Das KLANGZEUG ORCHESTER legt sich bei seiner Veröffentlichung „Stuff“ (listen closely) mächtig ins Zeug und präsentiert sich als spielfreudiges und gut abgestimmtes Quartett im Kreis des österreichischen Jazz.
Was ist Klangzeug? Streng genommen doch eigentlich alles, was (durch außen angeregt) in Schwingung versetzt wird und eben diese Schwingungen auf ein Übertragungsmedium abgibt und sie somit akustisch erfahrbar macht – von der Kirchenglocke bis zum Presslufthammer, dessen Vibrationen sich vom Asphalt bis in die Betonwände des Eigenheims fortpflanzen. Ein Blick auf die Besetzungsliste des Quartetts lässt indes darauf schließen, dass hier weder ein Archiv von Field Recordings noch ein Sammelsurium von zu Idiophonen umgedeuteter Alltagsgegenstände im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Zunächst als Trio mit Lukas Leitner (Fender Rhodes, Keyboard), Judith Ferstl (Kontrabass) und Sebastian Simsa (Schlagzeug) gestartet, hat sich die Band, ergänzt durch Lisa Hofmaninger (Sopransaxofon, Bassklarinette), zu einem sich als Orchester bezeichnenden Quartett erweitert und vereint vier Protagonisten des österreichischen Jazz.
„(Er-)Zeugnisse“ eines gut eingespielten Quartetts
Das Zeug, auf dem sie ihre Klänge generieren, gehört zum „klassischen“ Spielzeug ihres Genres. Was die vier damit und daraus machen, ist dabei von eigentlichem Interesse. Mit fünf Titeln – allesamt Eigenkompositionen – legt die Band mit ihrer EP „Stuff“ nun Zeugnis ab. Beim abgesteckten Rahmen und den dargebotenen Abläufen betritt die Formation zwar kein Neuland und auch die mit dem Blick auf den Bandnamen programmatisch angedeuteten Klangexperimente erstrecken sich keineswegs ins Grenzenlose. Das aber spricht jedoch – vielleicht mit Ausnahme des etwas irreführenden Bandnamens – keineswegs gegen das kleine „Orchester“, das sich – auf das Ziehen sämtlicher Register zum bloßen Selbstzweck verzichtend – mächtig ins Zeug legt und mit seinem abwechslungsreichen Repertoire durchaus zu überzeugen weiß: Balladenhaftes trifft auf kraftvollen Drive. Orgelsounds, Rhodes und ein verzerrt-träumerisches Keyboard färben das Geschehen. Es erklingt mal funky, mal rockig-jazzig und mal lyrisch düster und dabei präsentieren sich die Bandmitglieder bei ihrem farbenfrohen Rundumschlag durchweg spielfreudig und hervorragend aufeinander abgestimmt – insbesondere das Zusammenspiel von Bass und Schlagzeug lässt aufhorchen. Von dementsprechender Qualität zeugen auch die Stücke, die mit gelungenen Wendungen und stimmigen Spannungsbögen aufwarten. Die Fragen, ob nun Orchester oder Band und wie viel „Zeug“ hier zum Zug kommt, sind nebensächlich. Vielleicht bezeichnen wir es etwas nüchterner einfach als ein Quartett, das sich aus dem ausgewogenen Vereinen der individuellen Qualitäten seiner Mitglieder speist. Davon kann sich getrost jede und jeder selbst überzeugen lassen.
Martin Schütz