KLANGRAUM KOLLEGIENKIRCHE – Zeitachsen Organum 2022

Die vom Salzburger Experimentalmusiker und Klangkünstler WERNER RADITSCHNIG initiierte Reihe „Klangraum Kollegienkirche“ findet dieses Mal an zwei Tagen statt. Am 5. Oktober 2022 bringt die Komponistin und Sängerin Martina Claussen ihr Werk „umwoben“ zur Aufführung. Tags darauf, am 6. Oktober präsentiert der Komponist, Musiker und bildende Künstler Wolfgang Seierl sein Werk „DIVIDUUM oder SCHERE, PAPIER, STEIN“.

Mittwoch 5. Oktober – 20 Uhr

Martina Claussen – „umwoben“ für Stimme, Orgel und Elektronik (40 Min)

Martina Claussen: Stimme und Elektronik
Hans-Josef Knaust: Orgel

„umwoben“

Die Kollegienkirche, die Orgel, sowie viele Stimmen aus der Vergangenheit und dem Hier und Jetzt, abstrakt oder transformiert, treten in Bezug, erkunden den Raum, füllen ihn und bringen ihn scheinbar in Bewegung.  Die dadurch entstehende Klangskulptur erweckt Assoziationen wobei jeder und jede Hörende die in Echtzeit sich entwickelnde Klangreise unmittelbar und individuell unterschiedlich wahrnehmen wird.

(M. Claussen)

Introduktion

Henryk Górecki – Kantata für Orgel op. 26 (1968)

Martina Claussen Die Komponistin und Sängerin Martina Claussen erforscht und verbindet Klänge von Stimmen, Klangobjekten, analoger und digitaler Elektronik, erkundet das Räumliche, das Performative und entwickelt dabei ihre eigene, unverwechselbare „Klangschrift“ stetig weiter. Ihre Arbeit umfasst Werke aus den Bereichen elektroakustische/akusmatische Komposition, Werke für Stimme/Instrumente und Elektronik, Musiktheater, Tanztheater, Klanginstallation, elektroakustische Kammermusik, Solo-Performances für Stimme und Live Elektronik, Filmmusik sowie Kollaborationen mit Künstler*innen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Sie studierte Computermusik und elektronische Medien an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien, Konzertfach Gesang am MUK Wien und Komposition an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. 2020 erhielt sie den Publicity Award der SKE/Austro Mechana. Seit 2009 hat sie eine Professur für Gesang an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien inne.

Donnerstag 6. Oktober – 20 Uhr

Wolfgang Seierl – DIVIDUUM oder SCHERE, PAPIER, STEIN (45 Min) Raumklangaktion für Orgel, Saiteninstrumente und Elektronik

Wolfgang Seierl – Saiteninstrumente und Elektronik
Hans-Josef Knaust – Orgel

„… Dort trennen und treffen sich die molekular-revolutionären Maschinen, die Körpermaschinen, die sozialen Maschinen mit den Textmaschinen, dort entsteht aus mannigfaltiger Geisterhand die dividuell-abstrakte Linie.“ (Gerald Raunig)

Der Begriff Dividuum, des Dividuellen (das Teilbare/Geteiltheit) geht auf den Theologen Gilbert von Poitiers (um 1100) zurück, welcher damit die Dichotomie von Individuellem und Allgemeinem durchbricht und eine neue Dimension einführt, in der die Teile eines Nicht-Ganzen in ein nicht-hierarchisches, transversales Verhältnis gesetzt werden. Das Dividuelle entsteht in der Streuung, in der transversalen Verteilung, im Ziehen der abstrakten Linie, die die konkreten Einzeldinge durchquert und verkettet. Zwar heute auch zur Beschreibung neuester kapitalistischer Transformationen verwendet, ermöglicht uns die dividuelle Sicht aber vielmehr, molekulare Revolutionen und damit verbunden Werdens-Prozesse zu entdecken, ohne auf die Repräsentation des einheitlichen Subjekts durch Autoritäten, Parteien oder Avantgarden angewiesen zu sein. Dieses daraus sich ergebende Weltbild, das der Historiker Yuval Noah Harari als das gegenwärtig gültige bezeichnet, entspricht dem hier angedachten Raumklang, der durch Überlagerung von divergenten, den Raum durchmessenden Klanglinien entsteht und dem ein musikalisches Denken und Handeln zugrunde liegt, das der verbindenden Trennung der musikalischen Elemente verpflichtet ist. (Wolfgang Seierl)

Wolfgang Seierl (c) RICOH R8
Wolfgang Seierl (c) RICOH R8

Introduktion:
Ruth Zechlin – „Traum und Wirklichkeit“ für Orgel (1982)

Wolfgang Seierl ist Komponist, Musiker und bildender Künstler. Gemeinsam mit Christian Heindl gründete er 1996 das Komponist/innenforum Mittersill, ein Symposium für Musiker, Komponisten und Künstler, welches sich mittlerweile zu einem Netzwerk für aktuelle Musik entwickelt hat. Wolfgang Seierl komponiert für die unterschiedlichsten Besetzungen: Von Gitarre über Ensembles bis hin zu Chor- und Orchestermusik. Klanginstallationen zählen ebenso zu seinem Werkkatalog wie elektronische Musik. Auch kompositorische Arbeiten für Theater, Performance und andere darstellende Formen sind Teil seiner künstlerischen Arbeit. Wolfgang Seierl ist auch als Musikwissenschafter tätig und war Vorstandsmitglied von mica – music information center Austria. (Quelle MICA)

Hans-Josef Knaust: Organist, ausgebildet bei Zsigmond Szathmáry mit entscheidenden Impulsen für die Interpretation avantgardistischer Orgelmusik. Weiterbildung auch bei Ambré Isoir in französischer Orgeltradition der Romantik und klassischer Moderne (O. Messiaen).

gefördert von: Stadt Salzburg, Land Salzburg, austro mechana SKE

Links:
Martina Claussen
Martina Claussen (mica-Datenbank)
Wolfgang Seierl
Wolfgang Seierl (mica-Datenbank)
Werner Raditschnig / Klangraum Kollegienkirche Zeitachsen Organum
Werner Raditschnig (mica-Datenbank)