Jack Nitzsche. „Was mich an beiden fasziniert ist, dass ihre Musik vordergründig schön und romantisch ist, man aber bei näherem Hinhören merkt, dass es im Hintergrund brodelt und die Musik letztlich alles andere als so schön ist, wie sie aufs erste Hören wirkt. Das fand ich faszinierend und genauso etwas wollte ich mit meiner Musik auch erreichen. Das heißt: Vordergründig schöne Harmonien, und bei mehrmaligem Hören merkt man dann, dass sich im Hintergrund etwas völlig anderes abspielt“, so der Wolfgang Frisch im mica-Interview.
Velvet-Wolfgang Frisch feat. Ana Gardel by Monoscope Productions
Den musikalischen Ausgangspunkt des Albums bildet Tonmaterial der 1960er und 1970er Singer/Songwriter-Szene, welches der Soundtüftler durch seine kunstvolle und detailverliebte Bearbeitung in einem vollkommen neuen, zumeist eher melancholisch und dunkel erklingenden musikalischen Kontext aufgehen lässt. Es entsteht eine Sammlung von Stücken, die stilistisch nicht wirklich in eine bestimmte Schublade hineinpasst. Mal bewegt sich der Wiener in Richtung Trip Hop und Downbeat, mal in die des experimentellen, fast schon filmmusikalischen Sounddesigns, um im nächsten Moment an der Schnittstelle zwischen Elektronik, Pop und (balladeskem) Singer/Songwritertum einen Brückenschlag zu versuchen. Was die ganze Sache zusätzlich so speziell macht, ist der Umstand, dass Wolfgang Frisch mit Pieter Gabriel, Marilies Jagsch, Ana Gardel, Wolf van den End und Georg Altziebler alias Son Of The Velvet Rat fünf wirklich außergewöhnliche und charismatische Stimmen für die Zusammenarbeit gewinnen könnte, die jedem einzelnen Song mit ihrer Performance zusätzlichen Charakter und eine bestimmte Note zu verleihen in der Lage sind.
Wer sich also für stimmungsvolle, vielschichtige Popmusik von hoher Qualität begeistern kann, sollte sich die Gelegenheit, diesen außergewöhnlichen Künstler live zu erleben, nicht entgehen lassen. Denn ein spannender und fesselnder Musikabend ist garantiert. (mt)