James Hersey ist im vergangenen Jahr viel herumgekommen. Der austro-amerikanischen Singer/Songwriter verbrachte einige Monate in den USA, besuchte England und verweilte den Rest der Zeit in Österreich, wo er sich auch in kompletter Eigenregie daran machte, seine gewonnenen Eindrücke und gemachten Erfahrungen dieser Monate musikalisch zu einem Album zu verarbeiten. Das Ergebnis hört auf den Namen „Twelve“ und offenbart sich als eine wirklich gelungene und abwechslungsreiche Songsammlung, die richtig schön entspannt und erfrischend unpathetisch aus den Boxen schallt.
Dass James Hersey ein Händchen fürs Songwriting hat, weiß man spätestens seit dem Erscheinen seiner selbstbetitelten Debüt-EP 2010. Stilistisch irgendwo zwischen Coldplay, Jack Johnson und The Streets verortet, ist sein feingesponnener Pop, wie auch auf seinem neuen Album „Twelve“ zu hören ist, einer, der dann doch etwas aus dem Rahmen des Gewöhnlichen fällt. Denn auch wenn die Melodien und der runde Sound seiner Nummern, sich binnen kürzester Zeit ihren Weg in die Gehörgänge bahnen, bleibt eine gewisse Distanz, zu dem, was alles unter dem Begriff Mainstream zusammengefasst ist, dann doch bewusst aufrechterhalten.
Der erneut eine wirklich beeindruckende gesangliche Performance abliefernde James Hersey, der dieses Mal vom Liederschreiben, übers Einspielen bis hin zum Abmischen dieser alles selbst in die Hand genommen hat, hat scheinbar das Rezept dafür gefunden, seine Stücke ebenso gefällig wie auch anspruchsvoll erklingen zu lassen. An dem Punkt nämlich, an welchem nicht wenige Acts scheitern, ihrer Musik tatsächlich eine Seele zu verleihen, genau an diesem offenbart der austro-amerikanische Singer/Songwriter seine wahre Stärke. Bei ihm erklingt alles ungezwungen und leicht von der Hand, und genau aus diesem Grund auch authentisch und nicht aufgesetzt.
Die vielleicht größte Neuerung zu seinen bisher bekannten Liedern besteht in der Erweiterung des Gesamtsounds. Es sind nun vermehrt von einem Drumcomputer produzierte Beats, die den Takt vorgeben. Auch treten in manchen Passagen vermehrt richtig fette und fast schon dubstep-artig wummernde Basslines in den Vordergrund, was das Dargebotene im Ergebnis noch abwechslungsreicher macht.
„Twelve“ ist ein schönes Beispiel dafür, dass Popmusik nicht immer an der Oberfläche hängen bleiben muss, dass ein gewisser Qualitätsanspruch und Eingängigkeit keineswegs nur unvereinbare Gegensätze darstellen müssen. James Hersey auf jeden Fall macht klasse Musik, die man dann doch einmal einer intensiveren Gehörprobe unterziehen solle. Es lohnt sich. (mt)
Foto James Hersey: Mahir Jahmal
http://www.jamesherseymusic.com/