Das kommt wahrlich nicht alle Tage vor: Ein in Österreich entstandenes und eingespieltes Album wird für einen Grammy nominiert. Gelungen ist dieses Kunststück dem aus Kolumbien stammenden und seit 2004 in Österreich lebenden E-Kontrabassisten und Komponisten Juan Garcia-Herreros. „NORMAS“, so der Titel der dritten Veröffentlichung seines Projekts SNOW OWL, ist bei den Latin Grammys in der Kategorie “Best Latin Jazz Album” nominiert. Die Preisverleihung findet am 20. November in Las Vegas statt.
Geboren in Bogotá war schon früh klar, dass Juan Garcia-Herreros einmal eine musikalische Laufbahn einschlagen würde. Sich zunächst noch an der Flöte und am Klavier übend entdeckte er mit nach dem Umzug seiner Familie nach Florida den elektrischen Bass. Es war Liebe auf den ersten Blick. Das Spiel brachte sich der junge Mann selbst bei, und zwar so gut, dass nicht wenige in ihm ein richtiges Ausnahmetalent erkannten und ihn fortan förderten. Sein Weg führte in nach dem Besuch des legendären Berklee College of Music in den Big Apple, wo er unter anderem Auftritte mit Weltstars wie Al Jarreau, Elton John, Christina Aguilera, David Newman und Lalo Schifrin absolvierte.
Nicht nur Sideman von Weltstars…
Doch die die Rolle des Sideman war dem Bassisten und Komponisten mit der Zeit nicht genug. Der gebürtige Kolumbianer wollte Bandleader sein und sein ganz eigenes Projekt, in dem er sich seiner großen musikalischen Liebe, dem Latin Jazz, widmen konnte, verwirklichen. Er beschloss daher 2004, New York den Rücken zu kehren und seine Zelte anderswo aufzuschlagen. Warum seine Wahl gerade auf die österreichische Hauptstadt Wien, die damals sicher nicht zur ersten Adresse des Latin Jazz zählte, fiel, lässt sich damit erklären, dass sich Juan Garcia-Herreros immer schon auch als Botschafter dieses Musikstils gesehen hat.
Hinweis: Mit dem Abspielen des Videos laden sich sämtliche Cookies von YouTube.
…auch Botschafter des Latin…
Der Kolumbianer, der inzwischen zu den ganz wenigen der Welt gehört, die mit einer sechssaitigen Kontrabass-Gitarre virtuos umgehen können, wollte den Latin Jazz seit je her auch dort populär machen, wo er noch nicht so bekannt ist. Zumindest in der modernen Form, in der er ihn spielt. Heute zeigt sich, dass seine Entscheidung die goldrichtige war. Garcia-Herreros, mittlerweile auch vom internationalen Bass Magazine mit einer Coverstory geadelt, fand in Österreich schnell Anschluss und machte Bekanntschaft mit einigen der führenden Musikköpfe des Landes, was ihm ermöglichte, schon bald sein eigenes Projekt Snow Owl ins Leben zu rufen.
…und Erneuerer des Genres: Juan Garcia-Herrero.
Das große musikalische Ziel des heute 36-Jährigen ist, den traditionellen Latin Jazz klanglich in die Jetztzeit zu transferieren. Dabei stellt er sich die Frage, wie die Standards – nicht anderes bedeutet „Normas“ übersetzt – heute eigentlich klingen würden. Mehr als an einer simplen Wiedergabe des bereits Bekannten versucht sich Garcia-Herreros gemeinsam mit seiner erlesen besetzten Band (Mamadou Diabate, Roberto Quintero, Klaus Dickbauer, Jeremy und Jonathan Powell, Sabri Tulug Tirpan und Stoyan Yankoulov) an einer stileübergreifenden Interpretation des Latin Jazz. Er scheut vor keinem Genre zurück und lässt viel Modernes miteinfließen, wodurch er den klassischen Sound des Latin Jazz um viele weltmusikalische und rhythmisch ungewohnte Facetten erweitert.
Dass sein offener Ansatz und seine Musik viel Gefallen finden, belegt die Grammy-Nominierung seines Albums „Normas“aufs Klarste.
Michael Ternai
Termine:
13.11. Greimhalle, Sankt Peter (A)
14.11. Tangente, Eschen (FL)
15.11. Blue Note, Poznan (PL)
16.11. Live Club, Sofia (BG)
17.11. Drums Club, Stara Zagora (BG)
18.11. Beebop Cafe, Plovdiv (BG)
19.11. Odeion Kulturforum, Salzburg (A)
21.11. Jazz Nova Cava, Barcelona (ES)
24.11. ORF Radiokulturhaus Wien, Wien (A)
17.12. Festival Internacional Jazz Plaza, Havanna (CUB)
http://www.the-snow-owl.com