Wie schnell die Zeit vergeht: Der Dezember rückt schneller näher, als man denkt. Das bedeutet, dass es nicht mehr lange dauert bis zum Kick-Jazz-Festival 2024! Das alljährliche Showcase für heimischen Jazz findet am 3. und 4. Dezember 2024 wieder im Wiener Porgy & Bess statt!
Kick Jazz – eine Kooperation von Austrian Music Export und dem Porgy & Bess – präsentiert aufstrebende österreichische (sowie in einem Fall einen slowenischen) Jazz-Acts. Am 3. Dezember startet das Trio HAEZZ, gefolgt von einer Soloperformance der Musikerin Helene Glüxam und Beate Wiesingers „Art Pop/Jazz Orchestra“ e c h o boomer. Den Abschluss des ersten Festivaltages bildet das Konzert des slowenischen Trios Etceteral. Am 4. Dezember geht es weiter mit dem Valentin Duit Quartet, Slowklang und Schmack. Beide Abende beginnen pünktlich um 20:30 Uhr.
3. Dezember
HAEZZ
Tobias Vedovelli, Štěpán Flagar und Martin Eberle muss man Kennerinnen und Kennern der österreichischen Jazzszene im Grunde nicht mehr groß vorstellen. Die Bands und Projekte, an denen sie beteiligt sind und waren, tragen durchwegs prominente Namen wie etwa 5K HD, Purple is the Color oder das Leonhard Skorupa Ensemble, um nur einige zu nennen. Ebenso weiß man von den Dreien, dass sie sich in den verschiedensten musikalischen Feldern vortrefflich zu bewegen wissen, einen breiten Fundus haben und mit ihrer Spielweise allem irgendwie ihren eigenen Stempel aufdrücken. Hört man sich die Musik von HAEZZ an, gewinnt man schnell den Eindruck, dass die drei Musiker auf eine zugänglichere Form des Jazz setzen, bei der weniger das instrumentale Virtuosentum in den Vordergrund gestellt wird, sondern mehr die Schaffung von Atmosphäre im Fokus steht. Natürlich fehlen nicht die Momente des freien Spiels, die rhythmisch komplexeren Passagen und die flotten lässigen Grooves, nur bestimmen sie nicht das Geschehen, sondern sind eingebettet in ideenreich arrangierte Stücke, die im Sound kammermusikalisch schwingen, stimmungsvolle Räume eröffnen und eine einladende Wärme entwickeln.
Tobias Vedovelli: Bass
Štěpán Flagar: Tenorsaxofon
Martin Eberle: Trompete
Helene Glüxam Solo
Helene Glüxam ist eine stilistisch vielseitig agierende Musikerin, die sich in den unterschiedlichsten musikalischen Kontexten vortrefflich zu bewegen weiß. Sie versteht sich sowohl in der Global Music (Kurdophone) als auch im experimentellen Pop, den sie mit dem Quartett HALM auf aufregende Weise hin zum Jazz und zur Improvisation öffnet. In ihrem Soloprogramm rückt die Wienerin ihr Instrument, den Kontrabass, in den Fokus, dessen tief gespielte Töne sie mit ihrer hohen Gesangsstimme kombiniert. Ein Gegensatz, der viel Spannung erzeugt. Minimalistisch im Ton und mit unkonventionellen Spieltechniken schafft sie stilistisch breitgefächerte Kompositionen, die ihren ganz eigenen Ausdruck und ihre ganz eigene intime Schwingung entwickeln und nur schwer einer gängigen musikalischen Kategorie entsprechen. Ihre Musik malt intensive Stimmungsbilder, die sich auf eine ganz eigene Art von Song vermitteln und viel Atmosphäre entfalten.
Helene Glüxam: Bass, Stimme
e c h o boomer
Die Netzsuche nach „echoboomer“ führt direkt zur Generation Y. Die sieben Baby-Boomer-Kinder, also eben „e c h o boomer“, dieses „Art Pop/Jazz Orchestras“ um Beate Wiesinger versetzen ihre auskomponierten Arrangements – irgendwo zwischen Gil Evans, Duke Ellington, Kronos Quartett und Radiohead – schichtweise mit Improvisationen. Das Album dazu heißt „Aliens on Board“ (Jazzwerkstatt Records) und klingt vielleicht auch deshalb ein wenig wie Kammermusik-Jazz für die Enterprise. Oder wie die Band selbst schreibt: „e c h o boomer klingt mal groß, mal fragil, mal schelmisch, mal hart, mal lustig, mal tiefgründig, aber nie fad oder prätentiös.“ Beam me up, Scotty! (Götz Bühler)
e c h o boomer war 2019 in den Top 10 der Falter Jahrescharts in der Kategorie “Jazz” vertreten. Aus kleinen eingängigen Motiven entwickelt Wiesinger abwechslungsreiche und überraschende Stücke, in denen sich mehr abspielt als anderswo auf ganzen Alben. (Klaus Nüchtern, Der Falter)
Beate Wiesinger und ihre Band e c h o boomer legen mit „Aliens On Board” ein Album vor, das wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlässt. (Michael Ternai, mica)
Etceteral
Etceteral ist ein slowenisches experimentelles Trio (Saxophon & Elektronik, Schlagzeug, Visuals), das einen treibenden, polyrhythmischen futuristischen Jazz kreiert. Der Sound ist geprägt von abstrakten modularen Erkundungen, hypnotischem Schlagzeug, zurückgeworfenen Bläser-Texturen und kristallklarer Produktion. Die Band erforscht das Zwischenfeld von groove-orientiertem zeitgenössischem Jazz, quantisierter elektronischer Musik, abstrakten modularen Erkundungen und freier Improvisation. Wie Gummi, das sich dehnen lässt und in seine ursprüngliche Form zurückkehrt, dehnt Etceteral seine Arrangements bis an die Grenze des Möglichen aus und treibt seine Klangarchitektur bis zum Maximum, ohne dass sie jemals in sich zusammenfällt. „Ich denke gerne in Begriffen von klanglichen Gummibändern. Wir können unsere Musik sowohl rhythmisch als auch harmonisch dehnen, die Tonalität ändern und durch eine andere Tonart zum Hauptthema zurückkehren. Dieser Prozess eröffnet neuen Raum für Entdeckungen. Kürzlich haben wir viel Joshua Abrams und Evan Parker gehört, Musiker, die wissen, wie man ihre Musik luftig und geräumig macht“, sagt Simon. Die Zwischenzonen von Dub, Krautrock, Afro-Rhythmen, freier Improvisation und quantisierter elektronischer Musik werden auf diesem aufregenden zweiten Album hell beleuchtet.
Boštjan Simon: Tenorsaxofon, Electronics
Marek Fakuč: Schlagzeug
Lina Rica: Visuals
4. Dezember
Valentin Duit Quartet
Das Quartett interpretiert Stücke von Valentin Duit, die auf unterschiedliche Arten Raum für kollektive und solistische Improvisation bieten. Es ist 2023 aus dem Tobias Meissl Trio hervorgegangen und besteht seitdem als regelmäßig gemeinsam forschendes Ensemble. 2025 wird das erste Album des Quartetts “SINN/ist” bei dem Label Klanggalerie erscheinen.
Als Künstler, Schlagzeuger, als Mensch
Wo immer Valentin Duit sucht, in der Musik, in der Kunst, im Leben, begegnen uns Rede & Gegenrede, Staunen & Kritik, Passion & Gelassenheit, Zweifel & Begeisterung, Stand- & Kontrapunkte, entstehen für Valentin Duit niemals für immer gültige, keinesfalls fremdbestimmte Welt-, Berufs- & Ichanschauungen. (Renald Deppe)
Robert Unterköfler: Tenor-, Sopransaxofon
Tobias Meissl: Vibraphon
Ivar Roban Križić: Kontrabass
Valentin Duit: Schlagzeug
Slowklang
Will man eine Eigenschaft des Bandsounds des Wiener Trios Slowklang hervorheben, ist es dessen uneindeutige musikalische Kategorisierbarkeit. Sängerin Amina Bouroyen und ihre beiden Kollegen Robert Unterköfler und Robin Gadermaier verwirklichen ihren ganz eigenen Sound, dessen Ausgangspunkt zwar im Jazz liegt, der sich aber auch auf schönste Weise hin auch zu anderen Musikformen verzweigt. Wie der Name des Trios vielleicht schon vermuten lässt, gehen das Dreiergespann eher bedächtig und zurückhaltend an die Sache heran. Anstatt das musikalische Virtuosentum in den Vordergrund zu rücken, richten Slowklang in ihren Stücken den Fokus mehr auf die Erschaffung von Atmosphäre im Spannungsfeld zwischen Komponierten und Improvisierten. Die Musik des Trios entfaltet Stimmung und erzählt sich in sehr abwechslungsreicher Art. Mal ruhig und zerbrechlich, dann wieder gefühlvoll intensiv, aber auch mit viel Groove und Energie an den richtigen Stellen.
Amina Bouroyen: Gesang
Robert Unterköfler: Tenorsaxofon
Robin Gadermaier: Bass
Schmack
Tanzbarer und grooveorientierter Jazz, Jazz auf lässiger Art in ein Popkostüm gekleidet, ein Sound zwischen Jazz, Pop, Rock und sonst was – wie immer man die Musik dieser Band auch benennen will, hundertprozentig zutreffend ist wohl keiner dieser Zuschreibungen. Schmack ist eine Band, die zwischen stilistischen Stühlen Platz nimmt und diesen Umstand auch genüsslich auskostet. In den Stücken der vierköpfigen Linzer Band treffen eingängige Beats auf vertrackte Rhythmusarbeit, einprägsame Melodien auf experimentelle Einwürfe, harmonische auf wunderbar schräge Klänge, ruhige auf hochexplosive Momente und, und, und.
Obwohl die musikalischen Ingredienzen, auf die Schmack zurückgreifen, sehr vielfältiger Natur sind und aus den unterschiedlichsten Ecken stammen, fügen sie sich in den Nummern zu wirklich runden Geschichten zusammen, zu solchen, die einerseits einer intensiven Auseinandersetzung mit ihnen auffordern, gleichzeitig aber auch vortrefflich unterhalten.
Patrick Pillichshammer: Schlagzeug
Tobias Wöhrer: Bass
Philipp Wohofsky: Keyboards
Andi Holler: Tenorsaxofon
Links:
Porgy & Bess