Katja Cruz & Howard Curtis – Lightning And Thunder

Auf eine wirklich von allen musikalischen Begrifflichkeiten und Definitionen enthobene Klangreise entführen die aus Graz stammende Vokalkünstlerin und Komponistin Katja Cruz und der international renommierte amerikanische Perkussionist und Schlagzeuger Howard Curtis die HörerInnen auf ihre gemeinsam aufgenommenen CD „Lightning & Thunder“ (einklang_records). Was das Duo auf den Weg bringt, ist der kunstvolle Umgang mit den uralten Klängen dieser Welt in einem zeitgenössischen musikalischen Kontext. Die Melodien bleiben nur erahnbar, die Arrangements abstrakt und unvorhersehbar. Die beiden betätigen sich als avantgardistische Klangmaler, denen es vor allem darum geht, vielschichtige akustische und von jeglicher Zeitachse losgelöste Stimmungsbilder höchster Intensität und Dichte entstehen zu lassen. Ein Experiment, das in höchstem Maße gelungen ist. Präsentiert wird die CD am 1. Juni im mica in Wien.

Nein, das Gewöhnliche darf man beim Genuss dieser CD nicht erwarten. Die Musik nämlich, oder vielmehr das Klangexperiment, welches Katja Cruz und Howard Curtis betreiben, ist ein solches, das sich auf ganz wunderbare Weise über alle gängigen und bekannten Stilbeschreibungen hinwegsetzt. Die Stücke sind als eine Einladung zu verstehen, sich auf eine vollkommen neue Hörerfahrung abseits aller bekannten Muster einzulassen. Das von den beiden Dargebotene in wenige Worte zu fassen, stellt sich daher nicht wirklich als ein Unterfangen dar, da hier auf Pfaden gewandelt wird, welche tief in die Welt des absolut freien Spiels, der Improvisation führen. Die Vokalistin und der Perkussionist unternehmen den Versuch, zwischen der zeitgenössischen Musik und der kunstvollen Klangarbeit Verbindunglinien herauszuarbeiten und diese in einer noch nicht gehörten Form zu vereinen.

 

Katja Cruz & Howard Curtis – Lightning And Thunder by mica

Es ist vor allem das Jonglieren mit verschiedensten Ausdrucksformen, welches von Cruz und Curtis zelebriert wird. Der vielschichtige und weitgehend aus allen Melodieformen herausgelöste Gesang der Grazer Vokalakrobatin auf der einen, und das rhythmisch ungemein variantenreiche, variable und dezente Spiel des New Yorker Perkussionisten auf der anderen Seite bilden dabei die tragenden und alles bestimmenden Elemente, aus welchen die Musik in all ihren faszinierenden und schimmernden Facetten erwächst. Das Schöne an den Klanggemälden ist, dass sie ihre Geheimnisse nie schon nach dem ersten Ton preisgeben und  immer unberechenbar bleiben.

„Lightning And Thunder“ ist ein Stück Musik, das eindrucksvoll unterstreicht, welch faszinierendes Klangerlebnis erschaffen werden kann, befreit man sich erst einmal von allem Scheuklappendenken. Aufgeschlossene Musikliebhaber, die sich auch gerne einmal auf neue und ungewöhnliche Sachen einlassen, sollten diese CD daher auf jeden Fall einer intensiven Gehörprobe unterziehen. (mt)

 

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