Wien konnte sich in den letzten Jahren als eine der europäischen Jazzhauptstädte etablieren. Mitverantwortlich für diese Entwicklung zeigt sich der Verein “JazzWerkstatt Wien”, dessen Mitglieder immer wieder aufs Neue den Beweis erbringen, welch Qualität innerhalb der heimischen Jazz-Szene steckt. Ab 31. März lädt das junge österreichische Musikerkollektiv das Publikum zur bereits vierten Auflage des Jazzwerkstatt Festivals in das Wiener WUK.
Alles beim Alten? Nicht ganz. Anders als noch im letzten Jahr dauert das Festival nicht mehr einen Monat, sondern nur noch eine Woche. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Trotz des regen Interesses seitens des Publikums – so zählte man 2007 sage und schreibe über 3500 BesucherInnen – konnten die Veranstalter die verschiedenen Fördergeber leider nur in einem geringen Maße vom hohen Stellenwert dieses Projekts überzeugen. Diese sahen sich erneut nicht dazu veranlasst, die finanziellen Mittel für das laufende Jahr zu erhöhen. So muss man sich in der Wiener Jazzwerkstatt auch weiterhin mit eher kleinen Brötchen zufrieden geben, obwohl die Zeichen für eine erfolgreiche Entwicklung mehr als nur gut stehen würden. Das Konzept des Vereins hat inzwischen nämlich auch außerhalb Österreichs Schule gemacht. So stieß die Idee einer sich ständig im kreativen Prozess befindlichen Plattform sowohl in der Schweiz wie auch in Deutschland auf großes Interesse. Zudem finden sich die Namen der MusikerInnen der Jazzwerkstatt immer häufiger in den Programmen der großen heimischen Jazzfestivals, wie etwa beim Jazzfest Wien oder den Wiener Festwochen.
Ein weiterer Grund für die Entscheidung, das Festival zu verkürzen, waren auch Erfahrungen, die man in den vergangenen Jahren gemacht hat. Die Organisation eines sich über einen Monat erstreckenden Festivals ist einfach mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden, den die KünstlerInnen nicht mehr bereit waren, auf sich zu nehmen. Deswegen beschloss man, die musikalischen Schwerpunkte über das Jahr zu verteilen. Ein Plan, der natürlich auch zur Folge haben sollte, die Wiener Jazzwerkstatt öfter im Blickfeld der Öffentlichkeit zu platzieren. Besonders hervorzuheben ist dabei das Projekt mit dem Titel “Jazzwerkstatt Wien Amsterdam”, an dem MusikerInnen beider Städte gleichermaßen beteiligt sind. Es soll der Versuch unternommen werden, Stücke unabhängig voneinander zu komponieren und diese vom jeweils anderen weiterentwickeln zu lassen. Die Ergebnisse dieser Art von Zusammenarbeit sollen dem Publikum im Dezember präsentiert werden.
Musikalisch wartet das diesjährige Jazzwerkstatt Festival einmal mehr mit einem sehr unfangreichen und vielseitigen Programm auf. Dennoch wurde auch hier der Beschluss gefasst, diverse Änderungen vorzunehmen. Um auch neuen jungen Talenten die Möglichkeit zu geben, sich einem breiteren Publikum zu präsentieren, treten die bereits etablierten MusikerInnen und alten Bekannten, wie etwa Lorenz Raab, Wolfgang Schiftner, Clemens Salesny, Peter Rom oder Daniel Riegler eher in den Hintergrund. Zudem finden sich zahlreiche Gäste aus der Schweiz und aus Deutschland im Wiener WUK ein. Den Höhepunkt bildet aber mit Sicherheit der finale 26-stündige Jazz-Marathon, an dem nahezu alle Beteiligten nochmals auf der Bühne zusammenkommen, um dem Jazzwerkstattfestival einen würdevollen Ausklang zu verschaffen.
Michael Ternai
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