Kollegium Kalksburg – Weid sama kuma

Spricht man über die zeitgenössische Wienerlied-Szene kommt man an der Erwähnung ihres Namens nicht vorbei. Das Dreiergespann Kollegium Kalksburg zelebriert den Wiener Soul, dunkel, morbide und immer mit einem Schuss ironischem Untertons, den vermutlich alleine nur die in Wien lebenden Menschen tatsächlich wirklich verstehen. Sie raunzen, nörgeln, schimpfen, jammern und beklagen sich, was das Zeug hält, aber das immer in ihrem eigenen unelegantem Stil. Heinz D. Ditsch (Akkordeon, Singende Säge, Gesang), Paul Skrepek (Kontragitarre, Perkussion, Gesang) und Wolfgang Vincenz Wizlsperger (Gesang, Euphonium) wissen, ein Wiener Original ist kein vor Optimismus strotzender Schöngeist, und dementsprechend musizieren sie auch. Stets mit ein bisschen schräger Lage, mit Galgenhumor und der körperlichen Beherrschtheit eines Heurigen-Stammgastes, der sich als Ausweg für die Widrigkeiten des Lebens die nächsten Flasche Wein als Erlösung verspricht. Am 24. Oktober präsentieren die drei Herren im Wiener Stadtsaal ihr neues Album „Weid samma kumma“.

Egal, ob man nun ein Fan des Wienerlieds ist oder nicht, hat man Humor und weiß einfach, gute Musik zu schätzen, wird man sich dem unterhaltsamen Treiben von Kollegium Kalksburg nur schwer entziehen können. So nahe an der Wiener Seele nämlich wandeln auf musikalischem Wege vermutlich nur wenige Formationen, wie es die Herren des sympathisch-verrückten Wiener Dreiergespanns tun. Doch das langjährige Schaffen der selbst ernannten „dilettierenden Kapellmeister“ alleine an diesem einem Umstand festzumachen, wäre dann doch um vieles zu kurz gegriffen. Heinz D. Ditsch, Paul Skrepek und Wolfgang Vincenz Wizlsperger, die allesamt eigentlich aus dem Umfeld des Jazz entstammen, bringen jede musikalische Finesse und Genialität mit, die sie befähigen, ihrer Interpretation des Neuen Wienerlieds einen sehr kunstvollen und erfrischend undogmatischen Anstrich zu verpassen.

So richtig als Traditionalisten sehen sich die drei, auch niemals einem Experiment abgeneigten Musiker ohnehin nicht, vielmehr lassen bewusst in ihren Gstanzlstücken auch den Raum für Einflüsse aus anderen Stilen, wodurch es ihnen gelingt, dem Wienerlied eine Note der Gegenwart zu verleihen. Kollegium Kalksburg bereiten sich auf diese Art eine überaus bunte und an Facetten sehr reiche musikalische Melange zu, an der, wie auch auf  „Weid sama kuma“ hörbar wird, nicht nur Liebhabern des originalen Wiener Sounds Gefallen finden dürften.
Michael Ternai