Iris Camaa / Ariel Ramirez – Coisas Boas

Auch wenn hierzulande es vielen vermutlich nicht wirklich bewusst ist, aber spricht man von Iris Camaa, so spricht man von einer der international erfolgreichsten österreichischen Musikerinnen der Gegenwart. Abgesehen davon, dass die Kärntnerin, egal ob nun mit ihrer eigenen Band oder als Mitglied der legendären und 7-mal für den Grammy nominierten deutschen Formation Tangerine Dream, konzertant inzwischen quasi die gesamte Welt bereist hat, konnte sie in der Vergangenheit vor allem auch mit ihren durch die Bank erstklassig rezensierten Veröffentlichungen viel Aufmerksamkeit erregen. Pünktlich zum zehnjährigen Bandjubiläum ist mit „Coisas Boas“ nun das neue Album der Musikerin, Sängerin und Komponistin (entstanden ist dieses wie auch schon das letzte in Zusammenarbeit mit dem kubanischen Gitarristen Ariel Ramirez) erschienen.

Iris Camaas klangliches Universum ist in vielen bunten Farben schimmerndes. Selber beschreibt sie ihre Musik als „Nu-soul adult contemporary music mit einem Hauch Latin und Jazz“, eine Eigendefinition, die den Nagel auf den Kopf trifft, drückt sie doch sehr schön aus, dass es hier um alles andere als geht, nur nicht um irgendwelche stilistischen Fragestellungen. Ihre Einflüsse aus den unterschiedlichsten Richtungen beziehend, gelingt es der Kärntnerin und ihrem kongenialen Partner Ariel Ramirez, aus dem vielen Verschiedenen etwas sehr Homogenes und Ganzes zu formen.

Das Besondere an den Nummern von Iris Camaa findet sich aber nicht nur in deren stilistischen Vielfalt. Es ist vor allem auch diese natürliche und ungezwungene Art, mit welcher die Sängerin und der Gitarrist ihre Musik behutsam mit viel Gefühl und Stimmung aufladen, die beeindruckt. Der in einem sehr warmen Klang gehaltene Gesamtsound, der von den beiden praktiziert wird, offenbart sich schon vom ersten Ton an als ein sehr gediegener und eleganter. Es scheint fast so, als würden die beiden leichtfüßig durch ihre Stücke tänzeln, und das obwohl die Kompositionen durchwegs doch sehr anspruchsvoller Natur sind.

Die vielleicht stärksten, eindringlichsten und fesselndsten Momente entwickeln sich auf dem Album vor allem aus den ruhigen und reduziert gehaltenen Nummern, dann, wenn Iris Camaa und Ariel Ramirez in dezentester Begleitung ihrer Band alleine mit ausdruckstarker und klarer Stimme, sowie einem sehr einfühlsamen und variantenreichen Gitarrenspiel mal den Gänsehautfaktor hochschrauben („Darling“, das kurze „Stunning“) oder einfach nur unbeschwert und in richtig lässiger Form losswingen („Coisa Boa“, „Sense of life“).

Mit „Coisas Boas“ legen Iris Camaa und Ariel Ramirez auf jeden Fall ein Album vor, auf dem hörbar alle Freude an der Musik ausgelebt wird. Es erwächst von Stück zu Stück zu einem wirklich schönen Hörerlebnis, zu einem, das vermutlich niemanden, der an einem gediegenen Klang Gefallen findet, kalt lässt. (mt)

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Iris Camaa