Es gibt in der elektronischen Musik hierzulande erfreulicherweise immer noch viel Neues und Spannendes zu entdecken. Affine Records hat es sich auf die Fahne geschrieben, diesen Umstand auch einer breiteren und internationalen Öffentlichkeit mitzuteilen. Mit Erfolg. Die Namen der Acts, welche das 2008 gegründete Wiener Label inzwischen um sich schart, kann man durchaus auch als Speerspitze der jungen, kreativen heimischen Elektronikszene lesen. Unter anderem bei Affine veröffentlichen solch inzwischen im Ausland hohe Reputation genießende Soundkünstler wie Dorian Concept, The Clonious, JSBL und CID RIM. Ebenfalls zu dieser illustren und überaus gefragten Gruppe zählt das 2005 gegründete Wiener Duo Ogris Debris. Es ist vor allem eine von allem Scheuklappendenken befreite Programmatik, welche Affine Records ein gewisses Alleinstellungsmerkmal verleiht. Nicht das Label ist es, welches den „Sound“ vorgibt, vielmehr sind es die Musiker, Produzenten und DJs selbst, die diesen in all seinen Ausrichtungen und Facetten „bestimmen“. Ein eher seltener, aber umso erfrischenderer Ansatz.
Einige Zeit ist es schon her, dass die österreichische, speziell die Wiener Elektroszene weltweit für Furore sorgen konnte. Von der Mitte der neunziger Jahre bis zur Jahrtausendwende galt Wien in Sachen elektronischer Musik als eine Stadt mit Weltgeltung. Doch wie es mit Hypes allzu so ist, verebben diese auch wieder. Interessant war aber, dass trotz des guten Bodens, der geschaffen wurde, nur wenig wirklich Innovatives und Neues passierte. Es scheint so, als hätten die Protagonisten in den vergangenen Jahren eine Art Dornröschenschlaf gehalten. Die Zahl der Acts, die sich im internationalen langfristig etablieren konnten, hielt sich in einem sehr überschaubaren Rahmen. Doch in den vergangenen Jahren ist erneut einiges in Bewegung geraten. Eine junge ambitionierte Generation von ElektronikmusikerInnen und DJs machte sich daran, die internationalen Clubs für sich wieder zurückzuerobern.
Für diese höchst erfreuliche Entwicklung mitverantwortlich zeigen sich natürlich auch die vielen Labels, die, international gut vernetzt, die Musik ihrer KünstlerInnen ins Ausland exportieren. Einer der momentan umtriebigsten und tüchtigsten Vertreter dieser Gruppe ist mit Sicherheit das Label Affine Records, das besonders in der jüngeren Vergangenheit mit einer Reihe mit erstklassigen und spannenden Veröffentlichungen viel Aufsehen erregen konnte. Einschränken irgendwelcher Art bei der Auswahl der Acts kennt der Affine-Chef Jamal alias Digital Sanchez, der vor allem eines im Sinn hat, nämlich den jungen talentierten Soundkünstler die Möglichkeit zu bieten, ihre Platten zu veröffentlichen, keine.
Allen Affine-Releases ist eines gemein, sie besitzen jeweils ihren einzigartigen Sound besitzen. Jeder Künstler, der hier veröffentlicht, steht für einen ganz eigenen Stil, das ganz spezielle Etwas. So ist es auch möglich, und vermutlich auch nicht wirklich gewünscht, von einem „Affine Records“ – Sound zu sprechen, dafür wandeln die einzelnen Protagonisten, einfach zu sehr auf unterschiedlichen klanglichen Pfaden. Dorian Concept ist mit seinem Mix aus Elektronik, verschachteltem Jazz, Hip Hop und Jungle auf ganz anderem Terrain unterwegs wie Ogris Debris, die ihre Version elektronischer Tanzmusik mit Elementen des Funk und Rock kreuzen. The Clonius wiederum setzt Linie auf die Kombination aus elektronischer Musik und Hip-Hop, welche mit hörbaren Einflüssen des Jazz der 50er- und 60er-Jahre versetzt wird. Die stilvolle frickelige und experimentelle Schiene fährt CID RIM, die kunstvoll atmosphärische und verspielte Zanshin. Und das Allstar-Projekt JSBL bewegt stilistisch sowie in einem ganz eigenen Universum.
Jamal alias Digital Sanchez beweist mit seinem Label, dass es durchaus möglich ist, sich abseits der herkömmlichen Mainstream-Formate in der Elektronischen Musik erfolgreich als Marke zu positionieren, dass besonders auch in den so experimentellen Bereich dieses Genres Hervorragendes, Spannendes und vor allem Qualitätsvolles internationalen Formates entsteht, das auf jeden Fall wert ist, gehört zu werden. (mt)
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