Live-Hörspiel: ein Gespräch mit den Toten

Mit „Reise nach Comala“ schafft Germán Toro Pérez ein vielstimmiges Hörspiel der Toten, basierend auf dem Schlüsselroman der lateinamerikanischen Literatur „Pedro Páramo“ von Juan Rulfo. Gemeinsam mit den Vokalensemble Zürich lädt PHACE in die Totenstadt Comala, in der sich die Zuschauer*innen im Echo der Erinnerungen verlieren.

Fragmentarische Stimmfetzen erzählen die Geschichte einer Stadt und ihres Tyrannen Pedro Páramos. Comala ist der Ort, an dem die Stimmen jener Unerlösten gespeichert bleiben, die unter der gewissenlosen Herrschaft Pedro Páramos mitsamt ihrem Dorf untergegangen sind. Comala ist der Ort, an dem die Stimmen jener Unerlösten gespeichert bleiben, die unter der gewissenlosen Herrschaft Pedro Páramos mitsamt ihrem Dorf untergegangen sind.

Gezeichnet wird das Bild einer rigiden, in einem System aus Abhängigkeit und Mittäterschaft erstarrten Gemeinschaft, die zur Erneuerung nicht fähig ist. Selbsttäuschungen und Illusionen verhindern jeden Kampf um Freiheit, denn eine Revolution ist nichts ohne die Einsicht in den eigenen Selbstbetrug.

Juan Rulfo: Pedro Páramo

Ausgangspunkt ist Juan Rulfos einziger Roman Pedro Páramo aus dem Jahre 1955, der heute als Klassiker der modernen lateinamerikanischen Literatur und als einsamer, kühn montierter Vorläufer des magischen Realismus gilt. Der ständige Wechsel der Erzählperspektive, die komplexe Montage der Handlungs- und Zeitebenen, die poetisch stilisierte Umgangssprache macht ihn zu einem einzigartigen und aktuellen Werk, in dem der Leser im vielstimmigen Gemurmel zum Mitschöpfer der Geschichte wird. Eine polyphonische Klanglandschaft

Der Roman berührt zeitüberdauernde Themen und ist als ein Rückblick auf das Jahrhundert der Revolutionen und ihrer sozialen und individuellen Vorbedingungen zu lesen. Von der mexikanischen Revolution (1910-1917) bis zu den Studentenmorden von Iguala im September 2014 können Fragen nach der Veränderung gesellschaftlicher Systeme und der Kraft des Widerstands gestellt werden.

Germán Toro Pérez erzählt

„Meine Musik war von Anfang an einerseits durch das Bestreben getrieben, Aspekte des Lebens, des Alltags und der Wirklichkeit als Ausgangspunkt zu nehmen und durch Abstraktionsprozesse in musikalische Form zu verwandeln. Andrerseits ist sie durch wiederkehrende Gespräche gekennzeichnet: mit Borges, Pessoa, Rothko, Wölfli, Arguedas, Rulfo… Dadurch, und vor allem durch diese ‚Gespräche mit Toten’, habe ich mich mit Themen befasst, die existenzielle Kerne berühren: die widersprüchliche, prismatische Identität des modernen Menschen und das Wort als Basis der Konstruktion von Welten. Besonders durch die Auseinandersetzung mit José María Arguedas und mit Juan Rulfo habe ich die in der Sprache verschlüsselte, unüberwindbare mythische Grundlage der lateinamerikanischen Kultur vernommen.“

Germán Toro Pérez: Reise nach Comala
Theater der Stimmen nach dem Roman „Pedro Páramo (1955)“ von Juan Rulfo
Live-Hörspiel-Fassung für Vokalensemble, Instrumentalensemble und Elektronik

Dirigent: Peter Siegwart
Elektronik & Sound: Germán Toro Pérez & Florian Bogner

eine gemeinsame Produktion von PHACE, Vokalensemble Zürich, Wiener Konzerthaus und IGNM Basel, in Kooperation mit ICST Zürich und Gare du Nord

Uraufführung: Gare du Nord, Basel, 10. März 2020
Österreich-Premiere: Wiener Konzerthaus, 18. März 2020

Link:
Germán Toro Pérez
PHACE
Wiener Konzerthaus