Ein wirklich hochinteressantes Beispiel für spannende zeitgenössische Klangkunst im Kontext der elektronischen Musik ist es geworden, das neue und inzwischen dritte Album „Ivory“ (Valeot Records) des Wiener Soundtüftlers Peter Kutin. Was der studierte Elektroakustiker auf den Weg bringt, ist eine faszinierende, sich über mehrere Stücke erstreckende musikalische Reise durch gitarrengenerierte und sphärische ungemein dichte Klanglandschaften, welche vor allem durch ihre enorme Vielschichtigkeit beeindrucken. Kutin konfrontiert seine Hörer mit einer Version elektronikscher Musik, welche sich allen Kategorisierungsversuchen entzieht und einem ein Tor in eine vollkommen neue musikalische Dimension eröffnet. Live präsentiert wird „Ivory“ am 23. April im Rahmen der Valeot Labelnight im Wiener Gürtellokal Rhiz.
Hört man sich durch die insgesamt sieben Stücke des dritten Solo-Albums von Peter Kutin, der in den vergangenen Jahren durch die Vertonung von Stummfilmen des Österreichischen Filmarchivs für Aufsehen sorgen konnte, so eröffnet sich einem eine musikalische Perspektive, welche vor allem durch die Verweigerung allgemeingültiger musikalischer Regeln bestimmt wird. Die Orientierungslinie des Wiener Soundtüftleris ist eine, welche auf kunstvolle Weise von herkömmlichen Song-Formaten wegführt. Kutin erschafft vielschichtige, sich ständig verdichtende und vom Sound her sehr warm erklingende Klangwelten, die an Nuancen und Facetten wohl kaum reicher sein kann. Es sind vor allem die leisen, im Hintergrund laufenden aber umso wirkungsvoller in Szene gesetzten Zwischentöne, sowie das dezente, zurückhaltende und gefühlvolle Spiel mit denen Phänomenen des Klanges, welche ein schlicht und einfach fesselndes und stimmungsvolles Hörerlebnis entstehen lassen.
Kutin – world without end by mica
Mit der Akribie eines Wissenschaftlers modelt der Wiener die fast ausschließlich aus einer Gitarre entstammenden Töne und Geräusche, welche von ihm in Echtzeit durch den Laptop gejagt und mit verschiedenen Effekten und Field Recordings bearbeitet werden, in akustische Ambient-Klangbilder um. Diese erklingen ungemein lebendig und erwecken vom ersten Moment an die Emotionen der Hörer. Es ist eine sehr malerische und assoziative Musiksprache, die Peter Kutin durch die Einbeziehung von Samples entstehen lässt, eine, die unaufhaltsam und auf intensivste Art und Weise Besitz ergreift.
„Ivory“ ist ein Stück Musik geworden, das eindrucksvoll unterstreicht, welch faszinierendes Klangerlebnis man von allen Scheuklappen befreit und mit dem Mut zum Experiment erschaffen kann. Aufgeschlossene Musikliebhaber, die sich auch gerne einmal Hörerlebnissen der etwas anderen Art hingeben, werden mit dieser CD mit Sicherheit ihre Freude haben. (mt)