Teil I: Sofa Surfers: “Same” (Rotes Album). Auf ihrem aktuellen “Roten Album” hätten die Sofa Surfer erst einmal den Industriemüllkippensound weggeräumt, schrieb Ronald Pohl im Standard und wählte sie am Jahresende retrospektiv zu seiner heimischen Veröffentlichung des Jahres.
Auch wenn die Wortwahl ein wenig übertrieben scheint, ist der Bruch, den Pohl mit der Veröffentlichung des mittlerweile fünften Sofa Surfers-Album vollzogen sieht, ein eklatanter: Die Sofa Surfers präsentieren sich auf ihrem gleichnamigen, nach zuerst rein vokalen und dann durch Gastvokalisten bereicherten Arbeiten erstmals als wirkliches Bandprojekt. “Auf einem spartanisch federnden Rhythmusbrett mit angenehm subsonischem Bass räkelt sich Soulsänger Mani Obeya und dreht allerliebste Melodiekringel: ein Besuch in der Dub-Ausnüchterungszelle”, schreibt Pohl. Tatsächlich ist das neuste Oevre das wohl bislang organischste Werk der Elektroniker.
Den Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere – sieht man einmal von den Soloerfolgen von I-Wolf ab – erlebten die Sofa Surfers so um das Jahr 1996, als der Hype um den Wiener Downbeat-Sound seinen Höhepunkt bereits erreicht hatte. Für viele waren die Sofa Surfers damals daher nur eine von vielen erfolgreichen heimischen Acts im Donwtempo-Trip Hop-Pool. Eines wurde dabei aber meist übersehen: Downbeat im engeren Sinn waren die Sofa Surfers nie wirklich. Wer jemals eines ihrer Konzerte besuchte, weiß, dass sie es seit jeher verstanden, ihrer Musik den nötigen Nachdruck zu verleihen. So war die E-Gitarre immer fixer Bestandteil jeder Live-Präsenz. Und von Entspannung im Sinne vor sich hinplätschernder Alibi-Beschallung konnte schon gar keine Rede sein.
Während viele Bands, nachdem es Ende der 90er-Jahreum den Wiener Elektronik-Hype still zu werden drohte, glaubten, das (vermeintlich) sinkende Schiff in Richtung Weltmusik oder Pop verlassen zu müssen, machten die Sofa Surfers einfach weiter, gönnten sich eine Pause, die für hervorragende Solo-Arbeiten genutzt wurde, reiften indessen zur Band und haben sich mit dem vorliegenden Album neu definiert, indem sie sich auf ihre Live-Qualitäten besannen und jene Intensität, die sie live zu erzeugen imstande sind – und die nun einmal neben der Elektronik auch im Soul und im Rock liegt – gekonnt auf Datenträger bannten.
Ihr fünftes Album ist eigenartig kühler Soul, der durch Präzision und Repetition im Spiel eine streckenweise unwiderstehliche Intensität erreicht.
Karl Fluch sprach in einer hymnsichen Rezension in der Standard-Beilage Rondo von “introvertiertem Groove” und “reduziertem Funk”, der ihn an Großtaten der Altvorderen Can erinnere. Das bringt es wohl ziemlich auf den Punkt.
Kommenden Samstag, den 21.1., sind die Sofa Surfers übrigens beim alljährlichen fm4-Fest in der Arena live zu sehen und zu hören. (md)
http://www.sofasurfers.net/