Jazzwerkstatt Festival Start mit Weiße Wände

Mit dem Wiener Karl Ritter eröffnet am 13. März einer der vielseitigsten und aktivsten österreichischen Blues- und Jazzgitarristen das diesjährige Jazzwerkstatt-Festival. Gemeinsam mit Herbert Pirker und Christian Reiner präsentiert der Musiker sein aktuelles Projekt “Weiße Wände”, in welchem er ganz die hohe Schule der Improvisation zelebriert.

 Fünf Jahre ist es nun her, dass eine handvoll junger Jazzer sich zusammengetan und die Jazzwerkstatt Wien ins Leben gerufen hat. Diese ambitionierten Nachwuchsmusiker waren Clemens Wenger, Clemens Salesny, Wolfgang Schiftner, Daniel Riegler, Bernd Satzinger und Peter Rom. Ziel der ganzen Aktion war es, eine kreative Plattform zu schaffen, in der junge MusikerInnen die Möglichkeiten erhalten sollten, ihren künstlerischen Ambitionen freien Lauf zu lassen. Anfangs konnte natürlich noch niemand ahnen, in welche Richtung sich das Projekt letztlich entwickeln würde. Heute, fünf Jahre später kann man durchaus sagen, dass es sich um ein echtes Erfolgsprojekt handelt. Das mag auch daran liegen, dass im Rahmen dieses Festivals den BesucherInnen die seltene Gelegenheit zu Teil wird, die musikalischen Entstehungs- und Entwicklungsprozess hautnah mitzuverfolgen.

Ganz dieser Tradition verpflichtet startet man auch in diesem Jahr. Eröffnet wird die Jazzwerkstatt mit Karl Ritters Projekt “Weiße Wände”. Gemeinsam mit dem Schlagzeuger Herbert Pirker und Sänger Christian Rainer taucht der Gitarrist tief in den Kosmos der Improvisation ein. Das enge Korsett einer Komposition wird bewusst abgelegt, ein Vorgehen, welches der Musik neue und sich stets verändernde Freiräume schafft. Das in vergangenen Jahr erschienene Album “nur für kurze zeit” zählt zu den interessantesten Veröffentlichungen aus dem Bereich der Improvisation, welches hierzulande in den letzten Jahre zu hören war.

 

Der Titel bedeutet nichts anderes, dass die Stücke, welche auf diesem Tonträger verewigt sind, bloß eine Art Momentaufnahme darstellen. Auf der Bühne erfinden sich die drei Musiker diese stets aufs Neue. Jede einzelne Komposition wird dabei immer wieder in seine Einzelteile zerlegt, bearbeitet und in einer veränderten Form dargebracht. Jene, die die Songs schon zu kennen glauben, werden überrascht sein, welche unvorhersehbare Wendungen die Stücke nehmen können. Erfreulich ist auch der Umstand, dass Karl Ritter den Spagat zwischen dem komplexen Charakter und einer gewissen Eingängigkeit meisterlich beherrscht, ohne dabei allzu sehr in Free-Jazz oder Pure-Noise-Eskapaden abzugleiten.

 

Das Trio hat seinen ureigenen und unverwechselbaren Stil gefunden, an dem Musikliebhaber mehr als nur Gefallen finden könnten. Wer also wieder einmal etwas Neues zu hören bekommen will, sollte sich “Weiße Wände” auf keinen Fall entgehen lassen.(mt)