koenigleopold – eure armut kotzt mich an

koenigleopold gehören in diesem Jahr ganz ohne Zweifel zu den Senkrechtstartern der heimischen Musikszene. Wie aus dem Nichts auf der Bildfläche erschienen, war es vor allem der Song „Kohlhauser“, der das Duo Leo Riegler und Lukas König mit einem Schlag, gewollt oder ungewollt, einer größeren Öffentlichkeit bekannt gemacht hat. Mit „eure armut kotzt uns an“ (Jazzwerkstatt Records/Lotus Records) steht nun das langerwartete Full-Length-Album in den Startlöchern. Und wie man es eigentlich vermuten hätte können, weigern sich die beiden von Frank Zappas Geist heimgesuchten Freigeister aus musikalischer Sicht weiterhin in konsequentester Weise, auch nur in der geringsten Form von ihrem unkonventionellen Weg abzugehen.

Spielen koenigleopold mit allen möglichen Klischees, natürlich tun sie das, ist ihr Gehabe ein bewusst an die Spitze des schlechten Geschmackes Getriebenes und weit aus dem Rahmen des Gewöhnliches Fallendes, natürlich ist es das auch. Doch subtrahiert man das aktionistische Schauspiel und Theater der beiden Protagonisten Leo Riegler und Lukas König, die ja ursprünglich aus dem Jazz stammen, und die diesen Umstand auch nicht ganz verbergen können oder möchten, von deren künstlerischen Darbietung im Ganzen, bleibt eines übrig, die Musik als solche. Und die alleine steht schon als etwas ganz Extravagantes für sich.

Den Versuch, die Songs, Nummern und Klangexperimente des Zweiergespanns irgendeiner stilistischen Kategorie zuzuordnen, kann man im Grunde genommen sein lassen. Den Sound, welchen koenigleopold zelebrieren, ist nämlich alles, wie auch nichts, er ist geordnetes Chaos, Nonkonformismus, Widerspenstigkeit, die Loslösung von allem musikalisch traditionellen Denken, entfesselte Kreativität, Provokation, ein Spiel mit Extremen und Gegensätzen, und, und, und. Die Spange, die letztlich alles irgendwie zusammenhält, ist diese besondere diese Prise Wahnsinn, diese avantgardistisch, schräg anmutende und stets zwischen Ernst und Humor wechselnde Note, die allem irgendwie inne ist.

Musikalisch unterwerfen sich Leo Riegler und Lukas König, die bei diesem Album unterstützt wurden von unter anderem Gertrud Riegler, Claire Huguenin, Malcolm Braff, Manu Mayr und MC Rhine, erwartungsgemäß keinerlei Einschränkungen. Sie bereiten sich einen stilistisch ungemein reichhaltigen Cocktail, dessen Spektrum an Einflüssen vom Hip Hop, Minimalisums, wabernden und groovigen Bässen im Dub-Tiefton-Bereich und Techno über elektronisches Gefrickel, reinen Indiepop, Freejazz und Improvisationen, bis hin zu eigenwilligen Soundscapes und Metal- und Noise Lärmeskapaden reicht.

Ob koenigleopolds ausschweifendes und anarchistisches Klangtheater jemanden nun gefällt oder nicht, unberührt lässt es keinen. Und das ist gut so. Leo Riegler und Lukas König schreiten auf musikalisch ungesicherten Pfaden, die, und das macht die ganze Sache so interessant und spannend, aufgrund ihrer unorthodoxen Ansätze einen erfrischenden Gegenentwurf zu allen glattpolierten Mainstream-Entwürfen darstellen.
Michael Ternai

Termine
15.11. Styrian Stylez, ppc, Graz
16.11. OHO, Oberwart
23.11. Open Mind Festival, Salzburg
03.12. Moods, Zürich (CH)
28.12. Spielboden, Dornbirn
Cover: Karolina Preuschl
Foto: Rania Moslam

http://koenigleopold.at
http://jazzwerkstatt.at
http://www.lotusrecords.at/