Ein junger Wiener Artist mit afrikanischen Wurzeln stellt sein Debütalbum vor. Nicht nur hat es dem britischen Label Blu Mar Ten so gut gefallen, dass es das Album im Dezember 2014 releaste, auch die Mutter der Drum-’n’-Bass-Labels Hospital Records scheint vom Sound von KIMYAN LAW Wind bekommen zu haben.
Das Album eines Multiinstrumentalisten
Kimyan Law, mit bürgerlichem Namen Nico Mpunga, kam vor gut zwanzig Jahren als Sohn einer österreichischen Mutter und eines kongolesischen Vaters in Wien auf die Welt. Kurz vor seinem Geburtstag ist im November des Vorjahres sein Erstlingswerk „Coeur Calme“ beim britischen Label Blu Mar Ten erschienen. Andere geben sich mit einer EP zufrieden, Kimyan Law schüttelt mal eben so ein Album aus dem Ärmel. Wer eine Ansammlung an Kinderzimmerkompositionen erwartet, fehlt weit. Wie aus einem Guss wirken die insgesamt zwölf Tracks, deren Charakter ebenso wunderschön wie fremd erscheint. Von Presseseite als Drum-’n’-Bass-Wunderkind gehandelt, gesteht er ein, sieben Instrumente zu spielen. Auf die Klänge seines Albums angesprochen, nennt er Harfe, Gitarre, Bass, Kalimba (ein traditionell afrikanisches Zupfinstrument), Drums, Percussions, Djembe, Flöten, Sticks und alle möglichen Küchengeräte, außerdem dienen Erde, viel Glas und Holz als Medien zur Soundgewinnung.
Die Gesamtheit des Albums in die eine Genreschublade „Drum ’n’ Bass“ zu stecken, fällt schwer. Zwar dient der gebrochene Beat als zentrales Gerüst, doch die Verschiebungen, Pausen, Umstrukturierungen mitten in einer Nummer halten die Tanzbarkeit auf Distanz. Eine Ausnahme stellt „Umbra“ dar, dessen minimalistischer Ansatz sich in monotoner Rhythmik und abgekacktem Klang zeigt. Jede Afterhour-Crowd würde diesem Track zu Füßen liegen. Im Unterschied dazu wirkt „Daimyo“ fast experimentell und erinnert in der ersten Minute an Kompositionen aus der neuen Musik. Zu Kimyan Laws instrumentierten Tracks mischen sich, wie etwa in seinem Remix von „We Are Fish“ (Clara Luzia), Stimmen oder Stimmfetzen. Immer wieder tauchen Glocken auf und vereinen sich, wie in „Eclairage“, mit sanften Klangteppichen. Atmosphärische Sounds durchziehen die meiste Zeit dieses einstündigen Albums. Doch genaues Hinhören lohnt sich, denn hinter jeder Ecke versteckt sich ein weiteres Knacksen und Rauschen, ein kleiner Effekt, der die Tiefgründigkeit des Werkes aufzeigt.
Man wird ihn nicht mehr lange vorstellen müssen
Das Magazin Vice stellte schon im November die Gretchenfrage: „Who is Kimyan Law?“, im Dezember ernannte ihn FM4 Soundpark zum „Artist des Monats“ und das renommierte Drum-’n’-Bass-Label Hospital Records lädt ihn am 6. Februar nach London ins Building Six ein, um gemeinsam mit Größen wie London Elektricity auf der Bühne zu stehen. Dass er ganz nebenbei auch noch einen Track für den Labelsampler von Hospital Records beisteuert, scheint schon kaum mehr der Rede wert zu sein.
Für die österreichische Elektronikszene ist es ein weiterer Beweis, dass gerade in Wien der Boden fruchtbar zu sein scheint. Nach Artists wie Salute und Wandl startet ein weiterer junger Künstler durch, der es sich offensichtlich zur Aufgabe gemacht hat, die Landesgrenzen zu ignorieren und gleich international Aufsehen zu erregen. Man darf sich nicht nur über das erstaunliche Album, sondern auf jeden weiteren Schritt dieses Talents freuen.
Lucia Laggner
Fotocredit: Kimyan Law
Hospital Records