IRENE KEPL – „SololoS“

Ein musikalisches Lehrbeispiel im freien und stilistisch von allen Zwängen befreiten Spiel, genau ein solches bietet die Geigerin und Komponistin IRENE KEPL auf ihrem vor wenigen Wochen erschienenen Soloalbum „SololoS“ (Fou Records) auf wirklich spannende Art dar.

Nun, eines ist sicher: Es sind nicht unbedingt die einfachen musikalischen Formen, die diese Musikerin pflegt. Irene Kepl zählt genau zu jener Gruppe von Künstlerinnen, die stets ihre eigenen Wege gehen, die Eigenwilligkeit quasi zum Programm machen und auf der Suche nach dem neuartigen und ungewöhnlichen Klang alle Grenzen überschreiten. Die aus Oberösterreich stammende Geigerin formt sich nun schon seit Jahren ihren eigenen Sound, ihren eigenen musikalischen Ausdruck, der der innovativen Entfaltung jeden Raum bietet, quasi alles zulässt und hochinteressante klangliche Pflänzchen sprießen lässt.

Das kunstvolle Verweben von Verschiedenem

Cover “SololoS”

Auf ihrem Soloalbum ist es vor allem das Spiel mit den Gegensätzen, das das Geschehen auf spannungsgeladene Weise beherrscht. Im Geiste der Improvisation verarbeitet und verwebt Irene Kepl unterschiedlichste musikalische Elemente in spontaner Weise miteinander. Sie lässt Jazz auf Neue Musik und Klassisches treffen, feinfühlige Melodien auf schräge Klangexperimente. Streichend und zupfend entwickelt sie leise und sanfte Töne zu mächtigen Geräuschgebilden und wechselt unentwegt nach Belieben die Intensitäten.

In den insgesamt zwölf Stücken – die allesamt an einem Tag irgendwo in Frankreich entstanden sind – wechseln sich unentwegt Harmonisches und Disharmonisches ab, Melancholisches und Dunkles, Klares und Unscharfes, Lautes und kaum Hörbares. Zum Drüberstreuen lässt die Geigerin da und dort wie aus dem Nichts auch noch ihre Stimme erklingen. Man kann eigentlich nie voraussagen, in welche Richtung sich die Klanggeschichten letztendlich wirklich entwickeln.  Und genau das macht die ganze Sache so fordernd wie auch unterhaltsam.

Bildhafte Klangsprache

Die verschiedenen Elemente fügen sich auf „SololoS“ zu etwas sehr Lebendigem und Bildhaftem zusammen, sie wecken Assoziationen und regen die Fantasie der HörerInnen an. Man wird von der bereits mehrfach ausgezeichneten Geigerin entlang vielschichtiger Wege an verschiedenste Ort geführt, die alle in einem anderen Lichte erstrahlen und immer ein anderes Geheimnis offenbaren. Irene Kepl zeigt auf ihrem Soloalbum, dass der Improvisation sehr wohl etwas zutiefst gefühlvolles Musikalisches inne sein kann, dass sie sich nicht immer in einer Art Sperrigkeit verlieren muss. Wirklich schön dieser einmal anders gewählte Ansatz.

Michael Ternai

Links:
Irene Kepl
FOU Records