Was Alexander Shevchenko und Maciej Golebiowski, die beide ursprünglich eigentlich aus der Klassik stammen, unternehmen, ist der Versuch einer Neubelebung des traditionellen Klezmers durch dessen Öffnung hin zu anderen Spielformen. Es ist ein sehr vielschichtiger Sound, den das polnisch-ukrainische Zweiergespann, das letztes mit seinen auf CD verewigten und gemeinsam mit der österreichischen Vokalistin Agnes Palmisano eingespielten Mahler-Bearbeitungen für Aufsehen sorgen konnte, dieser Art auf den Weg bringt, einer, in dem die verschiedenen Stile, vom Folk bis hin zum Jazz, in wunderbarer Weise miteinander verwoben werden. Am 19. September gastiert das inzwischen mit Peter Rosmanith (Perkussion) und Christoph Petschina (Bass) zu einem Quartett angewachsene Ensemble im Theater am Spittelberg.
Maciej Golebiowski (Klarinette) und Alexander Shevchenko (Akkordeon) gehen in ihrer eigenen Interpretation des Begriffs Klezmer ganz bewusst eher undogmatisch zu Werke. Natürlich verbeugen sich die beiden vor den Traditionen dieses Musikstils, tun dies aber nicht in Ehrfurcht, sondern mit dem Willen, diese in einem zeitgemäßen Kontext neu aufgehen zu lassen. Sich musikalisch zu allen Seiten hin offen zeigend, verweben sie den Klezmer mit Elementen verschiedener anderer Spielformen und heben ihn auf diesem Wege auf eine stileübergreifende Ebene. Gemeinsam mit Peter Rosmanith und Christoph Petschina bewandern der Klarinettist und der Akkordeonist Maciej genauso den Jazz, wie die vielen Musiktraditionen Südost- und Osteuropas, den Folk, Funk und den französischen Chanson, die orientalische Musik, sowie die Tanzmusik Südamerikas und formen sich aus diesem bunten Sammelsurium an Einflüssen ihren eigenen unverkennbaren Stil.
Hinzu kommt, dass Klezmer Reloaded mit einer ordentlichen Portion Spielwitz agieren. Man hört und spürt, mit welcher Freude die Beteiligten zur Sache gehen. Alexander Shevchenko und Maciej Golebiowski eröffnen dem Hörer eine ganz individuelle Sichtweise auf den Klezmer, eine, die immer wieder auch spontanen Wendungen und aberwitzigen Improvisationen zu überraschen vermag, gleichzeitig aber auch ihren Ausdruck in einem Viel an Gefühl findet.
Die Zeichen für einen musikalisch unterhaltsamen und auch berührenden Konzertabend stehen also nicht so schlecht. Auf jeden Fall dürften Liebhaber des facettenreichen weltmusikalischen Sounds voll auf ihre Kosten kommen. (mt)
Klezmer Reloaded live:
19.09. Theater am Spittelberg, Wien
21.09. Peace One Day- Benefiz Konzert, Karlsplatz, Wien
22.09. Atelier Sabine Pleyel, Wien, mit Otto Brusatti
28.09. Radiokulturhaus, Wien, mit Erwin Steinhauer
01.10. Jüdisches Museum, Wien, mit Otto Brusatti
Foto © Klezmer Reloaded
Klezmer Reloaded