Kontraste 07: Seltsame Musik in Krems

Der Klangraum Krems – Minoritenkirche bietet jeden Herbst ein wunderbares Festival abseits des Mainstreams. An zwei Wochenenden (5.-7 & 12.-13.Oktober) hört man hier seltsame Musik zu den Themen odd Orchestra, magnetic Ladies, strange Instruments, retro Pop oder kann an einem asiatischen Sound-Picknick teilnehmen. Zum Eröffnungsabend kommen u. a. Burkhard Stangl & Angelica Castelló, Franz Hautzingers Trumpetorchestra sowie Wolfgang Mitterer & Monolake.

Erhabene EreignislosigkeitZu einem “Récital Misterioso” geben einander Burkhard Stangl (Gitarre., Vibraphon), Angélica Castelló (Blockflöte, Elektronik), der britische Saxophonist John Butcher, Eva Reiter (Blockflöte, Gambe) sowie die audio-visuell agierenden Elektronik- und Soundspezialisten Billy Roisz und Alfred Reiter als Ensemble Extended Heritage ein Stelldichein, das, wie Burkhard Stangl ankündigt, in “erhabener Ereignislosigkeit” in solistischem Wechselspiel beginnen soll und unversehens in ein Concert for Saxophone und Quiet Players verrutschen sollte.

 

Am selben Abend erinnert sich Franz Hautzinger an die Gomberg-Sounds seiner legendären Solo-CD und multipliziert diese in einem Allstar-Trumpetorchestra auf sechs Trompeten und zwei Tuben. Mit dabei: Aneel Soomary (UK), Alfred Gaal (A), Lorenz Raab (A), Mazen Kerbaj (L), Axel Dörner (D), Carl Ludwig Hübsch (D) und Ben Stapp (USA). “Gomberg II Profile” überführt die von Hautzinger entwickelten Klangmaterialien – Vierteltönigkeit, Obertonspiel, perkussive Cluster – in orchestrale Dimensionen.

 

Das Chillout des ersten Konzertabends liefert Elektroniker Wolfgang Mitterer mit dem deutschen Turntablisten Robert Henke alias Monolake und dem Filmfragmentariker Lillevan – und dass das nicht zu esoterisch wird, hat er bereits versprochen.

 

Carillon, Theremin, strange instruments und: THE MONKS!!

Am Samstag, 6. Oktober ist auf dem Minoritenplatz ein mobiles, mit MIDI-Technik ausgestattetes Carillon, ein zu einem computergesteuerten Raumklang-Orchester aufgerüstetes Glockenspiel aus Holland zu bestaunen, das mit 60 Glocken, zwei Drehorgeln und einer Vielzahl weiterer Instrumente ausgestattet ist. Die Konzerte in der Minoritenkirche gelten drei magnetic ladies mit enormer Aura – und zwar der kanadischen Stimm-Performerin Alexis O-Hara, dann der Sirene des Theremins Dorit Chrysler und zum Abschluß der vieroktavigen Sängerin, Pianistin und Komponistin Diamanda Galás, die in Krems bereits 2003 mit sensationellem Erfolg gastiert hatte. “GuiltyGuiltyGuilty” nennt sie ihr neues Programm aus Liebes- und Todesliedern.

 

Am Sonntag steigt dann ein von indonesischen und japanischen Künstlern und Musikwissenschaftlern gestalteter Asian Sound Workshop – im Geist des Zen-Buddhismus und der Gedankenwelt von John Cage.

 

“Strange Instruments” werden am Freitag, 12.10. erklingen, u. a. Daxophone, wie sie der deutsche Gitarrist und Instrumentenbauer Hans Reichel erfunden hat und hier vorführt, weiters aus Meccano-Baukastenelementen zusammengesetzte Klangmaschinen (Pierre Bastien) oder selbstgebaute Klanggeräte der französischen Gruppe “Silent Block”.

 

“Trash’n’Pop” ist der Abschlussabend betitelt – “die lange Nacht des Proto-Punk und des Post-Punk, des Prae-Avant-Noise-Experiments und des neo-fluxistischen Glamrocks”. Man hört Bob Rutman’s – 75 ist der schon-  Steel Cello Ensemble und die anti-nihilistische Frauenband Nista Nije Nista, was “Nichts ist nicht Nichts” heißt. Und dann als Abschlusshöhepunkt die wieder auferstandene Beat-Band “The Monks”, mit Kutten und Tonsuren eine der radikalsten Anti-Beatles-Gruppen der 60-er Jahre, die sich bereits 1967 wieder auflöste. Jetzt sind sie wieder da: Live und anschließend auch noch im Film Alle Programmdetails siehe Link und mica-Konzertkalender. (hr).

 

Foto The Monks: Promotionfoto
Foto Angélica Castelló: Ludwig Grill