Just Friends And Lovers – What, Colour?

Hört man sich durch die Nummern des Debütalbums „What, Colour?“ (Fettkakao) der steirischen Band Just Friends And Lovers, fühlt man sich doch ein wenig stärker als üblich, in die die 80er Jahre zurückversetzt. Und das ist in diesem Fall keineswegs negativ gemeint. Die Sounds, die Melodien, sowie die Produktion im Gesamten haben diesen gewissen erfrischenden Touch der gewollten Nichtperfektion und der bewussten Positionierung außerhalb des sonst so glattpolierten Popkontexts. Die nächste Gelegenheit, das Trio aus der steirischen Hauptstadt live zu erleben, gibt es am 7. Juni im ESC in Graz.

Die Stärke dieses Debütalbums liegt vor allem in dem Umstand, dass eben nicht alles perfekt ausgearbeitet und kantenlos durchproduziert klingt. Natürlich gibt es Bands und Formationen, die sich instrumental und spielerisch auf einem höheren Level bewegen, doch das schlägt in diesem Fall eigentlich überhaupt nicht ins Gewicht. Just Friends And Lovers ziehen in Sachen Pop, der im musikalischen Spektrum irgendwo zwischen The Smiths, den ganz, ganz alten Die Ärzte, ein wenig New Wave, Punk, Rock und dem Synthiepop der 80er Jahre liegt, ihr eigenes Ding durch.

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Die Songs klingen allesamt als wären sie in irgendeiner Garage entstanden und auch direkt dort aufgenommen worden. Auf alle ausufernden Spielereien, klischeehaften Gesten oder eine lange Produktionszeit ist, zumindest ereilt einen dieses Gefühl, lauscht man sich einmal durch das gesamte Album, verzichtet worden. Doch den Anspruch konform im Gleichschritt mit unzählig anderen, soundtechnisch durchgestylten Indierock/pop-Formaten zu marschieren, stellt sich die dreiköpfige, seit 2011 zusammenwerkende Combo aus Graz vermutlich ohnehin nicht.

Alle vermeintlichen Mängel werden von den drei Musikerinnen Lina, Lena und Veronika, die sich live schon auch mal an den Instrumenten abwechseln, durch ihren natürlichen Charme, welchen sie ihren Nummern verleihen, wettgemacht. Es herrscht eine Art lässige Unaufgeregtheit gepaart mit genug Kanten, an denen man sich richtig schön stoßen kann. Überraschend ist auch, dass der Sound, obwohl dessen musikalische Ingredienzen doch eher im überschaubaren Rahmen bleiben, ein sehr facettenreich ist. In Wiederholungen üben sich Just Friends And Lovers nicht, vielmehr legen sich einen jeden Song anders an. Mal wird Gas gegeben, mal eher einen Gang zurückgeschalten, was letztlich die ganze Geschichte zu einer wirklich abwechslungsreichen macht.

„What, Colour?“ ist ein Stück Popmusik geworden, das dann doch irgendwie aus dem Rahmen fällt, weil es sich eben nicht vor der Massentauglichkeit verbeugt, sondern mit einer eigenen Note punktet. (mt)