Dass man das musikalische Rad des Jazz nicht neu erfinden muss, um mit einen spannenden und mitreißenden Sound hinzubekommen, macht das JOHANNES THOMA ACOUSTIC QUARTET auf seinem soeben erschienenen Album “Get Real” (ATS) vor.
Zugegeben, die avantgardistischen Prinzipien sind es nicht unbedingt, denen sich Johannes Thoma und seine Kollegen Martin Kern (Saxophon), Andy Mayerl (Kontrabass) und Vladimir Kostadinovic (Schlagzeug) verpflichtet fühlen. Was aber keineswegs zu ihrem Nachteil ausgelegt werden sollte, denn die kunstvolle Art, mit der die vier Musiker den Jazz zu interpretieren und zu verwirklichen wissen, ist sehr eigen und vor allem betörend elegant.
Alles im Fluss
Die Stücke des Johannes Thoma Acoustic Quartets zeigen sich sehr facettenreich und vielschichtig auskomponiert und sind in ihrem Klang von einer edlen und warmen Note geprägt. Fern aller gekünstelten Sperrigkeit gelingt es dem Viergespann unter der Leitung des Wiener Pianisten, der unter anderem auf den Berklee College of Music in Boston seinem eigenen Stil verfeinern konnte, vor allem mit musikalischer Leichtfüßigkeit zu punkten. Obwohl es spieltechnisch, ganz dem Jazz entsprechend, instrumental doch auf sehr hohem Niveau komplex zur Sache geht, befindet sich auf „Get Real“ quasi alles in einem steten Fluss. Johannes Thoma und seine Mitstreiter verstehen sich zudem auch als musikalische Brückenbauer und greifen ebenso auf Traditionelles und einen altbewährten Sound zurück, wie sie sich gleichzeitig auch demonstrativ dem Zeitgenössischen verpflichtet fühlen.
Die in ihrer Art sehr feingliedrigen und im Stil den Regeln des Bepop angelehnten Nummern offenbaren sich als eine sehr abwechslungsreiche Geschichte. Ruhige aber verspielte Solopassagen finden über sich stetig steigernde und verdichtende Momente immer wieder ihre Auflösung in einem sehr gediegenen Gesamtklang, in einem, der die besonderen Fähigkeiten der Mitwirkenden für das dezente, aber umso wirkungsvollere Zusammenspiel ganz besonders hörbar werden lässt.
Die Musik, mit der das Johannes Thoma Acoustic Quartet auf “Get Real” auffährt, macht richtig Spaß, gleichzeitig besitzt sie aber auch jene Qualitäten, die alle oberflächliche und uninspirierte Gefälligkeit durchbricht. Ein wirklich schönes Hörerlebnis.
Michael Ternai
Johannes Thoma