Anspruchsvoller Elektropop im Duoformat dürfte im Moment hierzulande wohl ganz angesagt sein. Man denke nur an KONEA RA MYNTH, die in der jüngeren Vergangenheit in einem doch größeren Maße auf sich aufmerksam machen konnten. Ein Zweiergespann, das sich ebenfalls daranmacht, in diesem Bereich des Pop erfolgreich zu reüssieren, ist LEYYA. Quasi aus dem Nichts auf der Bildfläche der heimischen Szene erschienen, hat sich die aus Oberösterreich stammende und in Wien ansässige Formation mittlerweile auch im angrenzenden Ausland einen gewissen Namen machen können. Mit „Spanish Disco“ (Las Vegas Records) ist vor wenigen Wochen das wirklich beachtliche Erstlingswerk des hoffnungsvollen Zweiers erschienen.
Taucht man in die Klangwelt von Leyya ein, so bekommt man es als HörerIn mit einer in ihrer Form sehr reduziert gehaltenen und zugleich kunstvollen Version elektronischer Popmusik zu tun. Bis auf wenige Ausnahmen läuft musikalisch alles eher in verhaltenen – sprich ruhigen – Bahnen ab. In irgendeiner Art ausufern lassen es Marco Kleebauer und Sophie Lindinger – die beiden Köpfe hinter dem Duo – in keinem Moment. Ganz im Gegenteil, die beiden besinnen sich auf weniges, das aber sehr effektvoll und atmosphärisch aufgeladen. Die Beats verhalten sich dezent, die Bässe schwer, die Synthieflächen wirken bewusst enger gefasst und tendieren nicht zum Überladenen, die Melodien erklingen passend zur melancholischen und unterkühlt-eleganten Grundstimmung fein gesponnen, die entstehenden Räume entwickeln sich in die Weite. Dem Ganzen seine Krone setzt Sängerin Sophie Lindinger auf, die mit ihrer zerbrechlichen und zugleich sehr charismatischen Stimme jedem Song seinen eigenen Charakter verleiht.
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Ein eigenständiges musikalisches Ausrufezeichen
Schön ist zudem, dass das oberösterreichische Zweiergespann auch nicht immer in derselben musikalischen Position verharrt, sondern durchaus immer wieder vom einfach gestrickten und austauschbaren Mainstream-Popformat abgeht und das eine oder andere klangliche Experiment wagt, wodurch das Album letztlich zusätzliche Abwechslung erfährt. Es bleibt in jeder Sekunde spannend und unvorhersehbar. Ein Umstand, den man im heutigen Popzirkus nicht allzu oft vorfindet. Leyya setzen mit „Spanish Disco“ auf jeden Fall schon einmal ein fettes und sehr eigenständiges musikalisches Ausrufezeichen, eines, das internationale Reichweite haben könnte. Wenn es nur halbwegs mit rechten Dingen zugeht, dann sollte man von diesem Duo auch in Zukunft noch so einiges zu hören bekommen.
Michael Ternai
Leyya live
25.07. Popfest, Wien
14.08. Free Tree Open Air, Traiskirchen
15.08. Neon Fields Festival, Ems (D)
21.08. Frequency Festival, St. Pölten
29.08. Tuchlaube, Aarau (CH)
Foto Leyya (c) Gabriel Hyden
Leyya