Kreisky rocken in Salzburg und Graz

Was das Quartett dazu bewegt hat, sich nach dem ehemaligen Österreichischen Bundeskanzler zu benennen, ist und bleibt das große Geheimnis der vier Wahlwiener. Weniger verwundert die Tatsache, dass sich Kreisky mit ihrem im vergangenen Jahr erschienenen Zweitlingswerk „Meine Schuld, meine Schuld, meine große Schuld” endgültig an der Spitze der heimischen Indierock-Szene positionieren konnten. Am 17. Dezember ist die für viele beste Rockband des Landes in der Salzburger Arge zu Gast. Einen Tag später beehren die vier Herren das ppc in Graz.

Gegründet wurde die Band von dem extrovertierten Sänger Franz Adrian Wenzl – der vielen inzwischen auch als Austrofred ein Begriff sein dürfte – und dem Gitarristen Martin Max Offenhuber im Jahre 2005. Bassist Gregor Tischberger und Schlagzeuger Klaus Mitter komplettierten das Line Up. Bereits mit ihrem selbstbetitelten Debüt bewies die vierköpfige Truppe, dass es durchaus möglich ist, deutsche Sprache und Rockmusik auf originelle Art und Weise zu verbinden, ohne dabei in die Klischees des herkömmlichen Deutschrocks zu verfallen. Wenzl und seine Kollegen besinnen sich auf das was sie wirklich können, sie rocken, ohne Vorspiegelung falscher Tatsachen, was das Zeug hält. Über einengende stilistische Grenzen setzt man sich bewusst hinweg. So zitiert der Vierer genauso aus Punk-Traditionen wie auch aus der Hardcore- und Rock-History.  Das große Kunststück von Kreisky liegt darin – und genau das macht die Band so unverkennbar – all diese Elemente, in einem funktionierenden Popformat zu vereinigen. Das Erstlingswerk schlug auf jeden Fall ein wie eine Bombe. Manche Kritiker gingen in der Bewertung sogar soweit, die Truppe um Franz Adrian Wenzl als das nächste großes “Pop-Ding” zu bezeichnen.

Ganz so unrecht haben sie nicht gehabt. Das im vergangenen Jahr erschienene zweite Album “Meine Schuld, meine Schuld, meine große Schuld” schließt nahtlos an das beeindruckende Debüt an. Mehr noch, die FM4-Award-Gewinner des Amadeus 2009  haben es verstanden ihren Stil nochmals zu verfeinern. Die neuen Songs schallen im Vergleich zum Debüt deutlich roher, direkter und zum Teil grantiger aus den Boxen schallen. Im gleichen Maße wirkt alles, beginnend bei der Produktion bis hin zu den Arrangements um einen Tick ausgeklügelter und professioneller. Inhaltlich konfrontiert Franz Adrian Wenzl die Hörerschaft in zum Teil stark überzeichneter Manier mit “urkatholischen” Konzepten wie Neid, Schuldgefühle und Eifersucht, welche untrennbar mit der österreichischen Seele verbunden sind.

Mit “Meine Schuld, meine Schuld, meine große Schuld” zeigen Kreisky einmal mehr, dass es letzten Endes oft nur weniger einfacher Mittel bedarf, um ein mitreißendes Album einzuspielen. Aber auch auf der Bühne stellen Kreisky eine echte Macht dar. Daher bietet das Konzert in der Salzburger Arge und im Grazer ppc eine hervorragende Gelegenheit, sich auch einmal mit den außergewöhnlichen Livequalitäten des Vierers vertraut zu machen.(mt)

Fotos Kreisky: Ingo Pertramer

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