Ein warmer und gefühlvoller Jazzklang, der einen in sanfter Weise umgarnt und mit edler Zurückhaltung punktet – genau einen solchen bringt die Wiener Formation KLIO auf ihrem am 31. März 2017 auf Freifeld Tonträger erscheinenden selbstbetitelten Album zu Gehör.
Mit der Besinnung auf das Wesentliche die größte Wirkung erzielen: So in etwa lässt sich das Motto der vierköpfigen Formation Klio wohl am treffendsten beschreiben. Philipp Harnisch (Saxofon), Verena Zeiner (Klavier, Rhodes), Judith Ferstl (Bass) und Mathias Koch (Schlagzeug) verzichten in ihren Nummern auf alles Ausladende, sie vermeiden jede unnötige Ausschmückung und rücken eine gewisse musikalische Einfachheit in das Zentrum des Geschehens. Wobei der Begriff „Einfachheit“ im Fall dieser Band relativ betrachtet werden muss, handelt es sich bei den Protagonistinnen und Protagonisten bekanntermaßen um vier Aktivposten der jungen heimischen Jazzszene, die ihr außergewöhnlichen Fähigkeiten schon mehrfach in diversen Projekten unter Beweis stellen konnten und dies auch in ihrem gemeinsamen Quartett tun.
Die kunstvolle Vereinigung von Komposition und Improvisation
Die vermeintliche Einfachheit rührt von dem sehr zurückhaltenden und reduzierten Zugang der MusikerInnen. Vielmehr als sie sich in einen jazztypischen Wettstreit im klassischen Sinne begeben und so den Sound verdichten, treten sie drei Schritte zurück, um auf behutsame Weise stimmungsvolle und lyrische Klangräume zu schaffen, die fern jeder Sperrigkeit einzig das gediegene Musikalische zum Thema haben. Die Ausgangspunkte der Stücke bilden Kompositionen, die ihre endgültige Form erst durch das spontane improvisatorische Zutun und das stete kunstvolle Hin und Her der vier Beteiligten annehmen.
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Die Musik von Klio erzählt sich in vielschichtigen weiten Spannungsbögen mit vielen überraschenden Wendungen und Entwicklungen, in Melodien, die regelrecht unter die Haut gehen, Bilder in die Köpfe pflanzen und die Zuhörenden träumerisch schwelgen lassen. Der Ton, den Philipp Harnisch, Verena Zeiner, Judith Ferstl und Mathias Koch anschlagen, ist ein eleganter und wunderbar smoother, einer, der die ruhigen und einfühlsamen Momente ebenso pflegt wie auch die dramatischen und geheimnisvollen. Hier und da blitzt in manchen Passagen auch der Wille zum Experiment auf, was dem Ganzen zusätzliche Facetten verleiht.
Klio ist ein Album gelungen, das auf wundervolle Art die Seele berührt. Der warme Klang der Stücke umschmeichelt und packt einen mit sanfter Hand. Ist man einmal in das musikalische Universum eingedrungen, gibt es kein Zurück mehr. Man schwebt einfach mit und lässt sich bis zum Schluss betören. Ein wirklich schönes Klangerlebnis.
Michael Ternai
Klio live
- 31.03. Echoraum, Wien
Links
Verena Zeiner
Judith Ferstl
Philipp Harnisch
Mathias Koch
Freifeld Tonträger