“Klangkörper”: Festival Dialoge in Salzburg (29.11.-2.12.)

“Klangkörper”: Festival Dialoge in Salzburg (29.11.-2.12.)Die Aufmerksamkeit auf den Künstler steht im Mittelpunkt eines spannenden, von der Stiftung Mozarteum ausgerichteten Dialoge-Wochenendes mit Projekten und Konzerten von Xavier Le Roy, dem Stadler Quartett und dem ÖENM, den Pianisten Marino Formenti & Lars Vogt sowie dem Mozarteum-Orchester Salzburg plus Alvin Lucier.

Der Performer und Choreograph Xavier Le Roy nimmt das Bewegungsvokabular des Dirigenten Sir Simon Rattle als Material für eine Performance mit der Musik von “Le sacre du printemps” von Igor Strawinsky. Dabei steht Xavier Le Roy auf der Position des Dirigenten, das Publikum nimmt die Plätze der Orchestermusiker von “Sacre” auf der Bühne ein und das Werk erklingt aus einer Vielzahl von Lautsprechern im Publikum, die die einzelnen Instrumentengruppen wiedergeben. Das Sounddesign dieses Projekts, bei dem Berno Odo Polzer und Bojana Cvejcic konzeptiv mitgearbeitet haben, liefert Peter Böhm.

Das Österreichische Ensemble für Neue Musik (OENM) spielt am Freitag Helmut Lachenmanns Ensemblestück “Mouvement – Vor der Erstarrung” und das den Kern des Salzburger Ensembles bildende Stadler Quartett Ligetis Zweites Streichquartett. Doch dieser Abend wird auch Live-Klaviermusik ganz ohne Pianisten gewidmet sein, dargeboten auf zwei “Player Pianos”: Um der Frage nachzugehen, wie sich ein Konzert anhört, wenn der Künstler nicht anwesend ist. Zu hören sind Conlon Nancarrows legendäre “Studies for Player Pinao” sowie von berühmten Pianisten auf Papierrollen eingespielte Musik von Grieg bis Strawinsky.

 

Marino Formenti spielt Ferneyhough

Und wie ist es dann, wenn – wie tags darauf – zwei unterschiedliche (und jeweils großartige) Pianisten abwechselnd einen Abend gestalten? Lars Vogt spielt Schubert und Brahms; Marino Formenti (Klangforum Wien und auch im Alleingang international zunehmend als Solist gefragt), knöpft sich mit Brian Ferneyhoughs “Lemma Icon Epigram” ein teuflisch schwieriges Klavierstück vor und spielt weiters ebenfalls hohe Interpretationskunst erfordernde Musik von Morton Feldman und György Kurtág.

Im Mozarteum erklingt am Sonntag Mozarts “Requiem” mit namhaften Solistinnen und Solisten, dem Salzburger Bachchor und dem Mozarteum-Orchester, dirigiert von Ivor Bolton. Doch das allein ist es nicht. Alvin Lucier, eine der großen Persönlichkeiten der amerikanischen Avantgarde, wird Teile des “Requiem” im Konzert aufnehmen, in den Saal zurückspielen, wieder aufnehmen und wieder zurückspielen. Durch die Wiederholung dieses Prozesses wird das “Requiem” immer leiser, immer ferner, immer fremder, immer mehr dominiert von den Eigenfrequenzen des Klang-Körpers des Mozarteums. Eine weitere Version des “Requiems” ist in Mozarts Geburtshaus zu bestaunen. Dort hört man das Werk in einer Sound-Installation von Leif Inge auf 24 Stunden gestreckt, quasi in Zeitlupe (hr).

Programmdetails siehe Link “Dialoge” und mica-Konzertankündigungen (unter Veranstaltungen).