KONTRAPUNK – „A Motion Picture“

Ein Klang, der Bilder in die Gedanken pflanzt und aus dem musikalischen Minimalismus heraus etwas ungemein Stimmungsvolles erwachsen lässt – das Wiener Trio KONTRAPUNK liefert mit „A Motion Picture“ (Konkord Records) ein Debütalbum ab, das dem individuellen Kopfkino auf schönste Weise jede Tür öffnet.

Cover “A Motion Picture” (c) Heidi Fial

Nun, eines kann man über den Release von Kontrapunk definitiv sagen, musikalisch fällt „A Motion Picture“ in vielerlei Hinsicht aus dem Rahmen des Gewöhnlichen. Da wäre zunächst der Umstand, dass das Album von Heidi Fial, Chris Pruckner und Tobias Pöcksteiner, den drei Köpfen hinter Kontrapunk, analog und in der spontansten Form ohne große Wiederholungen eingespielt und produziert worden ist. Ebenso nicht alltäglich ist die Instrumentierung der Band.

Für den Klang sorgen hier zwei Kontrabässe, da und dort eine E-Gitarre und ein Schlagzeug, die von dem Dreiergespann in minimalistischer Form eingesetzt dem Dargebotenen einen ganz eigenen und avantgardistisch angehauchten Charakter verleihen. Auch das Ausgangsmaterial des Albums entstammt einer eher ungewöhnlichen Quelle. Heidi Fial hat viele Jahre Stummfilme vertont und bei Filmvorführungen das Gezeigte musikalisch begleitet, und genau diese Kompositionen, die im Rahmen dieser Tätigkeit entstanden sind, sind es auch, die man auf „A Motion Picture“ präsentiert bekommt.

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Ein Sound, der den Raum öffnet

Fasst man all diese Eigenheiten zusammen und verbindet diese mit dem bewusst unkonventionellen musikalischen Zugang der Band, ergibt sich ein Sound, der in der Tat anders klingt und wirkt. Was Heidi Fial und ihre beiden Kollegen entstehen lassen, ist ein ungemein stimmungsvoller und irgendwo zwischen Jazz, Blues und Postrock angesiedelter Klang, der aufgrund seiner starken Bildhaftigkeit in schönster Weise die Fantasie anregt. Anstatt sich am traditionellen musikalischen Regelwerk zu orientieren, verlassen Kontrapunk in ihren Stücken jede vorgegebene Struktur, sie lösen sie mit wenig gespielten Tönen, dezent eingesetzten Harmonien und rhythmischer Reduziertheit auf und öffnen so Räume, in denen sich eine dichte und spannungsgeladene Atmosphäre bildet. Wunderbar abgerundet wird das Album schließlich durch den klanglichen Kontrast, den der Pianist Paul Gulda am Clavichord mit zwei abschließenden Stücken setzt.

Kontrapunk liefern mit „A Motion Picture“ eine Klangerfahrung der etwas anderen Art ab, eine, die einlädt, für Momente einmal die Augen zu schließen und sich seinem eigenen Film im Kopf hinzugeben. Auf jeden Fall ist das Album genau das Richtige für all jene, die einmal eine andere Hörerlebnis machen wollen.

Michael Ternai

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Links:
Heidi Fial / Kontrapunk
Kontrapunk (Facebook)
Konkord Records